Sportvereine in Freising und Erding:Optimistisch durch die Krise

Sportvereine in Freising und Erding: In einer großen Kletterhalle, wie sie der Alpenverein in Freising betreibt, sind die steigenden Energiekosten nicht so ohne weiteres wegzustecken.

In einer großen Kletterhalle, wie sie der Alpenverein in Freising betreibt, sind die steigenden Energiekosten nicht so ohne weiteres wegzustecken.

(Foto: Marco Einfeldt)

Zwar nötigen die steigenden Energiekosten die meisten durchaus zu Sparmaßnahmen, an den Mitgliedsbeiträgen will aktuell aber keiner rütteln. In Freising befürchtet man wegen der Finanzkrise der Stadt allerdings Einschränkungen bei den freiwilligen Leistungen.

Von Matthias Vogel

Die großen Vereine in den beiden Landkreisen Erding und Freising sind optimistisch, ihr Schiff sicher durch die rauen Zeiten mit immer weiter steigenden Energiekosten manövrieren zu können. Einkalkulierte Mehrkosten sollen durch Sparmaßnahmen, vorerst aber nicht durch die Erhöhung der Mitgliedsbeiträge aufgefangen werden. Fast seherische Fähigkeiten könnten dem TSV Neufahrn zugesprochen werden. Weil der Verein sich bereits seit drei bis vier Jahren intensiv mit dem Stromkosten-Management in der eigenen Dreifachturnhalle am Galgenbachweg auseinandersetzt, wird ihn die aktuelle Heizkostenexplosion zwar beschäftigen, aber nicht sprengen. "Wir haben schon 2013 die Hallenbeleuchtung auf LED-Lampen umgestellt", sagt Schriftführerin Birgit Bandle.

Starke Stromverbraucher hat der Verein sukzessive gegen sparsamere Modelle ausgetauscht, die Thermostate lassen sich ganz smart aus der Ferne regulieren. "So können wir beispielsweise eine Viertelstunde vor Trainingsbeginn die Heizung an- und am Ende wieder pünktlich ausstellen", so Bandle. Ginge es nach der Vereinsführung, wäre der TSV sogar bereits Stromanbieter. Auf dem Dach der Halle sorgt eine Photovoltaikanlage für wohl temperiertes Duschwasser. "Bei der Einspeisung von nicht gebrauchtem Strom hapert es noch an der Verbindung von der Anlage zum Anschlusspunkt, aber da sind wir dran."

Sportvereine in Freising und Erding: Auf dem Dach der TSV Halle in Neufahrn wurde bereits eine Photovoltaik-Anlage installiert. Nun muss noch eine alte Turbine unter dem Dach ausgetauscht werden, um Energie zu sparen.

Auf dem Dach der TSV Halle in Neufahrn wurde bereits eine Photovoltaik-Anlage installiert. Nun muss noch eine alte Turbine unter dem Dach ausgetauscht werden, um Energie zu sparen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Als nächster Schritt soll die 30 Jahre alte Turbine unter dem Hallendach ausgetauscht werden, die Luft und Umluft wälzt. Mit den Ressourcen sparsam umzugehen, das ist mittlerweile im kollektiven Bewusstsein der 1700 Köpfe starken Sportlergemeinde verankert. "Wir müssen daher keinen speziellen Fokus auf das Verhalten der Mitglieder legen", sagt Bandle. Alle anfallenden Umrüstkosten oder das Plus an Energiekosten könne der Verein gut stemmen, ohne die Mitgliedsbeiträge anzuheben, so Bandle.

Beim TSV Erding wird es wohl ein paar Eistage weniger geben

Rainer Winter, Vorsitzender des TSV Erding, sieht den Folgen der Krise entspannt entgegen. Generell sei er kein Freund von Aktionismus. "Wir werden sehen, was da auf uns zukommt und wie wir mit den Zuschüssen für den Hauptverein umgehen müssen. Wenn es Probleme gibt, reden wir mit allen und ziehen das wieder gerade." Zu bewirtschaften hat der TSV die Gerd-Vogt-Halle und sein Vereinsheim. Die Abteilungen zahlen für ihre Nutzungszeit der Halle.

Sportvereine in Freising und Erding: Rainer Winter, Vorsitzender des TSV Erding, ist kein Freund von Aktionismus, wie er sagt.

