Schwierige Personalsuche:Lastwagenfahrer werden dringend gesucht

Schwierige Personalsuche: Immer im Stress,immer im Stau. Das Image des Berufsstandes ist schlecht.

Immer im Stress,immer im Stau. Das Image des Berufsstandes ist schlecht.

(Foto: Marco Einfeldt)

Lkw-Fahrer sind nicht nur in Großbritannien rar. Auch Transportunternehmen im Landkreis klagen über einen Mangel. Das könnte bald Folgen haben

Von Charline Schreiber, Freising

In Großbritannien finden sich in den Supermärkten derzeitig leere Regale. Zum einen ist das auf den Brexit zurückzuführen, zum anderen liegt das an fehlende Fahrern in der Logistik. Auch in Deutschland fehlen aktuell Tausende Lastwagenfahrer, das macht sich auch im Landkreis Freieng bemerkbar.

Otto Heinz, Vizepräsident der IHK München und Oberbayern, kennt das Problem. Er selbst ist Miteigentümer des Moosburger Logistikunternehmens "Heinz Entsorgung". Er habe in diesem Jahr stillstehende Fahrzeuge beobachtet - es fehle an Fahrern, die Kapazitäten seien reduziert. Die Größe oder Art des Unternehmens spiele hierbei keine Rolle, betont Heinz. Betroffen seien sie alle. Tippt man in die Internetsuchleiste "LKW-Fahrer gesucht" ein, stößt man, alleine in Bayern, auf Hunderte offene Stellenanzeigen.

Als die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr und auch zu Beginn des Jahres 2021 noch akut grassierte, die Anzahl der nicht geimpften Personen noch weitaus höher war als die der Geimpften, wurde auch weniger Ware transportiert. Die Speditionen haben die Nachfrage mit ihren Fahrern decken können.

Langfristiges Problem

Jetzt ziehe die Wirtschaft aber wieder an und das Fehlen von Fahrern mache sich bemerkbar, betont Heinz. Der Fahrermangel sei ein langfristiges Problem, das sich ohne Nachwuchs zunehmend verschlechtern werde. Besonders stark betroffen sind nach Heinz' Schätzungen drei Viertel der Spediteure. Ein Viertel könne die Aufträge noch gerade so stemmen.

Die Spedition Elfinger in Moosburg ordnet sich letzter Gruppe zu. Geschäftsführer Gerhard Elfinger sagt zwar, auch er könne noch einen Fahrer mehr gebrauchen, den Betrieb könne er mit seinen 14 festangestellten Fahrern aber bislang weiterhin am Laufen halten.

Schlechtes Image

Aber warum spitzt sich die Lage bezüglich der fehlenden Fahrer immer weiter zu? Otto Heinz und Gerhard Elfinger finden hierfür zwei ausschlaggebende Gründe: Zum einen habe der Beruf des Lastwagenfahrers ein schlechtes Image. Das Bild der Fernfahrers, der tagelang im Stau steht, auf Parkplätzen schläft und dabei noch schlecht bezahlt wird, habe sich in den Köpfen der Menschen festgesetzt, kritisiert Heinz.

Der Beruf werde von der Bevölkerung zu gering geschätzt, obwohl die Abhängigkeit von einer funktionierenden Logistik hoch ist. Das würde an den Auswirkungen des Brexits und des Fahrer-Defizits in Großbritannien deutlich, erklärt Heinz. Hinzu komme, dass der Führerschein für einen Lastkraftwagen zwischen 7000 und 9000 Euro koste. Diese Kosten müssen als Privatperson getragen werden, ebenso die Kosten für eine notwendige vierwöchige Berufskraftfahrerfortbildung, erzählen der IHK-Vizepräsident und der Spediteur Elfinger. In Zeiten der Wehrpflicht sind die Kosten für einen LKW-Führerschein von der Bundeswehr getragen worden. "Das ist heute anders und wirkt abschreckend", so Elfinger.

Mitarbeiter fördern

Kathrin Stemberger von der Agentur für Arbeit in Freising empfiehlt Arbeitgebern im Bereich Spedition sich mit der Beschäftigungsförderung auseinanderzusetzen. Für Betriebe gebe es die Möglichkeit, den Ausbildungsberuf des Kraftfahrers oder eine Teilqualifizierung über die Agentur für Arbeit zu fördern. "Die Arbeitgeber müssen sich fragen: Wen habe ich unter meinen Mitarbeitern im Betrieb, den ich fördern kann?

Wer hat Interesse am Beruf des Kraftfahrers?", sagt Stemberger. Die Voraussetzung sei, dass der Mitarbeiter einen Führerschein der Klasse B und Deutschkenntnisse habe. Durch die Beschäftigungsförderung könne der Fachkräftemangel zumindest teilweise aufgefangen werden.

Hohes Durchschnittsalter

Das hohes Durchschnittsalter der Fahrer, in der Spedition Elfinger weit über 50, hat zur Folge, dass eine Vielzahl der Arbeitskräfte in den kommenden Jahren in Rente gehen, der Nachwuchs durch das schlechte Image und die hohen Führerscheinkosten aber weiterhin fehlt. Bewerbungen habe er in den vergangenen Monaten kaum erhalten, sagt der Geschäftsführer. Fahrer für 7,5-Tonner seien das kleinere Problem. Für die Zwölf-Tonner fehle es hauptsächlich an Personal.

"Wenn die Tendenz so weiter geht, kann es auch in Deutschland Ausmaße wie in Großbritannien annehmen", befürchtet Otto Heinz. Gerhard Elfinger geht in den kommenden Jahren vorerst nicht von leeren Regalen aus, auch das Weihnachtsgeschäft sehe er in diesem Jahr nicht als gefährdet an. Er wünsche sich als Arbeitgeber aber, dass der Preisdruck nachlasse, sodass er sein Personal besser bezahlen könne und der Beruf für Nachwuchs attraktiver werde.

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