Schulsozialarbeit:Nicht nur was für Brennpunkte

Schulsozialarbeit: Auch an der Karl-Meichelbeck-Realschule in Freising kann man vielleicht schon bald auf die Hilfe eines Jugendsozialarbeiters zurückgreifen.

Auch an der Karl-Meichelbeck-Realschule in Freising kann man vielleicht schon bald auf die Hilfe eines Jugendsozialarbeiters zurückgreifen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Jugendhilfeausschuss des Kreises entscheidet am Donnerstag über die Einführung von Sozialarbeitern an vier Realschulen. Dort würde man einen positiven Beschluss begrüßen, der Bedarf an einem solchen Angebot sei gegeben

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Sie helfen bei Schwierigkeiten in der Schule oder in der Familie, bei psychischen Problemen, Mobbing, Sucht und vielem mehr: Jugendsozialarbeiter an Schulen. An den Grund- und Mittelschulen im Landkreis Freising hat sich dieses Beratungsangebot für Jugendliche bereits etabliert, nicht so den weiterführenden Schulen. Das soll sich ändern. Der Jugendhilfeausschuss des Landkreises entscheidet in seiner Sitzung am Donnerstag über die Schaffung von je einer Stelle für Jugendsozialarbeit an den beiden Realschulen in Freising, an der Kastulus-Realschule in Moosburg und an der Imma-Mack-Realschule in Eching.

Sollte das im Ausschuss am Donnerstags positiv beschlossen werden, dann wäre das für die Lehrer eine überaus erfreuliche Nachricht. "Unser Direktor Bernd Friedrich und ich, wir kommen beide von der Realschule in Taufkirchen, wo es den Jugendsozialarbeiter schon gibt - wir haben das als sehr gewinnbringend erlebt," sagt dazu Florian Feldmeier, stellvertretender Leiter der Karl-Meichelbeck-Realschule in Freising. Ein Jugendsozialarbeiter habe auch an einer weiterführenden Schule ein breites Einsatzfeld und biete viele Vorteile. Er könne zum Beispiel mit der Klasse arbeiten, um dort das Klima zu verbessern oder Schülern bei persönlichen Krisen helfen. Beispielsweise, wenn ein Elternteil schwer krank sei oder der Hauptverdiener plötzlich arbeitslos werde. Dass ein Jugendsozialarbeiter an einer Schule tätig sei, bedeute nicht zwingend, dass diese Einrichtung eine Brennpunktschule sei. Ein großes Thema seien auch die "Leistungsangst"und das Auftreten von Lernblockaden, so Feldmeier. An der Grundschule durchliefen die Kinder doch einigermaßen behütet die Schulkarriere. Da könne es nach dem Wechsel an eine weiterführende Schule zu Problemen kommen. Für die Schüler wiederum sei der Jugendsozialarbeiter auch noch einmal ein ganz anderer Ansprechpartner. "Natürlich gehen sie bei Problemen auch zum Klassenlehrer, aber der Sozialarbeiter muss ihnen eben später keine Noten geben", erläutert das Feldmeier.

Auch Andrea Weigl, Direktorin der neue Realschule Gute Änger in Freising, würde sich über einen Jugendsozialarbeiter freuen. "Auch wir hier sehen das sehr positiv", sagt sie. In anderen Landkreisen wie in Erding, Ebersberg oder auch im Landkreis München gebe es die Jugendsozialarbeiter an den Realschulen ja schon längst. 520 Schüler besuchen derzeit die Realschule Gute Änger, "und wir wachsen noch", so Andrea Weigl. Auch sie legt Wert auf die Tatsache, dass Jugendsozialarbeiter nicht nur an Brennpunktschulen gebraucht würden, sondern auch an "ganz normalen Schulen". Hier gehe es in erster Linie um Prävention, auch beim Thema Mobbing oder der sozialen Einbindung. Probleme träten nicht nur bei den Jüngeren auf, die von der Grundschule an die Realschule wechseln. Auch ältere Schüler hätten Beratungsbedarf. Der Jugendsozialarbeiter solle auf jeden Fall ein zusätzlicher Ansprechpartner für Jugendlichen sein, "und er bekommt bei uns auch einen eigenen Raum", erklärt Andrea Weigl.

Nicht zur Diskussion steht am Donnerstag die Schaffung einer Stelle für Jugendsozialarbeit in der fünften Realschule im Landkreis, in Au. "Wir sind ja noch im Aufbau mit 186 Schülern in den Jahrgangsstufen fünf bis sieben", erläutert das Schulleiterin Kerstin Liese. Im Vergleich dazu sei der Bedarf an den anderen Realschule mit deutlich mehr Schülern spürbarer. Darum habe ich den anderen erst mal den Vorrang gelassen, "aber wenn bei uns die Schülerzahlen steigen, werde ich mich auch melden", versichert sie. Schon jetzt habe sie die eine oder andere Situation erlebt, "wo ich es gut gefunden hätte, wenn ein Schulsozialarbeiter da gewesen wäre".

Jeweils eine halbe Stelle ist für die neuen Kraft an den vier Realschulen vorgesehen. "Das ist immerhin ein Anfang, nachdem wir jahrelang in dieser Sache dicke Bretter gebohrt haben", kommentiert das Grünen-Kreisrat Johannes Becher. Üppig sei das nicht, wenn man sich beispielsweise die Moosburger Realschule betrachte, die derzeit 932 Schüler verteilt auf 36 Klassen besuchten. Becher hatte schon vor mehr als drei Jahren darauf gedrungen, Jugendsozialarbeit an weiterführenden Schulen einzuführen. Familiäre oder psychische Probleme, Suchtverhalten oder Mobbing, das gebe es auch an der Realschule.

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