Gemeinschaftsaktion:Seysdorf hat sein Herzstück zurück

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Die kleine Kapelle in Seysdorf ist nun wieder ein schöner Blickfang in der Ortschaft. (Foto: Johannes Simon)

Mit viel Eigenleistung und dank der Hilfsbereitschaft zahlreicher Handwerker hat ein Kreis engagierter Bürger um Franz Asbeck die kleine Kapelle in der Ortsmitte saniert. In den vergangenen Jahrzehnten hatte der Zahn der Zeit an ihr genagt.

Von Tobias Merk, Au

In den zurückliegenden Jahren ist es wohl einigen so gegangen wie Franz Asbeck, wenn sie am Auer Ortsteil Seysdorf vorbeikamen. Das einstige Schmuckstück, die örtliche Kapelle, war sichtlich in die Jahre gekommen und zeigte unübersehbare Verfallserscheinungen. Sie war 1872 von dem Privatier Thomas Plenagl in tiefer Dankbarkeit nach schwerer Krankheit finanziert worden. Viele Seysdorfer bedauerten den schlechten Zustand der zentralen Begegnungsstätte früherer Generationen.

Vor knapp fünf Jahren wollte Franz Asbeck "nicht mehr länger wegsehen", wie er sagt, und fasste sich deshalb ein Herz. Er machte sich auf, das in den vergangenen Jahrzehnten zum "Schandfleck" verkommene Bauwerk wieder in eine würdevolle Gebetsstätte zu verwandeln. Bei einem von ihm initiierten Treffen im örtlichen Feuerwehrhaus einigten sich Seysdorfs Bürger ziemlich schnell darauf, der örtlichen Attraktion zu neuem Glanz verhelfen zu wollen. Dem Tatendrang schlossen sich konkrete Pläne an und man machte sich auf Unterstützersuche, vor allem auch im Baugewerbe. Hier stieß man auf große Hilfsbereitschaft. Der Pfeffenhausener Architekt Franz Zettl stellte seine Expertise kostenfrei zur Verfügung, andere arbeiteten zum Selbstkostenpreis.

Schnelle Fertigstellung, trotz Corona

Das Ziel war von Anfang an, das "ursprüngliche Aussehen wiederherzustellen", gab Asbeck, der seit mehr als zwei Jahrzehnten für die Freien Wähler im Auer Marktgemeinderat aktiv ist, die Devise vor. Nachdem der finale Entwurf des Architekten Franz Zettl vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege genehmigt worden war, sollte es dann Anfang 2020 losgehen. Dafür galt es zunächst, den Glockenstuhl gänzlich neu zu errichten und im Anschluss daran die Fenster auszutauschen sowie den Außenputz zu erneuern. Auch der schöne Holzaltar sollte im Verlauf wieder in einen guten Zustand versetzt werden.

Nach schwerer Krankheit hat Thomas Plenagl den Bau der Kapelle finanziert. (Foto: Johannes Simon)
Eine Aufgabe steht den Seysdorfern noch bevor: Das Deckengemälde sollte auch noch restauriert werden. (Foto: Johannes Simon)

Doch als planerisch alles bereits auf dem Weg war, wartete bei Baubeginn eine organisatorische Großbaustelle auf Asbeck und seine Mitstreiter, denn der Arbeitsbeginn fiel ausgerechnet mit dem Ausbruch der Corona-Pandemie im März 2020 zusammen. "Es war natürlich deutlich umständlicher und erschwerend, dass wir während der Pandemie die Arbeiten durchführen mussten", resümiert Asbeck. So konnten zeitweise, trotz deutlich mehr Freiwilliger, lediglich drei Personen auf dem Kapellen-Areal tätig werden, was folglich die Fertigstellung erheblich beeinflusste.

Nichtsdestotrotz konnte man bereits Mitte 2021 die Arbeiten im Außenbereich abschließen, wo nun eine gemütliche Holzbank neben einer neuen Blumenwiese eine Rastmöglichkeit bietet. Nachdem vor kurzem finale Arbeiten im Inneren der Kapelle vollendet wurden, konnte diese im Oktober erstmals wieder feierlich genutzt werden. An der würdevollen Einweihungsfeier und Segnung durch Pfarrer Clemens Voss nahmen über 100 Besucher teil. Unter den Bürgerinnen und Bürgern war eine große Dankbarkeit für den starken Zusammenhalt in der Gemeinde spürbar, wie Asbeck betont. Die große Hilfsbereitschaft wird auch durch die insgesamt 1400 freiwillig geleisteten Arbeitsstunden deutlich.

Kostengünstige Restaurierung dank zahlreicher Freiwilliger

Insgesamt war die Restaurierung somit ein voller Erfolg, was nicht zuletzt die Kosten zeigen. Ging man anfangs noch von etwa 2oo.ooo Euro aus, waren es am Ende nur 120.000 Euro, die sich rein aus Spenden und Zuschüssen zusammensetzen. Trotz dieser erfreulichen Kostenreduzierung kann das Sanierungsvorhaben laut Franz Asbeck auch weiterhin jeden Cent gut gebrauchen, weshalb man unverändert mit dem Kennwort "Kapelle Seysdorf" bei Sparkasse (Iban DE14 7505 1565 0000 0800 10) oder Raiffeisenbank (DE76 7016 9693 0000 1715 57) für die Restaurierung spenden kann.

Franz Asbeck ist stolz, gemeinsam mit Seysdorfs Bürgern "das Herzstück der Ortschaft" wiederbelebt zu haben. Weiteren Handlungsbedarf sieht er beim stark in die Jahre gekommenen Deckengemälde, das Maria zeigt. Bei der abgeschlossenen Restaurierung habe man lediglich kleinere farbliche Anpassungen vornehmen können, da man nicht genau gewusst habe, wie das Gesamtfarbbild reagieren werde. Dieses gelte es jetzt "erstmal im Auge zu behalten". Eine intensive Pflege des Gemäldes sei für ein schönes Gesamtbild wichtig, da auch der Holzaltar eine Madonnen-Skulptur beinhaltet und somit Maria eine zentrale Rolle in der Kapelle einnimmt.

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