Sitzplätze für die Innenstadt:Keine ganz normale Bank

Sitzplätze für die Innenstadt: Nicht jedermann mag es, wenn große Lastwagen in minimaler Distanz hinter seinem Rücken vorbeischleichen. Lärm und Dieselabgase lassen auf dieser neuen Bank an der Ecke General-von-Nagel-Straße und Unterer Hauptstraße kaum große Gemütlichkeit aufkommen.

Nicht jedermann mag es, wenn große Lastwagen in minimaler Distanz hinter seinem Rücken vorbeischleichen. Lärm und Dieselabgase lassen auf dieser neuen Bank an der Ecke General-von-Nagel-Straße und Unterer Hauptstraße kaum große Gemütlichkeit aufkommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Muster für die neuen Bänke in der Freisinger Altstadt haben eine rege Diskussion ausgelöst: Den einen gefällt's, die anderen finden sie zu knallig oder ungünstig gelegen, weil Autos und Busse zu nah vorbeifahren.

Von Patrick Bäuml, Ann-Kathrin Kapteinat und Kerstin Vogel , Freising

Mit der Umgestaltung der Freisinger Innenstadt sollen sich die Leute dort auch gerne aufhalten. Unter anderem sollen Sitzbänke auf den Granitblöcken im Straßenraum dazu beitragen. Ein Testobjekt findet sich derzeit an der Ecke General-von-Nagel-Straße und Unterer Hauptstraße. Ein weiterer kleinerer Granitwürfel ganz am Ende der Unteren Hauptstraße soll demnächst mit einem Einsitzer-Element in der Farbe braun-rötlich versehen werden.

Neben der Aufenthaltsqualität geht es der Stadtverwaltung auch um die Sichtbarkeit der Blöcke im Straßenraum. Bekanntlich wurden bereits Steine angefahren, die farbigen Elemente sollen die Aufmerksamkeit der Autofahrer erhöhen. Bei den Sitzmodellen handelt es sich derzeit noch um Muster, wie die Stadtverwaltung wissen lässt: "Möglich sind Ausführungen in anderen Farben, mit und ohne Arm- sowie mit und ohne Rückenlehnen."

Bevor die Sitzmöbel nun für eine endgültige Entscheidung dem Innenstadtbeirat vorgestellt werden, können sie von den Freisingern schon einmal getestet werden. Für Gesprächsstoff sorgt die türkisfarbene Bank, die bereits steht, dabei nicht nur auf der Facebook-Seite des Freisinger Rathauses, sondern auch im realen Leben. Die Freisinger SZ hat Auszüge aus den Diskussionen zusammengestellt.

Das Rentner-Ehepaar Simone (73) und Manfred (72) Herr findet die Bank nicht besonders einladend. Über die Farbe lasse sich natürlich streiten, aber vor allem wegen der Autos, die direkt neben der Bank vorbeifahren, sei diese doch wenig gemütlich. "Es ist doch Unsinn, dass das doch eher eine Fußgängerzone ist und trotzdem Autos durchfahren. Da muss ich immer aufpassen, nicht überfahren zu werden", bemängelt Manfred Herr.

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Simone und Manfred Herr finden die Bank nicht einladend.

(Foto: Privat)

Für seine Frau sind bei einer Bank Rücken- und Armlehnen besonders wichtig. "In der Nähe ist ein Altenheim, da kommen viele Senioren vorbei. Da ist die Armlehne besonders zum Aufstehen wichtig", gibt die Freisingerin zu bedenken.

"Türkis ist eine frische Farbe und gefällt mir sehr. Finde, in unserer Architektur ist viel zu wenig Farbe. Hundertwasser ging mit gutem Beispiel voran. Bitte Bänke mit Rücklehnen ausstatten. Schmerzpatienten und alte Menschen brauchen diese dringend." Viviane Rüdiger auf Facebook

"Bitte türkis wählen. Ist frisch und passt besser zum modernen Design der gesamten Sanierung, welche ich übrigens als unglaublich gelungen empfinde." Userin Miranda Mirinda auf Facebook

Eine lange Bank ist aber auch nicht recht: Da säßen alle wie Hühner auf der Stange

Für einen 65-Jährigen aus Marzling, der sich die Bank in der Innenstadt "live" anschaut, könnte die Sitzfläche etwas länger sein. "Wenn hier eine Familie zum Eisessen kommt, dann muss mindestens einer auf dem kalten Granitblock sitzen", sagt er. Eine lange Bank über dem gesamten Steinquader wäre aber auch ungünstig, "sonst sitzen da alle wie die Hühner auf der Stange", entgegnet seine Frau. Optimal fänden die beiden zwei getrennte Sitzelemente auf dem Block.

