Mehr als 10 000 Landkreisbürger bekommen ihren Strom vom Herbst an aus dem Mintrachinger Norden: Am Montag wurde dort der erste Spatenstich für einen Solarpark gesetzt, der nach der Fertigstellung jedes Jahr zwölf Millionen Kilowattstunden Strom liefern soll. Das entspricht mehr als 15 Prozent des Bedarfs, den eine Gemeinde wie Neufahrn hat. Jedes Jahr sollen so 6000 Tonnen CO₂ eingespart werden.
Von einem wichtigen Baustein auf dem Weg zur Energiewende sprach Neufahrns Bürgermeister Franz Heilmeier (Grüne). "Das ist die Zukunft", sagte stellvertretender Landrat Robert Wäger (Grüne) überzeugt. Im Landkreis brauche man viel mehr solcher Anlagen, weil der Ausbau von Windkraftanlagen in der Umgebung des Flughafens schwierig sei. 50 Anlagen sollten es laut Wäger insgesamt werden. Nach Ansicht von Johannes Hinz, Geschäftsführer der OneSolar-Gruppe, muss sich bei der Realisierung der Solarprojekte aber "die Geschwindigkeit erhöhen". Es gebe viele Gemeinden, "die wollen", aber hohe Hürden, die alles verzögern.
Das Areal liegt zwischen Bahnlinie und Autobahn
Im Fall des Neufahrner Solarparks hatte sich das Genehmigungsverfahren über sechs Jahre hingezogen. Das lag nicht zuletzt daran, dass das zehn Hektar große Areal aus einem Landschaftsschutzgebiet herausgenommen und ein entsprechendes Verfahren durchgezogen werden musste. Dass ein solches Gebiet und ein "Projekt mit dieser Zielsetzung" angeblich nicht vereinbar seien, ist für Bürgermeister Heilmeier "paradox". Zudem sei das Grundstück "nicht überall eine Augenweide": Es wird durch die Bahnlinie München-Regensburg, die "Neufahrner Kurve" zum Flughafen und die Autobahn A 92 eingegrenzt. Dort werden jetzt mehr als 24 000 Photovoltaikmodule aufgestellt. Für die Anlage braucht es etwa 5200 Fundamente, 82 000 Meter Stahlprofil, 40 000 Schrauben und 225 000 Meter Stromkabel. Während vorne Spaten symbolisch geschwungen wurden, wurde im Hintergrund schon unüberhörbar gearbeitet.
In Neufahrn erhöht sich der Anteil der erneuerbaren Energie mit dem Solarpark auf bis zu 70 Prozent. Zu diesem Ergebnis trägt auch das Biomasse-Heizkraftwerk im Gewerbegebiet West viel bei. Selbst eine rechnerische Abdeckung von 100 Prozent würde aber nicht ausreichen, wie Umweltreferent Frank Bandle (Grüne) betonte: "Das Ziel sind 200 Prozent", denn mit einem höheren Marktanteil von Elektroautos werde der Strombedarf weiter steigen.
Weitere Projekte sind geplant
Auch OneSolar blickt schon weiter nach vorne: Bereits in den kommenden Monaten sind die nächsten Projekte in Rudelzhausen, Gammelsdorf, Mauern, Hörgertshausen, Nandlstadt und Neufahrn geplant. "Mit der so geschaffenen Kapazität können dann mehr als 50 Prozent der Landkreisbürger mit regenerativ erzeugtem Sonnenstrom versorgt werden", betonte Johannes Hinz. Wichtig ist es Neufahrns Bürgermeister Heilmeier, dass bei solchen Projekten die Bürger mitgenommen werden. Beim Betrieb wird die Firma OneSolar, die ihren Sitz in Eching im Landkreis Landshut hat, mit der Bürger-Energie-Genossenschaft (BEG) "Freisinger Land" zusammenarbeiten.