An Vorurteilen hatte es in den Neunzigerjahren nicht gefehlt. "Die Frauen wollen nur Kaffee kochen und auch noch dafür bezahlt werden", vermuteten Teile des Gemeinderats, als von der Gründung eines Frauentreffs die Rede war. Die Initiatorinnen und ihre Befürworter wussten es besser und haben sich durchgesetzt. Der Verein bekam zunächst die Alte Halle zur Verfügung gestellt, und inzwischen hat er sich längst etabliert. Am 15. Juli feiert die Nachbarschaftshilfe, wie sie inzwischen heißt, ihr 25-jähriges Bestehen. Geplant ist ein "Tag der offenen Tür", bei dem sich Besucher in den Vereinsräumen samt Café am Lohweg über das Angebot informieren können.
Das hat Vorsitzende Martina Bock jüngst in der Jahreshauptversammlung angekündigt. Eine wichtige Säule der Arbeit ist das Tagesmütterprojekt. Aktuell betreuen 17 Tagesmütter 64 Tageskinder. 22 Kindergruppen besuchen den Kinderpark. Auch im kommenden Herbst wird es wohl wieder zwei Gruppen gegeben, in denen Ein- bis Dreijährige auf den Kindergarten vorbereitet werden. Der jetzige Raum entspricht allerdings nicht den Erfordernissen des Brandschutzes, und weil er im ersten Stock liegt, sei auch die Aufsichtspflicht bei Ausflügen ins Freie nicht leicht zu erfüllen, wie Bock erklärte. Das soll sich aber bald ändern: Die Nachbarschaftshilfe bekommt ihre früheren Erdgeschoss-Räume zurück, sobald die dort untergebrachte Krippe in einen Neubau am Keltenweg umziehen kann.
Dann verfügt sie auch über einen Raum für die lang ersehnte Großtagespflege. Wie berichtet handelt es sich dabei um einen Zusammenschluss von zwei oder drei Tagesmüttern, die zusammen acht bis zehn Kinder betreuen. So kann auch die vorgeschriebene Ersatzbetreuung für den Fall, dass eine Tagesmutter erkrankt, organisiert werden. Die Kinder müssen nicht mehr getrennt und auf mehrere Tagesmütter verteilt werden. Dazu bietet die Nachbarschaftshilfe mehrere Second-Hand-Basare pro Woche an: Dort kann man auch mit schmalem Geldbeutel zum Beispiel gebrauchte Kinderkleidung, Spielsachen, Kinderwagen und Bücher kaufen. Außerdem gibt es jedes Jahr einen Radl- und einen Ski-Sport-Großteile-Basar, der nächste ist am 21. Oktober.
Das Veranstaltungsprogramm umfasst Angebote der momentan einzigen Neufahrner Hebamme Andrea Reiner, einen Musik-Babys-Kurs, Pilates für Schwangere und nach der Rückbildung, Kochabende, Babymassage und Nachbarschaftshilfe im klassischen Sinne: Judith Mayerhanser bringt Menschen zusammen, die kleine Hilfen anbieten oder brauchen. Manchmal gebe es auch Anrufer, die einfach nur Leistungen der Sozialstation günstiger bekommen wollen, berichtete Martina Bock. Hier würden aber klare Grenzen gezogen.
Bei den Neuwahlen wurde Martina Bock ebenso bestätigt wir ihre gleichberechtigten Vorstandskolleginnen Silvia Hahn und Rosi Weber. Um die Kasse kümmert sich weiter Birgit Köpf, Schriftführerin bleibt Henrike Hinrichs. Die Nachbarschaftshilfe hat aktuell 200 Mitglieder. Finanziert werden die Vereinsaktivitäten auch mit einem Regierungszuschuss, der für dieses Jahres um 15 Prozent auf beinahe 9000 Euro erhöht wurde. Finanzielle Unterstützung erhofft man sich durch die Zusammenarbeit mit der Organisation "DenkeRegional". Das Konzept sieht vor, dass örtliche Firmen mit der Nachbarschaftshilfe über soziale Medien eine Werbeplattform bilden. Die Nachbarschaftshilfe bekommt pro Firma eine Vergütung. Derzeit läuft die Firmenakquise.