Die Bank strahle jedoch sowieso eher Kälte aus. Der Stein sei zu kalt zum Sitzen, die türkise Farbe unterstreiche das nur. Problematisch findet das Paar auch die Materialwahl der Bank. "Bei Holz besteht natürlich immer die Gefahr, dass sich jemand verewigen möchte und etwas in das Holz einritzt", erklären sie. Die Idee mit den neuen Sitzelementen findet das Ehepaar aber grundsätzlich gut.

"Ich hab die Bank schon gesehen und finde sie furchtbar. Warum so eine winzige Bank auf so einem großen Würfel? Und warum liegt das so ungemütlich in der Kurve. Da würde ich mich garantiert nicht freiwillig hinsetzen inmitten von abbiegenden Bussen und Kamikaze-Radlern. Die Lücke zwischen Bank und Lehne ist außerdem so riesig, dass kleine Kinder da durch rutschen. Mitten auf die Fahrbahn . . . dieses Manko ist übrigens meiner 12-jährigen Tochter direkt als erstes aufgefallen. Und die Farbe Türkis finde ich persönlich auch nicht schön, aber das ist halt Geschmackssache. Holz-Optik fände ich besser. Andrea Bläsing auf Facebook

Sehr zufrieden mit der Bank ist der 19-jährige Grygoriy Savchyn nach einem kurzen Test. Die Höhe der Sitzfläche sei passend, die Rückenlehne sehr bequem. "Die Farbe ist ansprechend, das passt gut zu den Häusern und der Umgebung hier", erklärt der Student der Technischen Universität München. Armlehnen brauche er nicht, bemerkt er beim Probesitzen.

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Grygoriy Savchyn ist mit der neuen Sitzgelegenheit zufrieden.

(Foto: Privat)

"Warum kann man eigentlich nicht eine ganz normale Bank hinstellen, beziehungsweise mehrere natürlich. Die sind sicher auch am billigsten. Vielleicht würde ich mich dann sogar bereit erklären, als Vorstand der Naturfreunde in meinem Verein dafür zu werben, eventuell eine ,Bank für Freising' zu stiften . . . vielleicht . . ." Josef Rohrer auf Facebook

Die Bank liege praktisch mitten auf der Straße, beklagt ein 77-jähriger Passant

Ein Passant beklagt vor allem die ungünstige Lage der Bank. Sie liege praktisch mitten auf der Straße, so der 77-Jährige, sodass die Autos kaum vorbei kämen. "Da sind doch bestimmt schon einige dagegen gefahren", sagt der Rentner, als er den Betonblock auf Schäden untersucht. Daran würde auch eine bunte Holzauflage nichts ändern, die sei mitten im Verkehr dann sowieso ungemütlich.

". . . das ist ja genau das Problem! Wer sitzt schon gerne mitten in einer Platzfläche auf einem ,Verkehrslenker'. Sitzgelegenheiten sollten so platziert sein, dass sie zum Verweilen einladen und zum Miteinander- Reden. Wenn die Granitblöcke ohne die sehr grazilen Sitz-/Sichtauflagen übersehen werden, dann erfüllen sie eben nicht ihren Zweck! Vielleicht sind sie ja auch ganz verzichtbar. Die schönsten Plätze der Welt kommen ohne aus." Anita Maria Fischer auf Facebook

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Wolfgang Hirschvogel findet die Bank bequem.

(Foto: Privat)

"Also bequem ist sie. Mehr muss sie ja eigentlich auch nicht können", findet Wolfgang Hirschvogel (62). Auch mit der Lage hat der selbständige Unternehmer kein Problem. Die Rückenlehne spiele eine große Rolle, "vor allem für so einen alten Herren wie mich", sagt er und lacht. Zudem gefalle ihm, dass sich die Bank nicht über den gesamten Granitblock erstreckt. "Das würde dann nicht mehr so gut aussehen."

"Aufteilung der Innenstadt in einzelne Bezirke, für jeden Bezirk eine unterschiedliche Farbe. Für die Touris kann neben jeder Bank eine fest installierte Infotafel zur Geschichte Freisings etc. angebracht werden und dementsprechend ein passender Farbton für die Bank gewählt werden. Da kann man ja kreativ sein." Domi Frey auf Facebook

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