Stadtentwicklung:Papier ist geduldig

Die Broschüre zum "Step 2030" ist gedruckt. Doch Fehlentwicklungen werden sich allein mit diesen Leitlinien nicht verhindern lassen.

Von Kerstin Vogel

Die Broschüre zum Stadtentwicklungsplan 2030 ist gerade frisch gedruckt, da beschleichen einen schon leise Zweifel am letztendlichen Nutzen dieses Werks. Sicher, es sind dort starke, erstrebenswerte Ziele formuliert. Man will die Lebensqualität in Freising sichern, das unausweichliche Wachstum verträglich gestalten, die historische Bausubstanz retten, die Umwelt, das Klima schützen. Doch Fehlentwicklungen werden sich allein mit diesen Leitlinien nicht verhindern lassen, wie sich am Beispiel der Clemensänger zeigt.

So, wie die Step-Ziele zum "Gewerbe" formuliert sind, wäre die geplante Ansiedlung des Lebensmittelgroßhändlers Transgourmet in Lerchenfeld wohl eher abzulehnen. Ausdrücklich als Wunschkandidaten für eine Gewerbeansiedlung werden jedenfalls andere Branchen genannt - und auch das formulierte Ziel, Nutzungskonflikte zwischen Wohnen und Gewerbe künftig zu minimieren, scheint mit einem Logistikbetrieb der geplanten Größe leicht zu verfehlen.

Doch andererseits schließen die Leitlinien die Entscheidung für den Lebensmittelhändler und seine riesige Halle eben auch nicht aus - eine echte, möglicherweise sogar verbindliche Entscheidungshilfe für die Stadträte sieht anders aus.

Ob das Wachstum wirklich verträglich gestaltet werden kann, ob sich die Lebensqualität allen Zumutungen der Boom-Region zum Trotz halten lässt, wird also auch weiterhin vom Mut und dem Willen der Stadträte abhängen: Dem Willen, den Zielen auch tatsächlich entsprechende Entscheidungen folgen zu lassen, und dem Mut, das auch dann zu tun, wenn auf der anderen Seite - wie mit dem Verkauf der Clemensänger - das große Geld lockt.

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