Spender-Karriere:18 Eimer voll Blut

Mangelware Blut

Der Freisinger Johann Steininger hat insgesamt 76 Liter Blut gespendet - in 45 Jahren (Symbolbild).

(Foto: ZDF und ECO Media TV Produktion/)

Kein Freisinger hat so oft Blut gespendet wie Johann Steininger. Dafür ist er nun geehrt worden.

Von Laura Dahmer, Freising

76 Liter Blut, 170 Liter Blutplasma, 45 Jahre. Hinter diesen Zahlen versteckt sich eine einzige Person: Es ist Johann Steiningers stolze Bilanz als Blutspender. "Das sind zusammen ja mehr als 18 Eimer voll!", staunt er selbst. Bildlich habe er sich diese Menge noch nie vor Augen geführt. In diesem Jahr wurde Steininger vom Bayerischen Roten Kreuz dafür geehrt, dass er immer wieder bereitwillig seinen Arm hinhält - so oft wie kein Landkreisbürger vor ihm. Am Dienstag war er zum 152. Mal bei der Vollblutspende.

Das erste Mal Blut gelassen hat der Zollinger 1972, als Soldat bei der Bundeswehr. Die hatte damals dazu aufgerufen. "Jeder, der mitgemacht hat, bekam einen Tag Sonderurlaub", erinnert er sich grinsend. Seitdem geht der mittlerweile 67-jährige Rentner immer spenden, sobald er wieder darf - mindestens 56 Tage müssen zwischen zwei Blutabnahmen liegen. Und das, obwohl es dafür mittlerweile weder Urlaub, noch eine andere Entlohnung gibt. Anders zu Beginn seiner Blutspender-Karriere: Da bekam Steininger noch ein Lebensmittelpaket im Wert von etwa 15 Mark. "Dort war immer das Gleiche drin: Erdnüsse, Schokolade, Nudeln mit Soße. Aber alles Markenware", weiß er noch. Inzwischen kann man sich oft noch ein paar Kleinigkeiten von einem Wühltisch mitnehmen. Die größte Errungenschaft bei seiner jüngsten Spende: ein kleiner, mit rosa Flausch überzogener Wecker, den Steininger seinem Enkel schenkte.

Für eine Plasmaspende gab es einst 32 Mark

Bei der Plasmaspende habe es damals sogar 32 Mark gegeben. Sieben Jahre lang hat der ehemalige Schrankenwärter Blutplasma gespendet - bis zu 40 Mal pro Jahr, etwa 200 Mal insgesamt. Plasmaspenden sind öfter möglich als sogenannte Vollblutspenden, weil das restliche Blut vom Plasma getrennt und in den Körper zurückgeführt wird. Dabei können bis zu 850 Milliliter entnommen werden, bei der Vollblutspende sind es immer nur 500. "Meistens bin ich schon ein paar Tage später wieder hin und hab noch mal gespendet." Um die Belohnung ging es Steininger dabei nicht. "Man bekommt ja immer mal mit, dass jemand für eine Operation Blut braucht. Oftmals kommt man selbst auch irgendwann in die Situation." Deshalb finde er es wichtig, dass sich Freiwillige regelmäßig beteiligen, wenn sie können. Für seine Spenden tourt der 67-Jährige durch den ganzen Landkreis und sogar bis nach München, er wurde schon in Nandlstadt, Au, Freising und Allershausen angezapft.

Spender-Karriere: Keine Angst vor der Nadel: Johann Steininger spendet regelmäßig Blut.

Keine Angst vor der Nadel: Johann Steininger spendet regelmäßig Blut.

(Foto: Marco Einfeldt)

"Einmal fragte mich eine Krankenschwester, ob ich mir Drogen spritze - weil meine Arme so zerstochen sind"

Gerne lässt Steininger auch Krankenpfleger in der Ausbildung an sich üben. Mit dem Ergebnis, dass bei mancher Blutabnahme drei oder vier Mal gepikst werden muss. "Einmal fragte mich eine Krankenschwester, ob ich mir Drogen spritze - weil meine Arme so zerstochen sind", Steininger lacht und zeigt seine Armbeuge, die an den Adern entlang tatsächlich ziemlich zerfurcht ist.

Aus seiner Familie hat er niemanden zur regelmäßigen Abnahme inspirieren können: "Ab und an kommt mal meine Frau mit, ein andermal ihre Tochter. So fleißig wie ich geht aber sonst keiner", erzählt er. Das liege aber auch an den strengen Vorgaben, die für die Blutspende gelten. Bekannte Steiningers, die mal Gelbsucht hatten oder zu starke Medikamente nehmen, kommen als Spender nicht mehr infrage. Aber auch am Tag selbst kann noch was schiefgehen, wie der Freisinger erzählt: "Es gibt immer wieder einige, die schon fast die Nadel im Arm haben und dann doch wieder nach Hause müssen." Grund dafür: ein zu hoher Puls, zum Beispiel durch Aufregung. "Das kann mir nicht mehr passieren", schmunzelt der Zollinger. Generell sei er selbst noch nie abgewiesen worden.

Nächstes Jahr ändert sich das allerdings, da geht Johann Steiningers Ära zu Ende: Nach Vorgaben des Deutschen Roten Kreuzes darf nur bis zu einem Alter von 68 Jahren gespendet werden. Die 225, die nächstbeste und zugleich höchste Ehrungsstufe des Roten Kreuzes, bei der Vollblutspende wird er somit nicht mehr knacken können.

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