Streit um Bauvorhaben:Rätselhafter Denkmalschutz

Streit um Bauvorhaben: Das marode Stadtcafé im Moosburger Zentrum soll saniert werden. Auch eine mäßige Erhöhung will der Stadtrat zulassen. Das Landratsamt ist dagegen.

Das marode Stadtcafé im Moosburger Zentrum soll saniert werden. Auch eine mäßige Erhöhung will der Stadtrat zulassen. Das Landratsamt ist dagegen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Moosburger Stadtrat bleibt im Fall des Stadtcafés auf Konfrontationskurs mit dem Landratsamt und hält die geplante Aufstockung des unansehnlichen Gebäudes mehrheitlich auch weiter für zulässig

Von Alexander Kappen, Moosburg

Beim umstrittenen Bauvorhaben an Stadtplatz, Georg-Hummel- und Rentamtstraße, wo der Eigentümer auf dem Areal rund um das ehemalige Stadtcafé neue Wohn- und Gewerbefläche schaffen will, bleibt der Stadtrat auf Konfrontationskurs mit dem Landratsamt. Das Gremium hatte bei der Behandlung des Vorbescheids im Februar 2020 einer Erhöhung des bestehenden Stadtcafé-Gebäudes zugestimmt. Bei den Neubauten an der Georg-Hummel-Straße wollte es nur Satteldächer zulassen. Das Landratsamt hat diese Beschlüsse moniert und gedroht, das gemeindliche Einvernehmen zu ersetzen. Doch der Stadtrat zeigte sich am Montag unbeeindruckt und lehnte es ab, die Beschlüsse zurückzunehmen.

Die Stadtverwaltung hatte Beschlussvorlagen im Sinne des Landratsamts erarbeitet. Nachdem in den überarbeiteten Plänen im Bereich Rentamtstraße auf ein Geschoss verzichtet wird, hält die Kreisbehörde an der Georg-Hummel-Straße sowohl ein Satteldach als auch ein Attika-Geschoss für zulässig. Eine Erhöhung des Stadtcafés, an prominenter Stelle am Stadtplatz gelegen, ist nach Ansicht der Denkmalschutzbehörde dagegen nicht zulässig. Wobei man dazu sagen muss, dass das Gebäude selbst nicht unter Denkmalschutz steht. In der Sitzung vor gut einem Jahr war jedoch unter anderem damit argumentiert worden, dass eine Erhöhung an dieser zentralen Stelle der Altstadt den Charakter verändern würde.

Philipp Fincke (FDP) konnte das überhaupt nicht nachvollziehen. Bereits im Februar 2020, als er in der betreffenden Sitzung noch als Zuschauer im Raum gesessen sei, "habe ich mich gefragt, warum der Antragsteller nicht genauso hoch bauen darf wie wir als Stadt selbst mit dem Feyerbabendhaus oder der Heilingbrunner", also die beiden Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft. Für Fincke stand deshalb fest: "Ich werde heute für die Erhöhung stimmen."

Dritter Bürgermeister Michael Stanglmaier (Grüne) fand es "sehr begrüßenswert, dass vom Landratsamt nach 15 Monaten auch mal eine Entscheidung gekommen ist". Allerdings sah er in den Unterlagen "keinen neuen Sachverhalt", der seine Fraktion zum Umdenken bewege. "Wir halten die Aufstockung für verträglich und das Satteldach für städtebaulich wichtig", so Stanglmaier. Den Denkmalschutz verstehe er ohnehin nicht so recht. Photovoltaikanlagen auf einem Dach in der Altstadt würden einerseits nicht genehmigt, "dafür aber eine Attikageschoss an einer solchen zentralen Stelle der Stadt". Dem Beschlussvorschlag der Verwaltung stimme man nicht zu, "weil die Entscheidung vor 15 Monaten die richtige war".

Unterstützung für die Haltung der Grünen gab es von der CSU. "Wir haben uns damals ja lange Gedanken darüber gemacht", erinnerte Vizebürgermeister Georg Hadersdorfer. Die CSU werde deshalb bei den damaligen Beschlüssen bleiben: "Wir sehen keinen Grund, warum der Antragsteller nicht so hoch bauen darf wie in der Umgebung."

SPD-Stadtrat Martin Pschorr konnte sich noch gut "an die damalige Debatte erinnern, ich dachte auch, dass eine Aufstockung möglich ist", sagte er am Montag. Jetzt, wo es das Landratsamt anders sehe, könne man bei den Beschlüssen bleiben und sagen: "Wir haben aber Recht gehabt." Oder man nehme die nun vorliegende Variante, und die sei in jedem Fall "besser als so, wie es jetzt ist", sagte er in Anspielung auf das unansehnliche Äußere des Stadtcafés, das den Moosburgern seit Jahren ein Dorn im Auge ist. Er stimme der Beschlussvorlage deshalb zu, auch wenn das gesamte Bauprojekt wegen der Verkehrssituation "in dieser Größenordnung problematisch ist".

Bürgermeister Josef Dollinger (FW) betonte er habe "schon damals gegen die Erhöhung gestimmt und ich mache das auch heute". Auch alle Fachleute hätte gesagt, eine Erhöhung komme nicht in Frage, "aber der Stadtrat hat in bewährter Manier mal wieder anders entschieden".

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