Freising:Rundgang durchs Stabsgebäude

Vorrangig sind in dem Gebäude der ehemaligen Stein-Kaserne Büros für die Landkreisverwaltung geplant, aber auch Vereins- und Veranstaltungsräume sind denkbar.

Von Peter Becker, Freising

Vergangenheit und Gegenwart liegen nahe beinander im ehemaligen Stabsgebäude der General-von-Stein-Kaserne. Im alten Pförtnerhäuschen stehen noch die Fernseher herum, mit denen sich vor bald 20 Jahren die Wachen die Zeit vertrieben haben. Ein Raum schaut aus, als wäre er fluchtartig verlassen worden. So als stünde der Feind vor der Tür und der einstige Büroinhaber habe gerade noch sein Überleben retten wollen. Im Kellerraum weist ein hastig hingepapptes Blatt Papier an einer vergitterten, gepanzerten Tür darauf hin, dass der Inhalt des Zimmers dem Verein Frohsinn gehört. Im Westflügel des Gebäudes herrscht dagegen reges Leben. Dort sind das Impfzentrum und dessen Verwaltung eingezogen. Und im ersten Obergeschoss werden die ersten Zimmer für ihre künftige Nutzung hergerichtet.

Zu sehen war das alles auf einem Rundgang durch das alte Stabsgebäude, den Landrat Helmut Petz (FW) und Florian Plajer, Leiter des Tief- und Hochbauamts am Landratsamt, am Donnerstagvormittag anführten. Die Behörde möchte dort am Rande des Steincenters ein zweites Standbein für die Verwaltung errichten, seine über das ganze Stadtgebiet verteilten Dependancen zusammenführen. Zum Stabsgebäude hinzu kommt ein Neubau, der auf einem Nachbargrundstück entstehen soll. Beide Liegenschaften hat der Landkreis der Stadt Freising abgekauft.

Die in Freising verteilten Dependancen sollen zusammengeführt werden

Vom ursprünglichen Plan, erst das neue Gebäude zu bauen und dann das Stabsgebäude einer Generalsanierung zu unterziehen, ist die Verwaltung abgekommen. Es sei bei der Raumnot in Freising niemandem zu vermitteln, ein Bauwerk wie das Stabsgebäude einige Jahre leer stehen zu lassen. Der Plan reifte heran, den Komplex einer niederschwelligen Nutzung zuzuführen. "Und wir haben losgelegt", sagte Petz. Wobei das Landratsamt jetzt doch an eine intensivere Nutzung denkt als zuvor. "Der Aufwand ist zwar höher", sagte Petz. "Wir haben aber schneller mehr Büroräume."

Was die Nutzung anbelangt, denkt der Hausherr zunächst in erster Linie an sich selbst. Der Löwenanteil der entstehenden Büroräume soll zunächst der eigenen Verwaltung zu Gute kommen. Irgendwann im August zieht dann das Contact-Tracing-Team (CTT), das derzeit in der Lerchenfelder Realschule untergebracht ist, ins Stabsgebäude ein. Im ersten Obergeschoß des Stabsgebäudes werden für diesen Zweck schon die ersten Räume hergerichtet. 50 Frauen und Männer des CTT sollen dort unterkommen.

Freising: Zur Besichtigung des Stabsgebäudes haben sich (von links) Landrat Helmut Petz, Abteilungsleiter Florian Plajer und Martin Rafael Luque Lopez getroffen.

Zur Besichtigung des Stabsgebäudes haben sich (von links) Landrat Helmut Petz, Abteilungsleiter Florian Plajer und Martin Rafael Luque Lopez getroffen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Homeoffice-Möglichkeiten, Open-Space-Büros und neueste EDV-Technik

In unmittelbarer Nähe dazu wird ebenfalls gearbeitet. Dort soll zunächst "experimentell" gearbeitet werden, um die modernen Arbeitswelten, die am Landratsamt Einzug halten sollen, auszuprobieren. Zeitgemäß sollen die Mitarbeiter von zu Hause aus arbeiten können. Auch an Open-Space-Büros ist gedacht. Ausgerüstet sind diese Zimmer und die des CTT bereits mit Technik. "Die komplette EDV-Verkabelung ist auf dem neuesten Stand der Dinge", versichert Plajer.

6075 Quadratmeter Bruttofläche stehen dem Landratsamts im alten Stabsgebäude zur Verfügung. Nutzbar sind davon 4000 Quadratmeter. Zunächst gibt es mal Platz für etwa 150 Mitarbeiter. Steht das neue Bürogebäude kommen weitere 4500 Quadratmeter dazu.

Möglicherweise ziehen Klassen der Wirtschaftsschule vorübergehend ein

Zunächst heißt das Motto aber laut Plajer: "Raum sucht Nutzung". Was das Landratsamt nicht für sich selbst beanspruchen will, kommt anderen Einrichtungen und Zwecken zu Gute: Denkbar sind kulturelle Veranstaltungen oder Bildungsangebote. Vereine könnten dort ebenfalls für eine gewisse Zeit unterkommen. Und weil etwa umfangreiche Sanierungsarbeiten an der Wirtschaftsschule anstehen, ist es gut möglich, dass einige Schulklassen vorübergehend im Stabsgebäude unterkommen.

Die spektakulärsten Räume liegen dabei im Heizungskeller und unter dem Dach. Man darf darauf gespannt sein, was für einer Nutzung der Heizungskeller der ehemaligen Kaserne zugeführt wird. Direkt unter dem Dach gibt es zwei Räume mit einer Größe von jeweils 400 Quadratmetern. Früher befanden sich dort Materiallager und die Kleiderkammer der Kaserne. Sie stehen derzeit leer. Zu sehen sind die Löcher im Boden, anhand derer die Untersuchungen zur Statik der Fehlböden ermittelt wurden. Auch sie dürften zu Objekten der Begierde von Vereinen oder Veranstaltern werden. Beispielsweise könnte der Archäologische Verein dort eine Dauerausstellung unterbringen.

Vor dem Kauf des Stabsgebäudes hat es das Landratsamt auf eventuelle Schadstoffe hin untersuchen lassen. Davon zeugen Löcher, die in die Mauern geschlagen worden. Altlasten sind tatsächlich vorhanden. "Doch damit können wir umgehen", versicherte Plajer.

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