Süddeutsche Zeitung

Ständiges  Ärgernis:Der Problem-Parkplatz

Die tägliche Jagd nach einer Lücke am Freisinger Bahnhof nervt viele Pendler, sie wünschen sich mehr Stellplätze. Andere befürworten ein Fahrradparkhaus und eine bessere Busanbindung

Von Clara Lipkowski, Freising

Die Domstadt Freising ist ja bekanntlich eine typische Pendlerstadt. Viele Menschen leben hier, arbeiten aber im Raum München und nutzen morgens den Freisinger Bahnhof, um auszuschwärmen. Dass der Park-and-Ride-Platz aber seit Längerem schon morgens hoffnungslos überfüllt ist und teils wild geparkt wird, darüber wurde in den vergangenen Tagen heftig auf Facebook debattiert. Die SPD und die Freien Wähler beteiligten sich und natürlich viele andere Bürger.

Der Sozialdemokrat Andreas Mehltretter etwa nutzt die Gelegenheit zu erwähnen, dass seine Partei einen Antrag im Stadtrat eingebracht hatte, die Parkplätze aufzustocken. Und zwar, indem man die Busparkplätze verschwinden lassen sollte und damit neue Autostellplätze schaffe. Leider aber sei der Antrag abgelehnt worden. Die Busstellfläche findet er trotzdem "völlig unnötig", schreibt Mehltretter, weil sie vor allem für Ruhezeiten der Linienbusse genutzt werde. Dies sei aber auch an der Luitpoldanlage möglich. Ein anderer Facebook-Nutzer sieht bei den Bussen ein Problem, die statt auf den eigentlich vorgesehenen Plätzen lieber auf Kurzzeitparkplätzen und denen für "Personen mit eingeschränkter physischer Mobilität" Halt machen, wie er schreibt.

Ein Ausweg aus der Parkmisere: Homeoffice

Wie die SZ berichtete, möchte die Stadt die Situation verbessern. In den Stadtentwicklungsplan "Step 2030" hat es das Thema geschafft, erst muss aber noch eine "Strukturuntersuchung" her, heißt es. Um dem Problem-Parkplatz ein wenig schneller beizukommen, böte sich der Vorschlag einer Nutzerin an, der sich auf ein Wort komprimieren lässt: "Homeoffice". Das ist ja eigentlich klar. Wer zu Hause arbeitet, fährt nicht mit dem Auto zum Bahnhof. Eine andere Userin spricht das Reizthema Fahrradstellplätze an. Sie wünscht sich ein Fahrradparkhaus. Großzügig, beleuchtet und, wenn es geht, videoüberwacht. "Man bekommt ja ab acht kaum mehr sein Fahrrad untergestellt", schreibt sie. Das ist das nächste Problem.

Das Bahnhofsareal, von manchen auch "Fahrradverhau" genannt, ist bekannt für seine in vielen Reihen geparkten Drahtesel. Findet auch ein anderer Leser, der allerdings um sein Fahrrad bangt, eines wurde ihm nämlich schon geklaut. Aber zurück zu den Autos. Ernst Berg von den Freien Wählern postet ein Modell des Freisinger Bahnhofareals der Zukunft. Ein Parkhaus oder Parkdeck möchte er. Und: Eine Fußgängerbrücke und gar eine Unterführung für Busse und Autos. "Natürlich wird das dauern", schreibt er, "aber hoffentlich nicht zu lange!"

Mehr Parkplätze? "Aus welchem Jahrhundert kommt das denn?"

Das beeindruckt nicht jeden der Facebook-Nutzer: "Ach Freising!", murrt einer, "zu viele Autos, also lasst uns doch mehr Parkplätze bauen!? Aus welchem Jahrhundert kommt das denn?" Auch Oliver Fell aus Marzling hält davon nicht viel. "Bau 10 Parkplätze und du wirst 10 Autos ernten; bau 100 Parkplätze und du wirst 100 Autos ernten; bau 1000 Parkplätze und du wirst merken, dass im Zug kein Platz für dich ist." Und weiter: "Bau den öffentlichen Nahverkehr aus und/oder biete sichere (!) Stellplätze fürs Radl und du brauchst keine Parkplätze."

Ins Spiel kommt auch ein Shuttle-Bus. Der solle Pendler zum Bahnhof bringen, und zwar von einem Park-and-Ride-Platz weiter außerhalb. Der öffentliche Bus kommt als Alternative in der Debatte nicht gut weg. Er fährt dem Vernehmen nach zu selten und nicht lang genug. Auch an das Gewissen wird appelliert: "Der Parkplatz ist besonders viel durch Lerchenfelder Pendler belegt - die könnten wirklich vermehrt auf das Rad oder den Stadtbus umsteigen." Einem, der sich erst spät zu Wort meldet, ist das alles offenbar zu umständlich gedacht. Warum viel schreiben, wenn es ein Wort tut: "Taxi?!"

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Quelle:
SZ vom 15.12.2017/clli
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