Inhabergeführte Geschäfte:Sein eigenes Ding

Inhabergeführte Geschäfte: Andreas Lange macht zu Hochzeiten und anderen Anlässen das, "was die Leute sich wünschen".

Andreas Lange macht zu Hochzeiten und anderen Anlässen das, "was die Leute sich wünschen".

(Foto: Marco Einfeldt)

Viele Jahre arbeitete Andreas Lange in Großbetrieben, doch dann erfüllte er sich seinen Lebenstraum von der Selbständigkeit. Der Konditormeister ist mit dem "Naschwerk" in Freising längst eine feste Größe. Neben Torten, gerne mal zwei Meter hoch, gehört Kaffee zu seinen Spezialitäten.

Von Laura Dahmer, Freising

Jeden Morgen um sechs Uhr fängt Andreas Lange an zu arbeiten. Sechs Tage die Woche, bis um sechs Uhr abends, wenn er seinen Laden schließt. "Und das seit 22 Jahren. Manchmal wundert mich, dass ich noch lebe", sagt er und lacht. Sein Gesicht ist freundlich, aber wirkt auch etwas müde. Andreas Lange ist Konditormeister und Inhaber des "Naschwerk" in der Altstadtgalerie.

Einen Namen gemacht hat er sich mit Torten zu besonderen Anlässen: Hochzeiten, Geburtstagen, Firmenfeiern. "Ich mache das, was die Leute sich wünschen. Egal, ob das ein Kuchen in Form eines Autos ist oder eine zwei Meter hohe Hochzeitstorte", sagt der 56-Jährige. Bei seinen Werken, wie er sie nennt, setzt Lange auf Frische und Qualität, macht Böden, Buttercremes und Dekorationen von Hand, ohne Convenience-Produkte. So eine Torte kann bei ihm dann mal 500 bis 1500 Euro kosten. Für ihn sei das auch Ansporn, etwas Besonderes zu machen. "Es ist das Schönste, wenn eine Braut sich eine spezielle Torte wünscht, aber keine Vorstellung hat, wie man die umsetzen kann. Und dann kommt sie die später bei mir abholen und hat Tränen in den Augen", erzählt der Konditor.

"Früher war ich immer der Depp im Hintergrund"

Das ist auch einer der Gründe, warum der eigene Laden ein Lebenstraum Langes war: "Früher war ich immer der Depp im Hintergrund, heute kann ich den Leuten mein Werk übergeben und kriege dafür Applaus und Dankbarkeit", sagt er. Viele Jahre war der 56-Jährige in Großkonditoreien, hat dort aber gemerkt: "Das war nicht meins, ich wollte mein eigenes Ding machen." Geprägt habe ihn die Arbeit dort aber trotzdem, er habe gelernt, effizient und unter Hochdruck sehr gute Ware herzustellen. "Ich muss schnell sein, um zu überleben." Denn heute sei das Problem, dass es von allem zu viel gibt. "Wenn einer zusperrt, stört das keinen. Man muss sich deshalb von der Masse herausheben", so Lange.

Und das hat er geschafft, hat heute eine große Stammkundschaft, die mehrmals die Woche zum Kaffee und Kuchen zu ihm kommt. Bekannt sei er auch durch seinen teuren Kaffee aus Venedig und seinem selbst aufgebrühten Filterkaffe. Großen Anteil an der guten Kundschaft sieht der Konditor auch in der Lage in der Altstadtgalerie, in die er vor 14 Jahren umgezogen ist. Dort hat er heute einen gemütlichen, traditionell eingerichteten Laden. In der Galerie sei er kulinarisch schön eingebettet, hier kämen Leute her, die auch mal einen Euro mehr ausgeben. Traditionell ist nicht nur sein Laden, sondern auch die Ware hinter der Theke. "Ich mache keinen neumodischen Kram, keine Cake-Pops, keine Cupcakes. Bei mir gibt es klassische Torten", stellt er fest.

Inhabergeführte Geschäfte: Vor dem "Naschwerk" in der Altstadtgalerie kann man sich in Ruhe ein Stück Torte und einen Kaffee gönnen.

Vor dem "Naschwerk" in der Altstadtgalerie kann man sich in Ruhe ein Stück Torte und einen Kaffee gönnen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Dass Lange ein Handwerk ausüben will, war früh klar

Seine Leidenschaft fing schon früh an, Lange ging früher von der Schule, weil er schnell merkte: "Ich möchte nicht studieren, sondern ein Handwerk machen." Schreiner oder Konditor, was von beidem, da war er sich noch nicht so sicher. "Konditor bin ich dann eigentlich nur geworden, weil man da früh anfängt. Ich habe mir eingebildet, dass ich dann auch früh nach Hause komme", gesteht er lachend. An die 65- bis 70-Stunden-Woche, die er heute hat, hat er damals sicher nicht gedacht. "Ich habe nur eine feste Verkäuferin, meine Frau kümmert sich - Gott sei Dank - um den Bürokram und unterstützt mich." Ansonsten sei er aber Mädchen für alles. Beim Backen hat er Unterstützung von Auszubildenden, jedes Jahr lernt er drei junge Leute in seinen Beruf ein. Die schätzen die kleine Größe des Betriebs. "Hier sehen sie wirklich alles, vom ersten aufgeschlagenen Ei bis zur fertigen Hochzeitstorte. Das ist nicht wie im Großbetrieb, wo man auch mal eine Woche nur Zwetschgen entkernt", so Lange.

Der Konditor selbst backt nach wie vor mit Leidenschaft und hofft, seinen Laden noch einige Jahre weiterführen zu können. "Ich möchte gerne arbeiten, bis ich 65 bin. Bis dahin hoffe ich, einen vertrauensvollen Nachfolger zu finden, dem ich das Naschwerk ruhigen Gewissens übergeben kann."

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