Süddeutsche Zeitung

Serie: Schätze im Stadtmuseum:Zunftzeichen am Stammtisch

Die Besucher erfahren in den Museumsräumen mehr über das Leben im Mittelalter und in der Neuzeit

Die SZ hat das Freisinger Stadtmuseum besucht und sich einige Ausstellungsstücke ausgesucht, die in einer kleinen Serie vorgestellt werden.

Im Stadtmuseum können auch verschiedene Tischzeichen von Zünften betrachtet werden, diese prägten das kulturelle und religiöse Leben einer Stadt im Mittelalter. Eine Zunft als Zusammenschluss von Gewerbetreibenden nahm sowohl Einfluss auf die wirtschaftlichen als auch die sozialen Belange eines Gemeinwesens. Zünfte entstanden im 12. Jahrhundert während der Zeit des großen Städtewachstums und der Städtegründungen.

Sie vertraten die jeweiligen wirtschaftlichen Interessen ihrer Mitglieder, kontrollierten Rohstoffe und die Produktqualität und beherrschten den lokalen Markt. Außerdem übernahmen sie ihren Mitgliedern gegenüber Versorgungsaufgaben, so kontrollierten sie die sittliche Lebensführung, sicherten das Mitglied im Notfall ab und beteten für das Seelenheil der Verstorbenen.

In Freising sind Zünfte seit dem späten Mittelalter belegt. 1802 gab es 14 davon. Zu den wichtigsten Vereinigungen zählten die Bauern, die Wirte und die Bäcker. Über dem Stammtisch hing das Tischzeichen der Zunft, eine plastische Darstellung des besonderen Emblems der Vereinigung.

Im Stadtmuseum sind noch einige Zunftzeichen aus Freising erhalten, beispielsweise von Schreinern, Kupferschmieden, Glasern, Schmieden, Bäckern und Brauern oder auch den Schäfflern. Die Zünfte schufen sich eine eigene Ausdruckswelt, zu der typische Gegenstände und Bräuche gehörten. Diese lehnten sich häufig an religiöse Formen und Riten an. Bei feierlichen Gelegenheiten bediente man sich einer zeremoniellen Sprache. Mit der Einführung der Gewerbefreiheit in Bayern 1868 wurde dem alten Zunftwesen ein Ende gesetzt. In der Nachfolge stehen heutzutage Innungen und andere Berufsverbände.

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Quelle:
SZ vom 27.08.2016 / vme
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