SZ Gute Werke:Schicksalsschläge, die in die Armut führen 

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Ein Schicksalsschlag kann einen Lebensentwurf komplett über den Haufen werfen. Für viele hat das auch finanzielle Folgen - das Geld reicht kaum oder nicht mehr aus, um über die Runden zu kommen. (Foto: Stephanie Pilick/dpa)

Ein schlimmer Unfall, eine Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen können ganz plötzlich eine Lebenswelt aus den Fugen geraten lassen. Für viele bedeutet das auch große finanzielle Sorgen. Das SZ-Hilfswerk Gute Werke möchte helfen.

Von Gudrun Regelein, Freising

Ein schlimmer Unfall, eine Trennung oder der Tod eines geliebten Menschen sind einschneidende Erlebnisse. Sie können ganz plötzlich eine Lebenswelt aus den Fugen geraten lassen. „Das kann Menschen komplett aus der Bahn werfen“, sagt Margit Wander von der Schuldnerberatung der Caritas Freising. Viele seien in dieser Ausnahmesituation überfordert, eine Abwärtsspirale setze sich in Gang. Für manch einen oder eine habe das auch finanzielle Folgen: Das Geld reiche kaum oder nicht mehr aus, um das Leben zu stemmen.

Wie bei Frau M.. Die 63-Jährige war über ein Jahr lang eine der Klientinnen von Margit Wander. Der Mann von Frau M. starb vor etwa zwei Jahren sehr plötzlich, sein Tod traf Frau M. schwer. Neben der großen Trauer musste sie sich auf einmal um Dinge kümmern, die früher ihr Mann erledigt hatte – und von denen sie keine Ahnung hatte. Der Ehemann hatte sich über viele Jahre hinweg nicht nur um sämtliche finanzielle Angelegenheiten gekümmert, sondern auch um alles Organisatorische, beispielsweise um die Zahlungsverpflichtungen.

Eine Privatinsolvenz half ihr, ein neues Leben zu beginnen

Frau M. war in dieser Situation überfordert. Bis sie wieder in der Lage war, Entscheidungen zu treffen, verging eine lange Zeit. In dieser ignorierte sie Schreiben und beglich keine Rechnungen. Das Ehepaar hatte gemeinsam einen Kredit aufgenommen. Zu zweit – auch Frau M. war und ist berufstätig – konnte dieser auch bedient werden. Nach dem Tod ihres Mannes und mit einer nur geringen Witwenrente war das für Frau M. aber nicht mehr möglich. Dazu kam die hohe Miete, die für Frau M. alleine eigentlich nicht mehr bezahlbar war. Einen finanziellen Puffer hatte sie aber nicht – ihre finanziellen Probleme wurden immer größer.

Margit Wander arbeitet bei der Schuldnerberatung der Caritas. (Foto: Marco Einfeldt)

„Als sie das erste Mal bei mir in der Beratung war, war sie sehr verzweifelt“, berichtet Wander. Frau M. sei dann unendlich erleichtert gewesen, als ihr in der Beratung vieles erklärt wurde. Das Prozedere, wie sie wieder aus den Schulden herauskommen kann, wurde mit ihr durchgegangen und wieder mehr Struktur in ihre Finanzlage gebracht. Gemeinsam wurden Unterlagen sortiert und Schreiben an die Gläubiger formuliert. Eine Privatinsolvenz half ihr schließlich, ihr Leben neu zu ordnen und wieder schuldenfrei zu werden.

Im hochpreisigen Landkreis Freising haben viele Menschen finanzielle Probleme

In einem hochpreisigen Landkreis wie Freising mit sehr hohen Mieten und Lebenshaltungskosten gibt es immer mehr Menschen, die finanzielle Probleme haben oder sich verschulden. Die Zahl der Klienten in der Schuldnerberatung der Caritas Freising wächst: 483 Beratungsfälle zählte man im vergangenen Jahr. Die allermeisten Klienten seien im Niedriglohnsektor tätig, berichtet Wander. Viele müssten sich einen zusätzlichen Nebenjob suchen, um irgendwie über die Runden zu kommen. Inzwischen habe man aber auch Klienten aus der Mittelschicht – auch bei diesen machten sich die gestiegenen Lebenshaltungskosten bemerkbar.

Besonders erschreckend aber findet die Beraterin, dass der Anteil der Seniorinnen und Senioren in der Schuldnerberatung steigt. 2022 waren es noch 16 Prozent aller Klienten, 2023 dann bereits 20 Prozent, wie Wander berichtet. Viele wüssten nicht, wie sie noch ihr Leben stemmen sollen, viele Senioren müssten sich zu ihrer geringen Rente noch etwas dazuverdienen – oder würden Sozialhilfe beantragen.

In akuten Notlagen helfen Spenden

Immer häufiger müssen auch Anträge auf Einzelhilfe gestellt werden. Erst vor einigen Tagen war eine Frau in der Schuldnerberatung, die von ihrem Mann verlassen wurde. Die beiden hatten gemeinsam in einer kleinen, günstigen Wohnung gelebt, der Mietvertrag läuft nun aus. Der Herd und die Spüle seien kaputt, der Vermieter aber wolle den Vertrag nur verlängern, wenn sie sich um einen neuen Herd und eine neue Spüle kümmert. „Das Geld dafür hat sie aber nicht, sie war verzweifelt“, sagt Wander. Falls der Vertrag aber nicht verlängert werde, sei die Frau wohnungslos.

In akuten finanziellen Notlagen wie dieser könne man in der Schuldnerberatung zum Glück mit Spendengeld aushelfen. „Das schafft in einer extrem angespannten Situation wie dieser zumindest eine Erleichterung“, sagt Wander.

So können Sie spenden:

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