Erst totgesagt, dann wieder quicklebendig: Landrat Josef Hauner (CSU) hätte die Wohnungsbau GmbH des Landkreises mit Zustimmung des damaligen Aufsichtsrats am liebsten aufgelöst. Mit seinem Nachfolger Helmut Petz (FW) kam der Umschwung. Der soziale Wohnungsbau soll zumindest für die Beschäftigten des Landkreises tüchtig vorangetrieben werden. Als äußeres Zeichen dafür ist eigens eine Planstelle für einen Geschäftsführer genehmigt, gab Petz während des Jahresabschlussgesprächs bekannt.
Aufsichtsrat und Gesellschafterversammlung hatten bereits im Juni 2021 einstimmig beschlossen, die Wohnungsbau GmbH im Landkreis Freising fortzuführen und deren Kompetenz für alle Wohnungen zu bündeln, die dem Landkreis Freising direkt oder indirekt zugeordnet sind. Das sind vor allem Wohnungen für Bedienstete des Landratsamts und das Klinikpersonal. Der Kreistag hatte dem Fortbestand der Wohnungsbau GmbH Ende Oktober zunächst in nichtöffentlicher Sitzung zugestimmt. Diese Institution war in den Neunzigerjahren mit dem Zweck gegründet worden, sozialen Wohnungsbau zu betreiben und preisgünstige Mietwohnungen für die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Freising bereitzustellen. Gesellschafter waren bis zu diesem Jahr der Landkreis Freising mit etwa 39 Prozent der Stammanteile, die Sparkassen Freising und Moosburg, die Wohnungsbaugesellschaft Oberbayerische Heimstätte, die Gemeinden Hallbergmoos, Zolling und Eching sowie die Stadt Moosburg.
Das ist Vergangenheit, denn Petz gab im Jahresabschlussgespräch bekannt, dass laut Beschluss der Landkreis Freising jetzt einziger Gesellschafter ist. Er habe das Schicksal der Wohnungsbau Gmbh jetzt selbst in der Hand. Diese war nach dem Bau ihrer einzigen beiden Gebäude in Moosburg und Hallbergmoos eine reine Verwaltungsgesellschaft ohne weitere Aktivitäten. Deshalb hatte der Aufsichtsrat der Geschäftsführung unter Landrat Hauner im Jahr 2017 den Prüfauftrag zur Auflösung der Gesellschaft gegeben. Angesichts der großen Bedeutung des Themas "bezahlbarer Wohnraum" im Landkreis hatte der neue Aufsichtsrat nach der Kommunalwahl 2020 den Prüfauftrag dahingehend erweitert, alternativ den Fortbestand der Wohnungsbau GmbH und die Erweiterung des Wohnungsbestandes untersuchen zu lassen.
Der eigene Wohnungsbestand der Wohnungsbau GmbH (derzeit 27) ist jetzt mit den Wohnungen für Bedienstete des Landratsamts (77) und den Klinik-Wohnungen (169) zusammengeführt. Insgesamt verfügt der Landkreis nun über einen Bestand von 270 Wohnungen. "Wir wollen auf 400 bis 450 kommen", sagte Petz. Das hieße, dass der Landkreis 130 bis 180 Wohnungen bauen will. Dies sei eine "kritische Masse", hieß es im Oktober. Erreicht werden soll diese Zahl binnen der nächsten acht Jahre.
Petz kündigte aber im Jahresabschlussgespräch eine Neuausrichtung an. Die Wohnungsbau GmbH werde sich vorrangig auf die Bedürfnisse des Landkreises ausrichten. Für derzeitige Mieterinnen und Mieter der Wohnungsbau GmbH, des Klinikums Freising und des Landkreises Freising ändert sich aktuell nichts. Alle Mietverhältnisse sollen dauerhaft bestehen bleiben, unabhängig von der technischen Betreuung und Verwaltung der Wohnungen.
Florian Plajer, Leiter des Hoch- und Tiefbauamts, fungiert bislang so nebenbei als Geschäftsführer der Wohnungsbau GmbH. Mit den avisierten Schulbauten oder deren Sanierung sowie der Umgestaltung des ehemaligen Stabsgebäudes der Steinkaserne ist er vollauf beschäftigt. "Er ist überlastet. Das geht mit unseren ehrgeizigen Zielen nicht einher", sagte Petz. Deshalb sucht der Landkreis einen neuen Geschäftsführer für die Wohnungsbau GmbH. "Dann soll es losgehen", betont Petz.
Zum Beispiel bei den aktuellen Liegenschaften des Landkreises. Da gebe es welche, die nicht mehr in so tollem Zustand seien, beschrieb der Landrat. Diese Häuser müssten geleert und können dann neu bezogen werden. Nachverdichtung ist ebenfalls ein Thema. In Moosburg verfüge der Landkreis noch über ein "Riesengrundstück", auf dem Baurecht drauf sei", sagte Petz. In Freising ist der Landkreis ebenfalls auf der Suche nach Grundstücken, doch da ist eher Geduld gefragt.
Wo der Landkreis Freising schnell neuen Wohnraum schaffen kann, ist das Schwesternheim, das zur Klinik gehört. Wenn erst einmal der Masterplan für die Umgestaltung des Krankenhausareals genehmigt ist, wird das Gebäude abgerissen und durch ein neues ersetzt. Weitere günstige Wohnungen sind auf dem Areal geplant. Das gehört zur Strategie des Landkreises, um Pflegepersonal zu gewinnen. Soziale Einrichtungen wie das Frauenhaus könnten ebenfalls profitieren, wenn der Landkreis Wohnraum zur Verfügung stellen kann.
Sollte das Gesundheitsamt dereinst von seinem jetzigen Standort an der Johannisstraße in das ehemalige Stabsgebäude umgesiedelt werde, stünde dort ebenfalls Baugelände zur Verfügung. Spekuliert wird, was geschieht, wenn das Hofmiller-Gymnasium an der Vimystraße aufgelöst wird. Das frei werdende Gelände könnte durch Stadt und Landkreis für günstigen Wohnraum genutzt werden.
Wie dringend im Landkreis Freising Wohnungen mit geringen Mietkosten nötig wären, zeigt eine im Jahresbericht des Landratsamts veröffentlichte Übersicht. Demnach beziehen über 652 Haushalte Wohngeld. Auf die Stadt Freising entfallen 295 Empfänger, auf Moosburg 93, auf die Gemeinde Neufahrn 68. Die Gesamtausgaben für das Wohngeld betrugen 2021 etwa 2,5 Millionen Euro.