Süddeutsche Zeitung

Freisinger Steinkaserne:Landkreis hat bei Zwischennutzung Vorrang

Der Landkreis hat das Stabsgebäude der Steinkaserne gekauft, jetzt denkt man über die übergangsweise Nutzung nach. Die will man erst einmal selbst bestreiten, die restlichen freien Räume können Vereine und Kunstschaffende mieten.

Von Peter Becker, Freising

Der Zeitpunkt hätte nicht optimaler sein können: Seit Ende Oktober ist der Landkreis Freising jetzt Eigentümer des ehemaligen Stabsgebäudes der Steinkaserne. Der Kaufpreis ist an die Stadt Freising bezahlt und die Übergabe ist erfolgt. Einen Teil des Gebäudekomplexes nutzt der Landkreis vorläufig zur Einrichtung eines Impfzentrums zur Bekämpfung der Coronapandemie. Geplant ist, dass mittelfristig ein Teil der Verwaltung des Landkreises in dann neu eingerichtete Büros einzieht. Bis dies so weit ist, soll das Gebäude für die nächsten drei bis vier Jahre niederschwellig genutzt werden. Architekt Alexander Fthenakis sagte im Kreisausschuss des Kreistags, dass Räume in diesem Zeitraum an Gruppen oder Personen vermietet werden könnten, die sich sonst schwertun, irgendwo unterzukommen.

Gemäß einem Wertgutachten vom Juni diesen Jahres "ist das Gebäude in einem abgenutzten Zustand und sanierungsbedürftig". Für eine weitere Nutzung stehen erhebliche Reparatur- und Modernisierungsmaßnahmen an. Auch eine Schadstoffsanierung ist geplant. Der Kreistag hat in seiner Sitzung im Juli beschlossen, das Gebäude erst mal niederschwellig zu nutzen. Bis es endgültig in Büroräume des Landratsamts umgewandelt ist, vergehen einige Jahre. Für die nächsten drei bis vier soll es so weit instandgesetzt werden, dass in diesem Zeitraum niederschwellige Nutzungen möglich sind. Für diese muss erst mal eine Genehmigung der Stadt vorliegen. Dann beginnen die notwendigen Bauarbeiten und im Oktober könnten dann mögliche Interessenten einziehen.

Das Gebäude wird für drei bis vier Jahre Zwischennutzung notdürftig instandgesetzt

Zu denen gehört natürlich an oberster Stelle das Landratsamt selbst. Rainer Schneider (FW) warnte davor, in der Öffentlichkeit allzu große Begehrlichkeiten bei möglichen Bewerbern zu wecken. "Erste Priorität sollte zunächst in ganzer Breite der Eigentümer haben", betonte der Fraktionssprecher der Freien Wähler. In der Kategorie B sehen die Planer "gebündelte kulturelle Nutzungen der Stadt Freising und des Landkreises" sowie der Stadt Freising selbst. An dritter Stelle folgen Bildungseinrichtungen wie etwa die Volkshochschule. Als nächstes folgen auf der Skala die Vereine. Am unteren Ende der priorisierten Kategorien stehen Solo-Selbständige, freischaffende Künstler, Start-ups und Ähnliches.

Die Gesamtkosten für die nötigen Baumaßnahmen betragen etwa 340 000 Euro. Um diese wieder einigermaßen auszugleichen, ist geplant, "angemessene Nutzungsentgelte" zu verlangen. In welchem Ausmaß, das steht noch nicht fest. Die Nutzungsentgelte richten sich nach der Fläche, den pauschalisierten Betriebskosten, etwaigen Stellplätzen, Zugang, Sicherheit, einer Kaution und ähnlichen Dingen. Florian Plajer vom Hochbauamt des Landkreises sagte, dass es schon viele Anfragen aus dem kulturellen Bereich gebe. Allerdings "definiert der Raum die Nutzung", fügte er hinzu. Laut Sitzungsunterlage soll eine angemessene Beteiligung der Öffentlichkeit an der Zwischennutzung erfolgen. Schon allein um dem Interesse willen, das diese an dem ehemaligen Kasernengebäude hegt. Der Zugang zu dem ehemaligen Stabsgebäude soll natürlich gemäß den aktuellen pandemiebedingten Einschränkungen erfolgen. Geplant ist, dass Anfang des kommenden Jahres eine Besichtigung durch die Kreisräte stattfinden soll.

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SZ vom 08.12.2020/ilos
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