Staat in der Verantwortung:Trennlinien überschreiten

Bundestagskandidat Andreas Mehltretter wirbt für Integration

Von Peter Buchholtz, Freising

Gut besetzt waren die acht Tische beim Integrationsbrunch des Freisinger SPD-Bundestagskandidaten Andreas Mehltretter am Samstag. Neben dem integrationspolitischen Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, Arif Taşdelen, hatte Mehltretter Vertreter zahlreicher kultureller und religiöser Vereine, unterschiedlicher Nationen, Initiativen und Helferkreise zum gemeinsamen Frühstück in den Lindenkeller eingeladen. Mehr als 50 waren der Einladung gefolgt und hatten schon vorab bei der Anmeldung auswählen können, ob sie vegetarisch, vegan, halal, koscher oder doch gerne alles essen würden.

Bevor das Frühstücksbuffet allerdings eröffnet wurde, begrüßte Mehltretter seine Gäste mit eindringlichen Worten. "Es passiert zu oft, dass wir nebeneinander herleben. Integration funktioniert nur, wenn wir Trennlinien überschreiten", sagte der 25-Jährige. Grundvoraussetzung dafür sei es, die Sprache zu lernen als Grundlage für Ausbildung oder Beruf. Den Geflüchteten diese zu verweigern mache dagegen "überhaupt keinen Sinn", Ausbildung und Arbeit seien die "beste Integration überhaupt", fuhr er fort.

Bei Integration gehe es aber nicht nur um Eingliederung von Neuankömmlingen. Auch Langzeitarbeitlose, Obdachlose und Menschen mit psychischen Erkrankungen müssten stärker in die Gesellschaft integriert werden. Für diese Menschen da zu sein, sei die "große Aufgabe für den Sozialstaat", sagte der Bundestagskandidat immer wieder unterbrochen vom Applaus der Gäste. Die Ehrenamtlichen im Publikum würden immenses leisten, da dürfe es nicht sein, dass der Staat sich aus der Verantwortung ziehe. Mit dem Brunch wolle er deswegen "einen kleinen Beitrag zur Integration leisten".

Arif Taşdelen lobte seinen Vorredner ebenso wie die Arbeit der vielen Ehrenamtlichen, die sich in Freising in der Flüchtlingsarbeit engagieren. In der Vergangenheit seien Verwaltung und Politik häufig zufrieden gewesen, wenn Migranten nicht negativ aufgefallen seien. "Ist es mein Ziel in dieser Gesellschaft nicht aufzufallen?", fragte er. Aufgabe der Politik sei es, Bedingungen und Angebote zu schaffen, dann erst könne über Sanktionen gesprochen werden, sollten diese nicht angenommen werden. Aus diesem Grund sei im Vorjahr im Landtag die Enquete-Kommission "Integration in Bayern aktiv gestalten und Richtung geben" gegründet worden, der er vorsitzt. Kernaufgabe der Kommission sind die Untersuchung der Situation von Migranten in Bayern sowie der Chancen, Risiken und Herausforderungen, welche die Integration der nach Bayern zugewanderten Menschen mit sich bringt. Selbst wenn Menschen nicht in Deutschland bleiben dürften, sollten diese für die Zeit ihres Aufenthalts arbeiten dürfen. Damit könne jeder seinen Teil zur Gesellschaft beitragen und es sei die beste Entwicklungshilfe überhaupt. Deswegen forderte Taşdelen eine Neugestaltung des Zuwanderungsgesetzes. Der CSU warf er vor, sie denke, je besser Migranten integriert seien, desto schwieriger werde man sie wieder los.

Im Anschluss mischten sich die Politiker unter die Gäste, unter denen auch einige Asylbewerber aus Freising waren. An den Tischen kam es beim gemeinsamen Frühstück zu vielen interessanten Gesprächen und Begegnungen. Der Integrationsbrunch war Teil der "Woche der Zukunft", in der Mehltretter sieben Gesprächsrunden zu den Themen Bildung und Innovation, Digitalisierung und Arbeit 4.0, Klimawandel sowie Integration und Europa organisiert hatte. Die Abschlussveranstaltung findet am Freitag, 4. August, im Hofbrauhauskeller statt. Unter dem Motto "Politik für eine bessere Zukunft" hat Mehltretter die Juso-Bundesvorsitzende Johanna Uekermann eingeladen.

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