Wirtschaft:Start-up will den Markt stürmen

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Bianca Bauer (links) und Rosa Montiel-Winter setzen auf Yalité. (Foto: privat)

Vor zwei Jahren haben sich die beiden Absolventinnen der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Bianca Bauer und Rosa Montiel-Winter, mit Yalité selbstständig gemacht. Wie läuft es heute?

Von Ronja Bartel, Freising

Bianca Bauer und Rosa Montiel-Winter, Absolventinnen des Lebensmitteltechnologie-Studiums der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, haben das geschafft, wovon viele Studierende träumen: Sie haben sich mit ihrem eigenen Start-up selbstständig gemacht. Ihre Erfindung Yalité ist ein von der mexikanischen Kultur inspirierter, naturbelassener Eistee. Heute haben sie viele Erfolge zu verzeichnen, sie stehen aber auch vor Schwierigkeiten.

Die Idee für Yalité entstand bereits 2017. Mithilfe des Food-Start-Up-Inkubators der Hochschule forschten und entwickelten Bauer und Montiel-Winter den Eistee, bevor sie 2020 schließlich begannen, ihr Produkt auf den Markt zu bringen. Das Getränk kommt komplett ohne künstliche Zusatzstoffe wie Süßungsmittel, Konservierungsstoffe, Konzentrate und Aromen aus. Stattdessen verwendet das Unternehmen nur drei Bio-Zutaten: Grüntee-Jasmin, Limetten-Direktsaft und Rohrzucker.

Den handwerklichen Teil der Produktion haben Bauer und Montiel-Winter mittlerweile abgegeben. Das Start-up arbeitet nun mit einem Familienbetrieb am Ammersee zusammen. So bliebe die Herstellung des Eistees „immer noch recht regional“, betonen die Gründerinnen. Auch im Vertrieb hat sich einiges getan. Der Eistee wird von zwei Biogroßhändlern einer regionalen Bio-Kette im Raum München und Freising angeboten. Laut Bauer sei Yalité insgesamt bei über 70 Anbietern vertreten.

Trotzdem ist das Start-Up weiterhin ein zwei-Frauen-Unternehmen: Mehr Mitarbeitende haben die beiden Gründerinnen bisher nicht eingestellt. Auch finanzieren sie sich weiterhin aus eigenen Rücklagen. Diese Geschäftsführungsweise nenne sich Bootstrapping, so Bauer. „Dadurch sind wir immer sehr vorsichtig vorgegangen und auch organisch gewachsen.“

Die beiden jungen Unternehmerinnen werben auf Food-Messen und Festivals für ihr Produkt

Die Hochschulabsolventinnen haben im vergangenen Jahr die Werbetrommel für Investoren gerührt. Auf Food-Messen, Musik-Festivals und Sommerfesten stand ihr Eistee außerdem für potenzielle Kunden zur Verkostung. Bisher wären sie damit durchaus erfolgreich gewesen. „Wir haben von den Kunden und auch von den Einkäufern selbst gutes Feedback bekommen.“ Der Verkauf laufe recht gut, allerdings werde das Start-up durch ihre maximale Produktionsmenge eingeschränkt – ein Problem, mit dem viele kleine Betriebe zu kämpfen haben.

Vor allem bei Getränke-Start-ups sei, so Bauer, am Anfang die Gewinnmarge sehr klein. Für ein lukrativeres Geschäft wäre eine größere Produktionsmenge nötig, um die Produktionskosten pro Flasche zu senken. Zusätzlich wären Investitionen in ein größeres Team hilfreich, das sich um Vertrieb, Betreuung Außendienst und Marketing kümmere. Auch das will bezahlt sein. „Im Moment sind wir noch sehr weit davon entfernt, vom Umsatz leben zu können“, bedauert Bauer. Im Moment kostet der Eistee im Biomarkt 1,99 Euro, erhöhen wollen die beiden Gründerinnen den Preis nicht.

Und dann ist da noch das „Nachhaltigkeits-Dilemma“

Besonders ihr Konzept zum Umweltschutz stellt das die beiden vor ein „Nachhaltigkeits-Dilemma“, so Bauer. Yalité setzt auf Mehrweg-Glas. Seit dem Ukraine-Krieg schwankt der Preis dafür stark. Zusätzlich gebe es laut Montiel-Winter für kleine Betriebe bisher keine Lösung für die Rückführung des Glases. „Jede Bewegung der Flasche von A nach B kostet.“ Es gebe große Firmen die diese Dienstleistung anbieten, aber dafür müsse man regelmäßig eine Mindestgröße abnehmen. „Als Start-up, das noch nicht weiß, wie groß die Nachfrage sein wird, kann man diese Verträge natürlich noch nicht machen.“

Das Unternehmen würde gerne auch den Sprung ins Sortiment von größeren Händlern schaffen, laut den Gründerinnen sei das aber schwierig. „Man muss hartnäckig genug sein, immer weiter nachfragen.“ In der Gastronomie scheitere der Kontakt oft daran, dass die Betriebe bereits vertraglich an große Konzerne gebunden wären und keinen neuen Eistee ins Sortiment aufnehmen dürften.

Das neue Ziel: einen Partner für Produktion, Vermarktung und Auslieferung finden

In einem Getränke-Start-up wie Yalité steckt also eine Menge Arbeit – diese zu zweit zu bewältigen sehen die beiden Gründerinnen für die Zukunft kaum als Möglichkeit. Statt wie zuvor weiter nach rein finanziellen Investoren zu suchen, haben die beiden sich deshalb ein neues Ziel gesteckt: Sie wollen einen strategischen Partner finden, eine Firma, die für sie produziert, vermarktet und ausliefert: Zum Beispiel ein Getränkeunternehmen mit bereits vorhandener Infrastruktur, das Yalité ins Portfolio aufnehmen könnte.

Mit einer solchen Unterstützung wäre auch die Produktion einer zweiten Sorte denkbar. Diese steht laut den Gründerinnen schon länger in den Startlöchern: Mit Hibiskus-Tee soll sie wie die erste Sorte Jasmin-Tee-Limette von der mexikanischen Kultur inspiriert sein. „Bisher haben wir uns diese zweite Produktion aber finanziell noch nicht getraut“, sagt Montiel-Winter. Sollte die neue Sorte kommen, wird das wohl auch auf dem Instagram-Kanal von Yalité verkündet werden. Ab und zu posten die Gründerinnen dort außerdem Veranstaltungsinformationen und Rezept-Ideen für Aperitif und Cocktails mit ihrem Eistee - mit und ohne Alkohol.

Den beiden Frauen ist wichtig, darüber aufzuklären, dass ihr Eistee kein pures Sommergetränk ist. Im Winter ist er auch heiß trinkbar: „Mit oder ohne Schuss“ lacht Montiel-Winter. Wer jetzt neugierig geworden ist, kann den Eistee mittlerweile auch im Unterhaus des Lindenkellers in Freising probieren. Dort ist Yalité seit Kurzem im Sortiment vertreten.

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