Rainer Winter, Vorsitzender des TSV Erding, ist kein Freund von Aktionismus, wie er sagt.

(Foto: oh)

Ein bisschen Sorgen machen die fast 40 Jahre alte und damit eher ineffiziente Heizung im Vereinsheim und die Eiszeiten für die Sparten Eishockey und Eiskunstlauf. "Das läuft ja über die Stadtwerke. So wie es aussieht, haben wir ein paar Wochen lang weniger Eistage. Das ist in sofern ärgerlich, weil wir groß angekündigte Events der Eishockey-Nachwuchs-Teams zurückziehen müssten", sagt Winter. Ob der gestiegene Energiepreis eine Erhöhung der Eintrittspreise für die Spieler der Bayernliga-Mannschaft nach sich ziehe, bleibe abzuwarten. "Unsere Mitglieder müssen aber keine höheren Beiträge bezahlen", so der Vereinschef.

Beim DAV in Freising gibt es schon einen "Klimasolidarbeitrag"

Ebenfalls nicht am monatlichen Obolus seiner 6000 Mitglieder rütteln möchte die Sektion Freising des Deutschen Alpenvereins. Vorerst. "Die gestiegenen Energiekosten gingen für uns ganz schön ins Geld und es ist ja noch nicht absehbar, wohin die Reise noch gehen wird", gibt der Vorsitzende Christian Rester zu Protokoll. Die Touren durch das alpine Voralpenland berühren die gestiegenen Energiekosten freilich kaum - die eigene Hütte dort wird mit Holz beheizt. Dafür frisst die Kletterhalle am Seilerbrückl ordentlich Energie. "Sie ist sehr groß und 15 Meter hoch", beschreibt Rester die ehemalige Lagerhalle, die natürlich energetisch nicht auf dem neuesten Stand und "sehr komplex" zu beheizen sei. Das Gros der Mehrkosten wird durch einen Klimasolidarbeitrag aller Mitglieder aufgefangen. "Aber es kann durchaus sein, dass wir die Eintrittspreise für die Öffentlichkeit anheben müssen", so Rester.

Der TSV Jahn Freising hat etwa 4000 Mitglieder und - gemessen an dieser Zahl - nur wenig Raum selbst zu beheizen und zu beleuchten: die Jahnhalle an der Fischergasse. Dort wird zum Beispiel die Heizung heruntergefahren, wenn bewegungsintensive Sportarten ausgeübt werden. "Dann ist den Sportlern ja ohnehin warm", sagt der Vorsitzende Franz Lupp. So logisch, wie es das Verhalten der Nutzerinnen und Nutzer ebenfalls sein sollte: Licht aus, wenn es nicht benötigt wird, Stoßlüften, nur kurz duschen. 14 Sparten gibt es beim Jahn, die einen schreiben schwarze, die anderen rote Zahlen. "Das ist bei uns immer eine Mischkalkulation."

Doch die könnte durch die Abteilung Schwimmen ins Ungleichgewicht geraten. "Den Bädern laufen die Kosten davon, die dann weiter gereicht werden. Wenn das Defizit plötzlich zu hoch wird, hat das für uns Grenzen. Die Folge wäre sehr bedauerlich, nämlich ein reduziertes Angebot." Mit Sorge beobachtet Lupp daher auch die "massiven Defizite" im aktuellen Haushalt der Stadt Freising. "Das dürfte sich auf die freiwilligen Leistungen für die Vereine auswirken." Im Sommer habe er nach entsprechenden Plänen der Stadt gefragt. Dass er keine Antwort bekommen hat, war für ihn das Zeichen: "Es gibt keinen Plan."

Der Freistaat zumindest verdoppelt die Vereinspauschale

Immerhin hat der Freistaat seit dem 6. November einen Plan. "Die Bayerische Staatsregierung hat umfangreiche Hilfen für Sportvereine beschlossen. So soll die Vereinspauschale 2023 verdoppelt und ein Bayerischer Härtefallfonds aufgelegt werden, von dem Vereine profitieren können, die aufgrund der aktuellen Energiekrise akut in ihrer Existenz bedroht sind", heißt es in einer Pressemitteilung von Florian Herrmann, Staatsminister und Freisinger Stimmkreisabgeordneter.

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