Sicheres Autofahren:Fahrstunden für die über 70-Jährigen

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Ältere Menschen sind oft auf ihr Auto angewiesen - auf freiwilliger Basis sollen sie nun ihr Wissen um die Sicherheit im Straßenverkehr testen. (Foto: Felix Kästle/dpa)

Für Autofahrer, die über 70 Jahre alt sind, sollen spezielle Schulungen angeboten werden. Die Polizei begrüßt das, obwohl dieser Personenkreis gar nicht so häufig in Unfälle verwickelt ist.

Von Gudrun Regelein, Freising

Eigentlich sind es gar nicht die Senioren, die die meisten Unfälle verursachen, zumindest nicht im Kreis Freising: An den insgesamt 5349 Verkehrsunfällen 2016 waren in gerade einmal 329 Fällen Senioren ab 65 Jahren beteiligt. 216 Unfälle wurden durch sie verursacht, vor allem durch Missachtung der Vorfahrt, beim Abbiegen oder Wenden. "Im Landkreis bilden Senioren kein besonderes Risiko", sagt Josef Demmel, Sachgebietsleiter Verkehr bei der Polizei in Freising. Dennoch findet er die Idee des Seniorenbeirats des Landkreises, für über 70-Jährige eine kostenfreie Schulung zur Sicherheit im Straßenverkehr anzubieten, "sehr sinnvoll".

Die Menschen würden immer älter, gerade im Alter aber sei Mobilität wichtig. "Häufig gewinnt das Autofahren sogar an Bedeutung", sagt Rita Schwaiger, die Vorsitzende des Seniorenbeirats und Initiatorin des Projekts. Es gehe nicht darum, die Senioren zu diffamieren. Im Gegenteil: Viele der älteren Verkehrsteilnehmer verfügten über langjährige Erfahrung und würden sehr vorausschauend und vorsichtig fahren. "Aber ganz ehrlich, es ist nun einmal so, dass im zunehmenden Alter beispielsweise die Sehstärke und auch die Konzentration nachlassen."

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Auf freiwilliger Basis sollen über 70-Jährige in einer Schulung ihr Wissen um die Sicherheit im Straßenverkehr testen - und dabei gleichzeitig Neues erfahren. Themen könnten beispielsweise der Umgang mit dem Handy im Auto sein oder auch das Bilden einer Rettungsgasse. Es soll aber auch über die Gefahren von Geisterfahrern und das Fahren in der Dunkelheit informiert werden, über die Winterreifenpflicht und die Sitzanpassung, berichtet Schwaiger. Der Straßenverkehr werde im Landkreis immer komplexer und dichter. "Die Frage ist, ob man den Anforderungen noch gewachsen ist." In der Schulung sollen Senioren ihre persönlichen Verhaltensweisen überprüfen können und ihre körperlichen und geistigen Fähigkeiten realistisch einschätzen. "Es geht aber nicht darum, jemandem den Führerschein wegzunehmen", betont Rita Schwaiger.

Polizist Robert Weller bietet spezielle Schulungen für ältere Menschen bereits an. "Ich halte sie für sehr notwendig", sagt er

Robert Weller, Polizeibeamter in Freising im Sachgebiet Verkehr, bietet spezielle Schulungen für ältere Menschen, wenn das gewünscht wird, bereits an - in Seniorenheimen beispielsweise. "Ich halte sie für sehr notwendig", sagt Weller. Bei älteren Menschen lasse früher oder später die Wahrnehmung nach - eine Sensibilisierung sei wichtig. Auch in der Freisinger Fahrschule Dlugosch gibt es spezielle Angebote für Senioren. Bei manchen werde die Schulung behördlich angeordnet, andere müssten diese - beispielsweise nach einem Schlaganfall - besuchen, berichtet Inhaber Dirk Dlugosch. Nur wenige aber kämen freiwillig. "Wahrscheinlich aus Angst, dann ihren Führerschein zu verlieren."

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Spezielle Schulungen für Senioren aber seien nicht Neues: Früher hätten die Verkehrswachten diese angeboten, erzählt Dlugosch. Im kommenden Jahr werde es eine Fortbildung für ältere Verkehrsteilnehmer bei der Volkshochschule in Hallbergmoos geben. Grundsätzlich aber müsse man mit dem Thema "Autofahren im Alter" sensibel umgehen. In manchen Fällen kontaktiere er auch einen Verkehrspsychologen. Denn dieser könne besser vermitteln, dass es vielleicht besser wäre, nicht mehr selber zu fahren.

Rita Schwaiger zumindest fand mit ihrer Idee im Seniorenbeirat große Zustimmung. Realisieren würde sie diese gerne im kommenden Jahr - am liebsten gemeinsam mit dem Landratsamt. Als eine Art Testballon, um herauszufinden, ob überhaupt Interesse da sei, sagt sie. Im Freisinger Landratsamt findet ihr Projekt Unterstützung: "Eine kostenfreie Schulung wäre sicher wünschenswert und sinnvoll, gerade in Anbetracht des demografischen Wandels und der immer älter werdenden Bevölkerung", sagt Robert Stangl, Pressesprecher im Landratsamt. Auch wenn nicht bekannt ist, wie viele Autofahrer im Landkreis tatsächlich über 70 Jahre alt sind - "Das gibt unsere Statistik nicht her", erklärt Stangl.

© SZ vom 25.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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