Staat streicht Zuschüsse:Vorzeigeprojekt Rentabel in Gefahr

Weil der Bund die Sozialausgaben kürzt und den Jobcentern weniger Geld zuweist, könnte das Ende für das Caritas-Projekt Rentabel gekommen sein.

Nora Ernst

Weil der Bund die Sozialausgaben kürzt und den Jobcentern weniger Geld zuweist, könnte das Ende für das Freisinger Caritas-Projekt Rentabel gekommen sein. Rentabel beschäftigt derzeit 30 sogenannte Ein-Euro-Jobber mit sozialpädagogischer Betreuung. Der Bund aber hat den Etat für Eingliederungsmaßnahmen für Hartz-IV-Empfänger um beinahe ein Drittel gekürzt. Deshalb werden voraussichtlich etliche dieser Jobs gestrichen, wenn der Bewilligungsbescheid im Juni ausläuft.

Dem Projekt fehlen dann aber nicht nur Mitarbeiter, sondern auch Geld. Denn für jeden Teilnehmer, der sozialpädagogisch betreut wird, erhält die Caritas eine Pauschale. "Wir sehen uns massiven Kürzungen gegenüber, die existenzbedrohend sind", sagt Rentabel-Leiterin Carola Neulinger. Wie viele Stellen wegfallen sollen, dazu will sie sich derzeit nicht äußern, da sie noch in Verhandlungen mit dem Jobcenter und dem Landratsamt stehe. "Aber wenn der Sachstand so bleibt, muss ich Rentabel schließen", sagt sie. "Um das abzuwenden, wäre ein kleines Wunder nötig."

Robert Winkler, Geschäftsführer des Jobcenters, will ebenfalls keine konkreten Zahlen nennen. Dass Stellen gestrichen werden, hält er aber für sehr wahrscheinlich. Winkler bedauert das: "Für Leute, die eine sozialpädagogische Betreuung brauchen, sind diese Jobs die einzige mögliche Maßnahme, um auf den Arbeitsmarkt vorbereitet zu werden." Rentabel sei zudem ein sehr erfolgreiches Projekt. Carola Neulinger hält die Sparmaßnahmen der Bundesregierung für kurzsichtig: "Die Langzeitarbeitslosen, die wir nicht betreuen können, stehen doch bald wieder vor der Tür des Jobcenters, weil sie keine Stelle finden."

Auch bei den Stellen für junge Menschen unter 25 muss wohl gespart werden. Sechs gibt es im Landkreis, alle bei Etappe, einer Teileinrichtung von Rentabel. "Vielleicht fallen eine oder zwei Stellen weg", schätzt Winkler. Das sei jedoch bislang Spekulation. Martin Bayerl, Leiter von Etappe, fürchtet um das Fortbestehen des Projekts. "Wir versuchen alles, aber die Summe, die mit der Betreuungspauschale wegfällt, ist kaum zu kompensieren", sagt er. Dabei sei auch Etappe sehr erfolgreich. 60 Prozent der unter 25-Jährigen seien 2010 entweder in therapeutische Behandlung oder auf den Arbeitsmarkt vermittelt worden.

Der Landkreis hat für drei Jahre die Miete des Etappe-Hauses übernommen. Zu weiteren finanziellen Unterstützungen sieht er sich nicht in der Lage. "Natürlich wollen wir das Projekt nicht sterben lassen, aber wir haben nicht die nötigen finanziellen Mittel, um es zu retten", sagte Landrat Michael Schwaiger am Montag. Das Landratsamt sehe die Kürzungen des Bundes kritisch. Dennoch sei es nicht möglich, alle Defizite aufzufangen. "Wir können leider nicht alles ausbügeln, was der Bund verbockt hat."

Martin Bayerl ist sich dessen bewusst. Er hofft zumindest auf ideelle Unterstützung: "Es wäre hilfreich, wenn Stadt und Landkreis deutlich machen würden, dass sie unsere Arbeit anerkennen. Etwa indem sie kleine Aufträge an uns, und nicht an Firmen vergeben." Auf diese Weise, so hofft er, würden Privatleute oder Unternehmen dazu bewogen, dasselbe zu tun oder zu spenden. Schwaiger betonte, er könne dieses Anliegen nachvollziehen, es sei jedoch relativ schwierig, geeignete Arbeitsbereiche zu finden.

Derzeit herrscht bei den Beteiligten Ratlosigkeit, wie das Überleben der Projekte gesichert werden könnte. "Alle sind sich des Problems bewusst", sagt Neulinger, "Aber wir sehen keine Lösung".

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