Schleichweg:Schwertransporter auf Abwegen

Das Staatliche Bauamt sieht keine Möglichkeit, umleitungsgeplagte Anwohner an der Wanger Bachstraße zu entlasten.

Von Laura Dahmer, Wang

Thomas Becker muss seiner Wut Luft machen - und das nicht zum ersten Mal. Schon seit vier Monaten kämpft er mit einem Problem, das sich direkt vor seiner Haustür abspielt. Becker wohnt an der Bachstraße in Wang, an der normalerweise nicht viel Verkehr herrscht. Normal ist für die Anwohner seit ein paar Monaten aber nichts mehr: Ihren privaten Zählungen zufolge fahren bis zu 700 Fahrzeuge pro Stunde die schmale, kurvige Straße entlang. Grund dafür ist die Sperrung der Staatsstraße 2084 für den Neubau der Brücke über den Mauerner Bach in Pfettrach.

Die Bachstraße ist jetzt Schleichweg, auch für große Laster

Die Bachstraße hat sich seit Beginn der Bauarbeiten zu einem beliebten Schleichweg entwickelt. Auch für Schwertransporter, die dort wegen einer Beschränkung auf maximal dreieinhalb Tonnen eigentlich gar nicht fahren dürften. Schuld daran trägt für Becker die nach wie vor unzureichende Beschilderung an der Staatsstraße. Deshalb wandte er sich schon Ende Juli an die Behörden, er wurde mehrmals vertröstet, jetzt wurde sein Anliegen offiziell vom Staatlichen Bauamt abgelehnt, sagt er. "Ich fühle mich hilflos, weil jeder aus seiner Sicht im Recht ist. Das Bauamt weist die Verantwortung von sich, weil die Bachstraße nicht Teil der von ihnen ausgewiesenen Umleitung ist und nicht unter ihre Zuständigkeit fällt."

Schleichweg: Autos kommen in der engen, kurvigen Bachstraße noch aneinander vorbei, begegnet einem ein Lastwagen, wird es dagegen kritisch.

Autos kommen in der engen, kurvigen Bachstraße noch aneinander vorbei, begegnet einem ein Lastwagen, wird es dagegen kritisch.

(Foto: Marco Einfeldt)

Die Gemeinde selbst hat zwar bereits vor Monaten Schilder aufgestellt und die Geschwindigkeit auf 30 Stundenkilometer begrenzt. Gegen die Lastwagen helfe das aber nichts: "Sprechen wir die Fahrer beim Durchfahren an, entschuldigen sie sich immer. Aber wenn sie die Tonnagebeschränkung sehen, ist es schon zu spät", meint Becker. Denn in der Bachstraße gibt es für die Schwertransporter keine Wendemöglichkeit mehr. Becker sagt, er habe schon einige Wendemanöver erlebt, die dann für zehn Minuten die Straße blockiert haben. Die Moosburger Polizei kontrolliere nach wie vor regelmäßig, so Christian Bidinger. Auf seiner Liste, die er persönlich führt, habe er seit Beginn der Bauarbeiten etwa 35 Beanstandungen stehen. "Die Dunkelziffer ist höher, das ist uns auch klar. Aber wir können keine Rundumüberwachung machen", gibt der Leiter der Polizeiinspektion zu bedenken.

Frühzeitige Schilder mit Tonnagebeschränkung sind umstritten

Schilder, die schon weit vorher, vor der letzten Wendemöglichkeit, an der Staatsstraße aufgestellt werden und auf die Tonnagebeschränkung von dreieinhalb Tonnen hinweisen, würden, glaubt Becker, dieses Problem lösen. "Und dann ließen sich die Ortskundigen, die den Hinweis mutwillig übergehen, auch konsequent anzeigen." Dass eine solche Beschilderung hilft, glaubt Andreas Kronthaler indes nicht. "Wenn man der offiziellen, von uns ausgeschilderten Umleitung folgt, würde man gar nicht an Herrn Beckers Haus vorbeifahren", erklärt der leitende Baudirektor des Staatlichen Bauamtes Freising. "Wer sich schon an diese Schilder nicht hält, wird sich auch über Hinweisschilder zur Tonnagebeschränkung hinwegsetzen." Aus seiner Sicht könne man nur den wenigsten Lastwagenfahrern, die durch die Bachstraße fahren, Unwissenheit unterstellen.

Schon an der Staatsstraße Tonnagebeschränkungen aufzustellen und die Schwertransporter so auf die Umleitung zu zwingen, dürfe das Bauamt auch nicht, das läge außerhalb seiner Kompetenzen. "Ich habe zwar hohes Verständnis für Herrn Becker und die Anwohner - aber wir können da einfach nichts machen", bedauert Kronthaler. Trotzdem ärgert es die Anwohner. Beckers Vorschlag: "Mehr Kommunikation. Wenn sich unser Bürgermeister, der aus Mauern und das Straßenbauamt mal zu einer Vor-Ort-Begehung treffen und die Lage besprechen würden, ließe sich das Problem doch sicher lösen." Für den Wanger bleibt jetzt nur noch die Hoffnung, dass die Bauarbeiten an der Brücke wie geplant bis Weihnachten fertig werden. Bis dahin muss er mit dem Verkehrschaos vor der Haustür noch leben.

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