Schnelle Lösung nicht in Sicht:Keine Zeit zum Löschen

Schnelle Lösung nicht in Sicht: Wenn es brennt, wie hier 2014 auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Freising, dann muss die Feuerwehr schnell an Ort und Stelle sein.

Wenn es brennt, wie hier 2014 auf einem landwirtschaftlichen Anwesen in Freising, dann muss die Feuerwehr schnell an Ort und Stelle sein.

(Foto: Marco Einfeldt)

Weil der Arbeitsplatz der meisten Feuerwehrleute oft nicht mit ihrem Wohnort identisch ist, stehen tagsüber zu wenig Einsatzkräfte zur Verfügung. Ein Problem ist das vor allem in ländlichen Bereichen

Von Johann Kirchberger, Freising

Während des Tages haben die Feuerwehren im Landkreis ein Problem. Weil der Arbeitsplatz der meisten Feuerwehrleute nicht mit ihrem Wohnort identisch ist, stehen zu wenig Einsatzkräfte zur Verfügung. Trotzdem müssen die Retter und Helfer innerhalb der vorgeschriebenen Frist von zehn Minuten am Einsatzort sein. Das sei momentan ihre größte Sorge, klagte die Führungscrew der Feuerwehren bei einem Gespräch mit dem CSU-Landtagsabgeordneten Florian Herrmann im Weihenstephaner Bräustüberl. "Und das wird ein Riesenthema bleiben, vor allem in ländlichen Bereichen", sagte Kreisbrandinspektor (KBI) Anton Frankl, der zusammen mit seinen Kollegen Josef Maier, Rudolf Schindler und Helmut Schmid, sowie dem neuen Kreisbrandrat (KBR) Manfred Danner der Einladung gefolgt war.

Die mangelnde "Tagesverfügbarkeit" werde sich auch nicht so schnell lösen lassen, sagte Kreisbrandrat Danner. Eine leichte Verbesserung erhofft sich Frankl durch die Anhebung der Altersgrenze für aktive Feuerwehrleute auf 65 Jahre, die nach der vom bayerischen Landtag beschlossenen Novelle des Feuerwehrgesetzes seit 1. Juli in Kraft ist. Einsatzkräfte über 60 Jahre seien nämlich in der Regel öfter zu Hause. Notwendig sei es aber auch, so Frankl, mehr Werbung für die Feuerwehr zu machen, ihren Stellenwert in der Gesellschaft zu verbessern, "schließlich übernehmen wir hoheitliche Aufgaben der Gemeinden".

Viel zu wenig bekannt sei auch, dass eigentlich jeder zwischen 16 und 65 Jahren zum Dienst bei der Feuerwehr verpflichtet werden könne. Danner bedauerte in diesem Zusammenhang, dass die Kommunen bei Stellenausschreibungen nicht klar machen dürften, dass Feuerwehrleute bevorzugt würden.

Herrmann pflichtete ihm bei. Zudem müsse stärker ins Bewusstsein der Bevölkerung gerückt werden, sagte er, dass die Feuerwehren zwar ehrenamtlich tätig sind, "aber trotzdem Profis sind". Helfen würde den Feuerwehren - im Landkreis Freising gibt es 83, dazu noch zwei Werks- und eine Betriebsfeuerwehr - aber auch, wenn im Ernstfall gleich die richtige Notrufnummer 112 gewählt würde. Weil die Einsatzzentralen von Polizei- und Rettungsdiensten immer noch nicht miteinander vernetzt seien, verstreiche hier oft wertvolle Zeit. Auch den eigenen Disponenten in den Leitzentralen müsse klar gemacht werden, so Anton Frankl, dass die Feuerwehr nicht bei jedem kleinen Unfall ausrücken müsse, sondern nur, wenn Gefahr für Leib und Leben bestehe. Oft würde die Feuerwehr gerufen, nur um den Verkehr zu regeln oder um Öl aufzuwischen. Das sei nicht die originäre Aufgabe der Feuerwehr, hier würden oft unnötige Einsätze veranlasst.

"Nicht ganz glücklich", wie sich Frankl ausdrückte, seien die Feuerwehren auch mit dem neuen Digitalfunk "Diginet". Die alten analogen Funkgeräte, die immer noch für die Alarmierung Verwendung fänden, seien besser gewesen. Es mangle vor allem an der "Eindringungstiefe". In den Kellern großer Gebäude etwa funktioniere der Digitalfunk nicht, "dann müssen wir wie früher mit Meldern arbeiten". Herrmann zeigte sich ein wenig überrascht, sei doch der Funk mit einem "riesentechnischen Aufwand" und hohen Kosten eingeführt worden. Dass ständig nachgearbeitet werden müsse, berichtete KBI Schindler. Im nächsten Jahr sei schon das zweite Update nötig, für jedes der rund 1000 Funkgeräte im Landkreis. Der Zeitaufwand dafür betrage 15 bei 20 Minuten, die Kosten für die Kommunen bezifferte er auf 40 bis 50 Euro - jeweils pro Gerät. "Brauchen wir mehr Funkmasten?", fragte Herrmann in die Runde, was KBR Danner bejahte, "das wird kommen müssen".

Ein weiteres Problem der Feuerwehren ist die noch immer nicht funktionierende Bildung von Rettungsgassen auf den Autobahnen, weshalb KBI Schmid höhere Strafen für die Ignoranten forderte, so wie in Österreich. Und natürlich die Gaffer, die Unfälle mit ihren Handys fotografierten und ins Internet stellten. Wünschen würden sich die Feuerwehrführungskräfte auch eine bessere Förderung für den Katastrophenschutz und eine zentrale Lagerstelle. Derzeit seien die Gerätschaften noch bei den Feuerwehren untergestellt und im ganzen Landkreis verteilt. Und natürlich wünscht sich Danner auch ein neues Ausbildungszentrum. Das jetzige in Zolling sei viel zu klein und platze aus allen Nähten. Der Landkreis sei zwar dafür zuständig, müsse aber auch vom Freistaat unterstützt werden, forderte er. Florian Herrmann versprach, sich der Sache anzunehmen.

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