Klimawandel aufhalten:Solarparks sind auch in Freising möglich

Klimawandel aufhalten: Die in Dietramszell geplante Anlage soll zehn Hektar haben.

Die in Dietramszell geplante Anlage soll zehn Hektar haben.

(Foto: Ben Birchall/dpa)

Solarenergie liefert einen wichtigen Beitrag zur Klimaneutralität. Eine Bachelorarbeit zeigt auf, wo auf Liegenschaften der Stadt Freiflächenanlagen entstehen könnten.

Von Thilo Schröder, Freising

Solarenergie als Beitrag zur Energiewende und perspektivischen Klimaneutralität erfreut sich in Städten und Gemeinden wachsender Beliebtheit. Neben Solarzellen auf Dächern wird dabei zunehmend auf Solarparks gesetzt. Auch bei der Stadt Freising ist man davon angetan. Eine Bachelorarbeit im Auftrag des Amts für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung zeigt nun: Auf städtischen Liegenschaften gibt es durchaus Potenzial für solche Photovoltaik-Freiflächenanlagen. Ob und wann sie gebaut werden können, da fangen die Gespräche aber gerade erst an.

"Freiflächenanlagen kann man im großen Stil umsetzen - noch größer als bei großen Dachanlagen auf Flachdächern, etwa von Unternehmen", sagt Franziska Mühlbauer. Sie hat gerade an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf den Bachelor Management erneuerbarer Energien beendet und in ihrer Abschlussarbeit 30 Flächen der Stadt Freising auf ihre Photovoltaik-Tauglichkeit untersucht. Entlang von naturschutzrechtlichen, technischen und wirtschaftlichen Aspekten ließen sich schließlich vier potenziell geeignete Flächen herauskristallisieren, wie sie sagt. Das klingt zunächst nach einer relativ ernüchternden Quote.

Aus den Flächen ließen sich 3,5 Prozent des Freisinger Stromverbrauchs abgedecken

"Einige der potenziellen Flächen sind sehr klein, das würde sich einfach nicht lohnen; die Förderungen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen richten sich unter anderem nach der Größe", erklärt Mühlbauer. "Dann gibt es baurechtliche Vorschriften, etwa eine Anbauverbotszone entlang von Autobahnen; dadurch wurden Flächen geschmälert. So sind viele Flächen ausgeschieden, oder weil sie naturschutzrechtlich nicht nutzbar waren. Meine Analyse hat ergeben, dass Flächen hier in Freising entlang von Autobahnen und Bahngleisen besser geeignet sind." Das könne man freilich nicht verallgemeinern.

Im Amt für Liegenschaften und Wirtschaftsförderung ist Leiter Florian Bauer zufrieden mit der Analyse. "Sie hat gezeigt: Wir haben ein relativ gutes Potenzial für Photovoltaik-Flächenanlagen, was mich persönlich freut." Aus den von Mühlbauer festgestellten Flächen könnten zirka 3,5 Prozent des Freisinger Stromverbrauchs abgedeckt werden. Das sei aber eine "sehr konservative Einschätzung mit Luft nach oben", betont Bauer.

Benachbarte landwirtschaftliche Flächen müssen wirtschaftlich bleiben

Einschränkend wirke sich aus, das habe die Analyse gezeigt, dass es in und um Freising viele Naturschutz- und Landschaftsschutzgebiete gebe, die man für potenzielle Anlagen nicht nutzen dürfe. Mühlbauer sagt über günstige Voraussetzungen für Photovoltaik in der Fläche: "Je weniger Naturschutzgebiete da sind, umso besser, weil man dann weniger Auseinandersetzungen hat mit Naturschutz- und Umweltbehörden. Es muss eine Fläche mit einer bestimmten Mindestgröße vorhanden sein, etwa ab einem Hektar, je nach Bebauung."

Ob eine potenzielle Anlage rentabel sei, sei aus seiner Sicht wichtig, sagt Bauer. Bei den als potenziell denkbar eingestuften Flächen müsse man darüber nachdenken, gegebenenfalls Nachbarflächen zu kaufen oder Bürger entsprechend zu beteiligen. "Man muss das natürlich auch mit der Landwirtschaft zusammen machen und schauen, dass benachbarte Flächen durch den Zuschnitt solcher Anlagen nicht unwirtschaftlich werden."

Für solche Anlagen braucht es eine breite politische Unterstützung

Momentan ist das aber noch Zukunftsmusik. Denn zunächst müsse geklärt werden, ob die Bebauungspläne für die von Mühlbauer als geeignet eingestuften Flächen eine entsprechende Bebauung zulassen, sagt Bauer. Sollte dies stadtplanerisch und in Abstimmung mit der Klimaschutzbeauftragten möglich sein, könne man mit dem Vorschlag in die Gremien gehen. Dort gelte es, einen "breiten politischen Konsens" zu erreichen.

Wann tatsächlich Solarenergie aus Freiflächenanlagen produziert wird, lässt sich nicht pauschal sagen. "Bis so eine Fläche steht, dauert es unterschiedlich lange, das hängt vom bürokratischen Aufwand ab", sagt Mühlbauer. "Das kann ein Jahr dauern, anderthalb." Viel Vorarbeit ist mit der Flächenanalyse immerhin schon getan. Mit ihrer Bachelorarbeit habe Franziska Mühlbauer "einen Grundstein gelegt", sagt Bauer. Und welchen Beitrag würden die Anlagen zur Energiewende leisten?

Auch auf städtischen Dächern Potenzial für Photovoltaik-Anlagen

Der Stadtentwicklungsplan STEP 2030 der Stadt Freising sieht vor, dass 2035 "der Strombedarf zu 50 Prozent und der Wärmebedarf zu 40 Prozent regenerativ gedeckt werden" soll. Wo die Stadt auf dem Weg dorthin gerade steht, war zunächst nicht zu ermitteln. In dem Plan heißt es weiter, der Gesamtbedarf an Endenergie könne bis 2035 um ein Drittel reduziert werden. Und, dass "die künftige Versorgung mit erneuerbaren Energien nur in Kooperation mit den umliegenden Landgemeinden zu 100 Prozent möglich ist, da die Flächenpotenziale im Stadtgebiet begrenzt sind".

Florian Bauer weiß das. Er verweist auf eine Anlage in Pulling, welche die Stadt unabhängig von der aktuellen Analyse bereits plane. Nach weiteren Möglichkeiten für Photovoltaik-Anlagen auf städtischen Dächern gefragt, sagt er, da sei die Stadt "schon seit Jahren gut dabei". Dieses Potenzial ließe sich aber womöglich in einer eigenen Abschlussarbeit nochmals untersuchen.

Zur SZ-Startseite
Solarfeld auf dem Land

SZ PlusPhotovoltaik
:Landschaft oder grüne Energie

Die Energiewende wird das Gesicht Bayerns in den kommenden Jahren drastisch verändern. Was halten die Menschen von Solaranlagen auf Feldern, Wiesen, neben Fernstraßen? Über ein Thema, das spaltet - und doch unausweichlich ist.

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: