Sonnenfinsternis in Freising:Licht und Schatten

Sonnenfinsternis in Freising: efm. Sofi, Sonnenfinsternis 20.03.2015 / Studenten im Hofgarten / Weihenstephaner Berg / selbst gebastelte Schutzbrillen - einer hat einen ganzen Helm

efm. Sofi, Sonnenfinsternis 20.03.2015 / Studenten im Hofgarten / Weihenstephaner Berg / selbst gebastelte Schutzbrillen - einer hat einen ganzen Helm

(Foto: Marco Einfeldt)

Sofi gucken: Passanten am Marienplatz teilen sich die seltenen Schutzbrillen. Die Hobbyastronomen in der Sternwarte von Pellhausen sind begeistert.

Von Isabella Lössl und Ronja Schamberger, Freising

Allerorts gebannte Blicke in den Himmel? Freisinger Bürger haben die partielle Sonnenfinsternis am Freitagvormittag auf ganz unterschiedliche Art und Weise erlebt.

Hans Eggendinger, Mitglied im Astrotreff Münchner Norden, hatte einige seiner Kollegen zum "Sofi-Schauen" zu seiner privaten Sternwarte in Pellhausen eingeladen. Die Hobby-Astronomen fanden sich dort schon am frühen Morgen ein, um ihre Teleskope und Fotoapparate auszurichten. Dabei diskutierten die Anwesenden über Sonnenflecken und spezielle Folien, Filter und Objektive für ihre Teleskope, wollten sie doch ein möglichst klares Bild auf das seltene Spektakel erhaschen.

Als das Equipment kurz vor 9.30 Uhr aufgebaut war, stieg unter den Sternenguckern die Spannung. Gleich würde der Lichtkranz der Sonne durch den Mond verdeckt werden. Einen Moment später rief einer der Hobbyisten: "Erster Kontakt".

Die Sonne war noch keinen Finger breit verdeckt, als der Mond klar erkennbar wurde. Die Mitglieder des Astrotreffs schossen die ersten von zahllosen Fotos und justierten fortwährend ihre Teleskope neu. Schaute man durch eines der Fernrohre oder mit einer der zuletzt kaum noch erhältlichen Spezialbrillen in Richtung Himmel, hatte man das astronomische Phänomen direkt vor Augen. Dabei war zu erkennen, dass sich der Mond immer schneller vor die Sonne schob.

Die Faszination, die Eggendinger und seine Kollegen sogar dazu bringt, für eine Sonnenfinsternis bis ins Ausland zu reisen, sie wurde tatsächlich greifbar. Wer nachfragte, bekam erklärt, dass sich in den unebenen Rändern des Mondes, die man auf dem Teleskop sehen kann, die Mondkrater detailliert erkennen lassen. Die seltene Gelegenheit, bei Tag die Geografie des Himmelskörpers genauer betrachten zu können, ließ alle Anwesenden staunen. Je weiter sich der Mond vor die Sonne schob, desto mehr ging auch die Sonnenleistung zurück, maß Helmut Sedlatschek aus Erdweg bei Dachau mit seinem Wattmeter. Entgegen so mancher Befürchtung verursachte die Sonnenfinsternis keine Stromausfälle in der Region, bestätigten die Freisinger Stadtwerke.

Das Interesse am Marienplatz war amVormittag eines gewöhnlichen Arbeitstages dagegen eher mäßig. Einige Passanten legten dennoch eine kurze Pause ein, um die Sonnenfinsternis zu beobachten. Darunter Doris Strittmatter aus Dachau, die ihre Schutzbrille noch von der totalen Sonnenfinsternis aus dem Jahr 1999 aufgehoben hatte. "Gott sei Dank habe ich sie wiedergefunden, denn ohne Brille einen Blick zu riskieren, wäre mir viel zu gefährlich", sagte Strittmatter. Sie gab ihre Brille auch an Passanten weiter, um ihnen einen Blick auf die teilweise verdeckte Sonne zu ermöglichen. Anschließend schwärmte sie vom Schauspiel der Himmelskörper: "Es ist verrückt, was dort passiert. Blickt man alle fünf Minuten hinauf, sieht man immer kleiner werdende Teile der Sonne, bis nur noch eine Sichel zu sehen ist."

Dass im öffentlichen Raum nur wenige Freisinger die Bewegung beobachteten, hänge wohl mit der totalen Sonnenfinsternis im August 1999 zusammen, glaubt Strittmatter. "Das war einfach noch einmal etwas ganz anderes. Es wurde kalt, die Vögel hörten auf zu zwitschern und plötzlich war alles düster. Dagegen ist die partielle Sonnenfinsternis heute fast schon unspektakulär."

Auch wenn das Interesse der Freisinger, mit Ausnahme der Mitglieder des Astrotreffs in Pellhausen, im Jahr 2015 nicht so groß war: Die nächste totale Sonnenfinsternis kommt, allerdings erst in 66 Jahren.

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