Sonnenkraft und Windenergie haben hohes Potential:Eigeninitiative gefordert

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Bis der Landkreis komplett mit erneuerbaren Energien versorgt werden kann, ist noch ein weiter Weg

Alexander Kappen

Ein Passivhaus und das Biomasseheizkraftwerk in Neufahrn. Die Pellet-Heizung im Landratsamt. Ein Sonnenhaus und das derzeit entstehende Nahwärmenetz in Moosburg. Beispiele für die Energiewende im Landkreis konnte Johannes Hofmann vom Landratsamt einige nennen. Dennoch: Beim selbst gesteckten Ziel, die Versorgung bis 2035 komplett auf erneuerbare Energien umzustellen, hat der Landkreis noch ein großes Stück Weg vor sich. Dabei werde man um eine verstärkte Nutzung der Windenergie, die im Landkreis derzeit so kontrovers diskutiert wird, nicht umhin kommen, betonte Professor Josef Hofmann von der Hochschule Landshut bei einem Informationsabend in der Moosburger Schäfflerhalle. Dazu hatten der Landkreis, die Solarfreunde Moosburg, das Bayerische Institut für Umwelt- und Kläranlagentechnologie und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten eingeladen. Obwohl Bund und Länder Konzepte für die Energiewende erstellt hätten, sei die Umsetzung eigentlich Angelegenheit der Kreise, Städte und Gemeinden, die laut Verfassung für die Energieversorgung zuständig sind, sagte Josef Hofmann. Wobei sich die Energiewende keinesfalls auf die Sanierung oder Versorgung kommunaler Liegenschaften beschränken dürfe. Gewerbebetriebe, Bürger und Landwirtschaft seien als Akteure ebenso gefordert wie die Gemeinden. Das rege Interesse der Bürger erkenne man deutlich an der Vielzahl von Solaranlagen, die schon auf ihren Dächern installiert seien. Auch die Landwirtschaft steuert bereits ihren Teil bei. Im Landkreis gibt es derzeit 16 Biogasanlagen, sechs weitere sind in Planung. Allerdings sind die Möglichkeiten beschränkt. Wenn man Biogas und Holz massiv einsetze, könne man damit den Wärmebedarf des Kreises lediglich zu zehn Prozent decken, erläuterte Johannes Hofmann vom Landratsamt. Die Biomasse - sie ist noch dazu mit hohen Betriebskosten verbunden - könne aufgrund ihres beschränkten Potentials und ihrer geringeren Effizienz etwa im Vergleich zur Solarenergie "nur einen begrenzten Beitrag leisten", meinte auch Professor Josef Hofmann. Sonnenkraft und Windenergie dagegen hätten ein wesentlich größeres Potential, das es nun besser auszuschöpfen gelte. Die Windenergie, die bei Anrainern potentieller Windkraftanlagen - etwa in Paunzhausen - immer wieder auf Ablehnung stoße, müsse man "wesentlich intensiver nutzen und von Anfang an die Bürger einbeziehen". Dabei müssten auch die Gemeinden aktiv an die Sache herangehen. "Viele Gemeinden sagen, das ist interessant, und schieben dann aber nicht an, weil es mit viel Arbeit und Aufwand verbunden ist und auch mit Unannehmlichkeiten." Um die Energiewende im Bereich Mobilität zu verwirklichen, reiche es nicht, bei privaten Fortbewegungsmitteln auf alternative Antriebsenergien wie Elektromotoren umzustellen: "Es funktioniert nur, wenn gleichzeitig auch der Öffentliche-Personen-Nahverkehr massiv ausgebaut wird, auch wenn das Geld kostet." Beim Umstieg auf Bioenergie sei die Eigeninitiative der Bürger gefordert, sagte Oliver Berghamer, Geschäftsführer der Moosburger Energie-Agentur Berghamer und Penzkofer. Er erläuterte das am Praxisbeispiel so genannter Bioenergiedörfer, bei deren Aufbau man es sich nicht leisten könne, auf staatliche Maßnahmen zu warten. "Das funktioniert nur aus dem Inneren eines Ortes heraus. Die Initiative muss von unten kommen und kann nicht von oben verordnet werden." Berghamer zeigte das etwa am Beispiel des hessischen Ortes Oberrosphe auf. Dort taten sich die Bürger zusammen und ließen sich ein Energiekonzept erarbeiten. Schließlich gründeten sie eine Genossenschaft und bauten ein Biomasseheizkraftwerk inklusive eines sieben Kilometer langen Nahwärmenetzes, an das inzwischen 280 Haushalte und somit gut 80 Prozent des Dorfes angeschlossen wurden.

© SZ vom 01.12.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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