Sommerferien in Freising:Leben wie die Wikinger

Lesezeit: 3 Min.

Ein Wikingerschiff aus Holz soll im Wikingerdorf entstehen. Luis und Nepomuk (rechts) müssen die Maße genau einhalten. (Foto: Marco Einfeldt)

Das Sommerferienprogramm der Stadt Freising versetzt Kinder und Jugendliche zurück in die Zeit der wilden Nordmänner. Im Dorf "Snørboldfjord" werden Schwerter geschmiedet und sogar ein Drachenschiff gebaut.

Von Marie Schlicht und Pia Schiffer, Freising

Durchschreitet man den Torbogen des Abenteuerspielplatzes Sebaldhaus und betritt die Rasenflächen rundherum, verstummt auf einmal der Straßenlärm und der gegenüberliegende Einkaufskomplex scheint weit entfernt. In dem Wikingerdorf "Snørboldfjord" fühlt man sich auf einen Schlag um mehr als tausend Jahre in der Zeit zurückversetzt: Hier finden sich in diesen Sommerferien vom 2. August bis zum 10. September Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 14 Jahren zusammen, um dem alt-skandinavischen Lebensstil nachzueifern.

"Die Wikingerzeit gibt einfach viel her", erläutert Gabi Dworsky, Leiterin des Abenteuerspielplatzes, das diesjährige Motto des Sommerferienprogramms. In verschiedenen Werkstätten und Arbeitsbereichen können die Kinder neue Fähigkeiten erwerben. Ob sie in der Schneiderei eigene Wikingeroutfits oder Accessoires wie Lederbeutel herstellen, töpfern, schnitzen oder in der Schiffswerft tätig werden, das handwerkliche Geschick ist auf jeden Fall gefragt.

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Ein Drachenschiff bauen oder Häuser neubesiedeln

Konzentriert sitzen einige Kinder in der Waffenschmiede und kümmern sich um den letzten Feinschliff an ihren Schwertern, andere widmen sich lieber der Kunst und erstellen im Geschichtenhaus bebilderte und informative Museumskisten. Wieder andere malen auf Staffeleien ihre ganz persönlichen Wikinger-Kunstwerke oder werden in der Schmuckwerkstatt tätig.

Für die ganz ambitionierten Baumeisterinnen und Baumeister stehen sogar Großprojekte wie der Bau eines Drachenschiffes oder die Neubesiedlung der Häuser auf dem Programm. Die dafür verwendeten Materialien werden vorbildlich recycelt, sodass immer wieder neue Ideen umgesetzt werden und die errichteten Wohnstätten Woche um Woche neu verpachtet werden können.

Paul kümmert sich um die Suppe. Die Leute im Wikingerdorf müssen schließlich bei Kräften gehalten werden. (Foto: Marco Einfeldt)

Heuer sind die Auswirkungen der Pandemie weniger spürbar

An den verschiedenen Stationen tummeln sich etwa 100 Kinder. "Dieses Jahr ist es schon wieder belebter, letztes Jahr hat man die Einschränkungen der Pandemie deutlich mehr gespürt", sagt Gabi Dworsky. Gemächlich geht sie von Station zu Station, weist die Kinder freundlich zurecht und deutet stolz auf eine kleine Imkerei. "Einmal in der Woche kommt die Imkerin und kümmert sich mit ein paar Kindern um die Bienen."

Auch um die Bewirtung des jungen Wikingervolkes muss sich selbstverständlich gekümmert werden: Die am Vormittag geernteten Kartoffeln vom Acker liegen bereits in einem Korb neben den Tomatenstauden, die noch die nötige Sonne aufsaugen. Daneben befindet sich der frisch gejätete Kräutergarten mit den angrenzenden Bienenstöcken.

Finn und Fridolin testen ihre selbstgebauten Holzschwerter. (Foto: Marco Einfeldt)

Kino, Jahrmarkt und Mittagsgrillen

Aber auch die nötige Erholung des Wikingervolkes darf nicht zu kurz kommen: Ein Kino mit Popcorn zum Ende jeder Woche und auch der Jahrmarkt, der jeden Donnerstag als eines der Highlights gilt, sowie das Mittagsgrillen am Feuer und das Planschen im Fjord runden das Wikingererlebnis ab.

Außerdem erhalten alle Beteiligten für die getane Arbeit Geld in der exklusiven Währung des Odins und des Bernsteins. Einlösen kann man dieses dann an der "Schenke zum lustigen Snorre" für ein kühlendes Getränk oder ein Eis oder auch bei dem Laden für die geschaffenen Gegenstände und Kunstwerke. "Es macht wirklich Spaß hier zu arbeiten", erzählt der junge Ladenverkäufer und präsentiert stolz sein Sortiment.

Unter der Leitung von Leni Handlos werden Wikinger-Schiffe aus Ton modeliert. (Foto: Marco Einfeldt)

Spielerische Erfahrung in einem konstruierten Stadtsystem

Neben der Rolle des Verkäufers oder der Verkäuferin, wird auch das Amt des Bürgermeisters oder der Bürgermeisterin vergeben. Der oder die "Jarl" hält für die anderen Kinder Sprechstunden, schlichtet Streits und verleiht die Urkunden, die bei den Turnieren gewonnen werden können. Durch das konstruierte Stadtsystem haben Kinder und Jugendliche die Möglichkeit, sich durch die Aufgabenverteilung vor Ort im Teamwork zu üben und bereits im spielerischen Rahmen Erfahrung mit der Verwaltung des eigenen Geldes zu sammeln.

Organisiert und professionell geleitet wird das Ferienprogramm der Stadt Freising auch in diesem Jahr wieder von Gabi Dworsky, Diana Küchler und Sabine Püffel. Zusätzlich werden die erfahrenen Leiterinnen durch einige Praktikantinnen und Praktikanten sowie Honorarkräfte unterstützt.

Nach über einem Jahr des Homeschoolings scheint der Abenteuerspielplatz beim Sebaldhaus in Freising das ideale Kontrastprogramm für die Kinder und Jugendlichen zu sein: Sie sägen, hämmern, schreiben Geschichten und organisieren Märkte - und alles draußen in der freien Natur.

Infos zum Feriendprogramm der Stadtjugendpflege gibt es auch hier https://www.freising.de/leben-wohnen/jugend/ferienprogramm

© SZ vom 11.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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