Süddeutsche Zeitung

Musikschule Freising:Alle singen für Martin

Die Stadt Freising verabschiedet sich mit einem bunten musikalischen Abend von ihrem langjährigen Musikschulleiter Keeser. OB Eschenbacher ernennt ihn zum "Ehrendirigenten des Freisinger Symphonieorchesters".

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Martin Keeser wird am Freitag sicher geahnt haben, dass es bei seiner offiziellen Abschiedsfeier als Freisinger Musikschulleiter recht musikalisch zugehen wird. Der genaue Ablauf für diesen Abend war jedoch eine streng geheime Kommandosache. Das Programm griff beispielhaft Schwerpunkte aus dem künstlerischen Schaffen von Martin Keeser auf und lag, um den scheidenden Freisinger Musikschulleiter zu überraschen, darum auch nicht öffentlich aus.

Eine Überraschung war für den 65-Jährigen, der als Musikschulleiter in Ruhestand geht, auch die besondere Ehrung, die ihm an diesem Abend zuteil wurde. Freisings Oberbürgermeister Tobias Eschenbacher ernannte Martin Keeser zum "Ehrendirigenten des Freisinger Symphonieorchesters", ein Ensemble, das von Keeser 2012 gegründet worden war und das ihm besonders am Herzen liegt. Als Leiter des Symphonieorchesters bleibt Keeser der städtischen Musikschule auch im Ruhestand erhalten, was natürlich alle freut.

Sein Nachfolger als Freisings Musikschulleiter, Odilo Zapf, führte am Freitagabend launig durch das Programm. "Lieber Martin", sagte er augenzwinkernd, "jetzt ist es soweit. Das ist Dein Abend und wer Dich kennt, der weiß genau, dass das genau Dein Ding ist: Im Mittelpunkt stehen und sich feiern lassen." Das musikalische Programm bestand durchweg aus Werken, die von Martin Keeser komponiert, initiiert oder inspiriert worden waren. Da ist im Laufe der Jahre einiges zusammengekommen. Schließlich war Keeser 42 Jahre lang Lehrer an der städtischen Musikschule, davon elf Jahre in verantwortlicher Position als Leiter. Odilo Zapf sagte, er sei sanft aber doch mit Nachdruck von Keeser dazu gedrängt worden, sich um seine Nachfolge zu bewerben und er übernehme von ihm ein gut bestelltes Haus. Martin Keeser habe ihn im vergangenen Jahr der Amtsübernahme begleitet und ihm dabei auch so komplizierte Dinge erläutert wie "wann man nun genau wen und warum überhaupt wegen des Martinszugs anrufen muss", berichtete Zapf.

Viele ehemalige Schüler von Martin Keeser gestalteten das Programm, reisten dafür auch von weiter her an - wie aus Wien oder Weimar. Einer hatte an diesem Abend sogar selbst Geburtstag, setzte sich dennoch ans Klavier und bekam dafür eine Flasche Champagner von Odilo Zapf überreicht. Die war finanziert aus dessen Privatschatulle, um den Etat der Musikschule nicht unnötig zu belasten. Ein anderer hatte für Martin Keesers Abschiedsfeier sogar die Einladung zum Neujahrsempfang des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder sausen lassen.

Der musikalische Reigen begann mit einem Auftritt der Streicher des Freisinger Symphonieorchesters, die Händels Ouvertüre in B zur Aufführung brachten. Es ging weiter mit Schuberts "An die Musik " (Cordula Krätzel, Gesang, Jacob Burzin, Klavier) und Brahms "Ungarischen Tänzen" (Valerie und Leonie Bulenda) sowie Stücken aus den Keeser-Musicals "Frederick, die Maus" und aus "Arleccin und Julia".

Kurzfristig unterbrochen wurde der Verlauf der Abschiedsfeier mit einem nicht im geheimen Programm aufgeführten Spontanauftritt der drei Originalratten aus der Frederick-Aufführung von 1993 (Roland Goerge, Gabriel Keeser und Kassian Stroh). Eine für diesen Anlass gegründete "Martin Keeser Tribute-Band" erinnerte mit "Come together" an die von Keeser initiierte große Beatles-Revival-Show, mit der er gleich zwei Mal die Luitpoldhalle gefüllt hatte. Sogar Freisings Kulturreferent Hubert Hierl sang an diesem Abend und zwar zusammen mit dem erst vor wenigen Tagen gegründeten Musikschul-Beirat-Chor. "Wir haben tagelang geübt", versicherte Hierl. Grünen-Stadtrat Jürgen Maguhn, ebenfalls Mitglied im Musikschulbeirat, sang auch mit.

Martin Keeser wurde an diesem Abend nicht nur zum Ehrendirigenten des "Freisinger Symphonieorchesters" ernannt. Peter Hackel überreichte ihm zudem die Goldene Ehrennadel des Verbandes der bayerischen Sing- und Musikschulen. "Aber nur unter der Bedingung, dass wir immer Deine aktuelle Handynummer haben. Für den Fall, dass wir Deinen Rat brauchen oder einen Juror für "Jugend musiziert." Außerdem wurde Martin Keeser noch ein größeres, nicht handelsübliches Gebinde eines mit Sicherheit sehr wohlschmeckenden Rotweins überreicht, für die stillen Abende mit seiner Frau Beate, ein Fotobuch mit Aufnahmen aus den vergangenen elf Jahren seiner Zeit als Musikschulleiter - und das Kollegium hatte noch für einen Dirigierkurs gesammelt, den Keeser sich gewünscht hatte. "Nun ist es aber auch wieder gut", sagte dieser nach der zweistündigen Abschiedsfeier. "Ich bin hin und weg, das war eine ganz große Ehre für mich. Von diesem Abend werde ich lange zehren".

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SZ vom 13.01.2020
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