Stadtrat grübelt weiter:Denkmäler als Zeitzeugen

Stadtrat grübelt weiter: Bis heute ist man beim Thema Erhalt oder Abriss der Moosburger Stalag-Wachbaracken immer noch nicht entscheidend vorangekommen. Die SZ gibt einen Überblick über die Chronologie der Ereignisse.

Bis heute ist man beim Thema Erhalt oder Abriss der Moosburger Stalag-Wachbaracken immer noch nicht entscheidend vorangekommen. Die SZ gibt einen Überblick über die Chronologie der Ereignisse.

(Foto: Marco Einfeldt)

Bis heute ist nicht klar, was mit den noch stehenden drei Wachbaracken des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A passieren soll, wenn die Stadt Moosburg dort das Schulzentrum erweitert

Von Alexander Kappen

Es ist ziemlich genau acht Jahre her, dass der Moosburger Stadtrat beschloss, das Grundstück zwischen Schlesier-, Altvater- und Banatstraße für die Erweiterung des Schulzentrums Nord mit Gymnasium, Mittel- und Grundschule zu reservieren. Vor allem für Sportplätze und eine dringend benötigte Mensa. Schon damals stellte sich die Frage, was dann mit den noch stehenden drei Wachbaracken des ehemaligen Kriegsgefangenenlagers Stalag VII A passieren soll, die sich auf dem Gelände befinden; und wie viele von ihnen erhalten werden sollen oder können. Bis heute ist man in der Sache immer noch nicht entscheidend vorangekommen. Die SZ gibt einen Überblick über die Chronologie der Ereignisse.

Schon im Mai 2011 entschieden sich die Lokalpolitiker dafür, eine der drei Baracken zu erhalten und die beiden anderen der Schulerweiterung zu opfern. Das ist auch heute, acht Jahre später, der aktuelle Stand - wenn es nach dem Stadtrat geht. Knackpunkt ist allerdings die Einschätzung des Denkmalschutzes, der bei der Abwägung der Interessen naturgemäß etwas andere Prioritäten setzt.

Nachdem der Bauausschuss des Stadtrats im Dezember 2012 den Erhalt der Baracke Nummer 1 bestätigt hatte, trat im Frühjahr 2013 das Landesamt für Denkmalpflege auf den Plan und erklärte alle drei Baracken auf dem Grundstück an der Schlesierstraße zu Baudenkmälern. Der Anstoß dazu kam vom früheren CSU-Bürgermeister Herbert Franz, der später Vorsitzender des Stalag-Vereins war und sich mit seinem Antrag beim Landesamt für Denkmalpflege für den Erhalt der Originalschauplätze des Kriegsgefangenenlagers einsetzen wollte.

Gegen den Abbruch der Baracken sprach neben dem Denkmalschutz zunächst auch die Tatsache, dass darin eine Obdachlosenunterkunft und weitere Wohnungen untergebracht waren. Nach dem Bau einer neuen Notunterkunft an der Landshuter Straße, die im November 2017 eröffnet worden ist, ist das nun kein Hinderungsgrund mehr - der Denkmalschutz dagegen sehr wohl. Der Bebauungsplan für die Erweiterung des Schulzentrums an der Schlesierstraße wurde vom Stadtrat bereits im Juli 2014 gefasst und vom Stadtrat Mitte März 2019 im Wesentlichen noch einmal bestätigt. Demnach sollen die Baracke Nummer 3 und Nummer 5 zu Gunsten von Mensa und Sportplatz abgerissen und in der Baracke Nummer 1 ein virtuelles Stalag-Museum errichtet werden. Immer noch nicht geklärt ist, ob sich damit nun auch der Denkmalschutz anfreunden kann. Bis jetzt gibt es "leider nichts Neues", so die aktuelle Auskunft von Bürgermeisterin Anita Meinelt. Die nächsten Gespräche mit den Denkmalschützern sind für April terminiert.

Im vergangenen November hatten Hildegard Sahler vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege sowie Wolfgang Stäbler von der Landesstelle für nicht staatliche Museen im Stadtrat ihre Sicht der Dinge dargelegt. Stäbler sprach von der Bedeutung für die deutsche und europäische Geschichte, die erhaltene Baudenkmäler wie die in Moosburg haben. Sahler plädierte dafür, die Baracken 1 und 3 zu erhalten, damit man die Struktur des Lagers noch erkenne. Eine Sichtweise, die einige Stadträte teilen. Andere wiederum halten den Erhalt der Einser-Baracke für ausreichend - zumal in der Neustadt bereits ein Stalag-Museum mit einer vierstelliger Anzahl an Exponaten existiert. An der Schlesierstraße sollte der Erweiterung des Schulzentrums ihrer Meinung nach daher so viel Raum wie möglich gegeben werden.

Dass die Schulen Platz für eine Erweiterung benötigen, ist indes im Stadtrat unstrittig. Diskussionswürdig ist für manche Amtsträger nur, was das geeignetste Grundstück dafür ist. So hat UMB-Stadtrat Erwin Köhler nun abermals einen anderen Standort ins Gespräch gebracht. "Die Beratung des für die Erweiterung des Schulzentrums Nord notwendigen Bebauungsplans führte am 11. März 2019 zu der Erkenntnis, dass die im Bereich der Wachbaracken an der Schlesierstraße möglichen Maßnahmen für den derzeit akuten Bedarf nur knapp ausreichen", schreibt er in einer Mail an seine Stadtratskollegen und die Bürgermeisterin. Deshalb sei es dringend notwendig, ein auf die Zukunft ausgerichtetes Gesamtkonzept zu entwickeln. Er verweist dabei auf "weiteren Bedarf für Einwohnerzuwachs".

Es sei Aufgabe der Stadt, sich "umgehend eine ausreichende Fläche des dem Schulgelände im Süden anliegenden unbebauten Areals zu sichern", das in Privatbesitz ist. Für Köhler wäre das der Königsweg, denn "im Rahmen des Gesamtkonzeptes ist sowohl dem Schulbedarf als auch den Belangen des Denkmalschutzes Rechnung zu tragen".

Nun darf man gespannt sein, ob und mit welchem Ergebnis über diesen Vorschlag im Stadtrat beraten wird - und ob sich die Denkmalschützer in Sachen Schlesierstraße bewegen und ihre Position überdenken . . .

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