Süddeutsche Zeitung

Störche im Landkreis Freising:Jetzt fehlen nur noch mehr Frösche

Heuer sind die ersten Weißstörche früh aus dem Winterquartier in den Landkreis gekommen. Sie finden einige neue Nistmöglichkeiten vor. Außerdem sollen mehr Nahrungsflächen her.

Von Petra Schnirch, Freising/Moosburg

Die Störche haben den Horst auf der ehemaligen Versuchsbrennerei am Weihenstephaner Berg in diesem Jahr sehr früh bezogen. Laut der Storchenkarte des Landesbunds für Vogelschutz (LBV) kam das erste Tier bereits am 2. März an, das zweite am 14. März. In den vergangenen Jahren dagegen wurden sie meist erst Ende April gesichtet. In Hohenkammer ist bisher nur die Ankunft eines Storches belegt. Auf einem alten Flutlichtmast mit Nisthilfe, der sich neben dem Schlossbiergarten befindet, sind 2020 zwei Jungstörche großgezogen worden. Eine neue Nistmöglichkeit ist unterdessen mit Unterstützung des Landschaftspflegeverbands Freising im Moos bei Thonstetten entstanden.

Nach welchen Kriterien Störche ihre Nistplätze letztlich auswählen, ist aus menschlicher Sicht nicht so einfach nachzuvollziehen. Das künstliche Nest, das der Bund Naturschutz auf der alten Versuchsbrennerei anbringen ließ, stand zehn Jahre lang leer, bevor dort im Frühjahr 2018 das erste Paar brütete. In Erding haben sich vor kurzem mitten in der Altstadt zwei Störche auf einem Mobilfunkturm niedergelassen, wie Manfred Drobny, Kreisgeschäftsführer des Bundes Naturschutz, berichtet. Ein Nistangebot auf dem Thonstettener Kirchturm haben die Störche in den vergangenen sieben Jahren verschmäht. In den vergangenen Tagen sei dort allerdings immer wieder ein Weißstorch gelandet, erzählt David Eschler, Projektleiter beim Landschaftspflegeverband.

Ein Landwirt hat den neuen Horst montiert

Der neue Horst, den ein Landwirt in 13 Metern Höhe auf einen Baumstamm montiert hat, befindet sich etwa 600 Meter von der Kirche entfernt, mit Sicht auf die Wiesen des Thonstettener Mooses. Angelegt wurde er im Zuge des Verbundprojektes "Landschaft + Menschen verbinden - Kommunen für den bundesweiten Biotopverbund". Auch auf dem Kirchturm ist auf Initiative der Stadt Moosburg nachgebessert worden: Der Horst aus Edelstahl, der einen Durchmesser von 1,50 Meter hat, wurde neu mit Nistmaterial eingedeckt, sowie mit weißer Farbe besprüht, um Hinterlassenschaften von Störchen zu simulieren. "So soll der Storch angelockt werden und sich gleich wohlfühlen, weil er den Eindruck vermittelt bekommt, dass der Horst schon einmal besetzt war", erklärt David Eschler. Er hoffe sehr, dass die Nester angenommen werden. In Thonstetten war der letzte brütende Storch 1945 erschossen worden.

Manfred Drobny vermutet, dass es sich in Weihenstephan diesmal um ein anderes Paar als 2018 und 2019 handelt. Im vergangenen Jahr sei das angestammte Paar offenkundig vertrieben worden. Er habe beobachtet, dass das Nest zeitweise von bis zu einem Dutzend Störchen belagert worden ist. Junge gab es 2020 keine, die Eroberer des Horstes seien wohl zu jung, zu unerfahren oder zeitlich zu spät dran gewesen. Der Horst in Weihenstephan sei ideal, weil er so hoch sei. Das Freisinger Moos sei in Sichtweite und er sei gut anzufliegen. Wenn dort Jungstörche aufgezogen werden, können Interessierte dies womöglich direkt verfolgen: Die TU München hat eine Webcam installiert. Derzeit läuft noch die Erprobungsphase, sobald das System zuverlässig funktioniert, sollen die Störche für alle zu sehen sein.

Es braucht mehr Nahrung für die Störche

Damit die Zahl der Weißstörche weiter steigt, plant der Landschaftspflegeverband Maßnahmen, um die Nahrungsflächen zu vergrößern, weil die Art vor allem durch Nahrungsmangel gefährdet ist, wie Eschler erklärt. Vorgesehen sind beispielsweise Grabenaufweitungen, auch feuchte, extensive Wiesen sollen geschaffen werden. Nach und nach solle im Landkreis ein Netz aus Lebensräumen für Tiere und Pflanzen entstehen, die einen Biotopverbund bilden. Das Projekt bei Thonstetten habe zum Ziel, die Kommunen im Ampertal für die praktische Umsetzung solcher Maßnahmen zu gewinnen, der Verband wolle sie dabei unterstützen. Manfred Drobny hofft auch, dass sich die Ausweisung der Isarauen als Naturwald positiv auswirken wird und dort wieder Weißstörche brüten.

Angelegt werden sollen aber auch weitere künstliche Nisthilfen. Noch in diesem Jahr plane der Landschaftspflegeverband, einen Horst auf dem Schloss in Inkofen zu installieren, schildert David Eschler. In den kommenden vier Jahren sollen im Landkreis gemeinsam mit dem LBV insgesamt acht Nistmöglichkeiten im Ampertal entstehen.

Weitere Informationen gibt es im Internet: www.lbv.de/naturschutz/artenschutz/voegel/weissstorch/storchenkarte/

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SZ vom 04.05.2021/av
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