Bezahl-App:Ohne Bargeld zum Uferlos

Bezahl-App: Bezahlen ohne Bargeld, das geht beim Uferlos-Festival ganz einfach, wenn man die entsprechende App auf sein Handy lädt.

Bezahlen ohne Bargeld, das geht beim Uferlos-Festival ganz einfach, wenn man die entsprechende App auf sein Handy lädt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Sponsor Vimpay testet auf dem Festival ein neu entwickelte App, mit der man per Smartphone bezahlen kann. Das Interesse der Kunden steigt, viele Händler aber kennen das Angebot gar nicht.

Von Clara Lipkowski, Freising

Auf dem Uferlos bargeldlos bezahlen? Das ist gar nicht mal neu. Seit vielen Jahren haben etliche Standbesitzer eigene Kartenlesegeräte. Neu aber ist seit diesem Jahr, dass Besucher mit dem Handy zahlen können. Genauer, per Smartphone, denn dazu ist eine App notwendig.

Sie heißt "Vimpay", genau wie das Freisinger Unternehmen und Sponsor, den die Uferlos-Veranstalter in diesem Jahr an Land gezogen haben. Im Vorfeld war die Sparkasse als Hauptsponsor abgesprungen. "Vimpay war es wichtig, das Bezahlkonzept auf dem Festival zu testen", sagt Veranstalter Thomas Sedlmeier.

Konkret heißt das: Ein Besucher lädt die entsprechende, kostenlose App auf das Smartphone, geht damit zu einem Stand, bestellt, scannt einen QR-Code, jenem schwarz-weißen Code, von dem einige schon glaubten, er sei längst tot, und tippt den entsprechenden Betrag für Limo oder Essen ein. Unmittelbar danach ploppt auf dem Handy-Display des Verkäufers die Info auf: Das Geld ist da.

Vimpay? Bitte was?

Bislang allerdings war die Resonanz laut Sedlmeier eher bescheiden. Er höre aber, dass viele Leute darüber sprechen, außerdem kämen immer mehr Standbesitzer hinzu, die das Konzept anbieten wollen, ihnen war vorab eine Teilnahme freigestellt worden. Hört man sich aber auf dem Festivalgelände um, schauen die meisten Standbesitzer und Besucher verdutzt, wenn man Vimpay anspricht. Auch die auffälligen Hinweisschilder sind nur an wenigen Ständen zu sehen. "Bitte was?", fragt eine Verkäuferin für Naturmode und wiegelt dann ab: "Ich tue alles, um mir so etwas vom Hals zu halten." Warum? Der Überwachung wegen, erklärt sie. EC-Zahlungen aber, räumt sie ein, biete sie an, alles andere sei schließlich geschäftsschädigend. Andre Taissin vom "Bioland Restaurant" weiß da noch nichts von dem Konzept, wird aber hellhörig, es könne ja sein, dass seine Kunden bald danach fragen. Sonst aber gehe nur Bares über seine Theke, nach Kartenzahlung erkundigten sich von 500 Kunden vielleicht zwei. Auch ein Schmuckhändler und ein Mitarbeiter vom Piercing-Stand wissen wenig mit Vimpay anzufangen.

Fündig wird man beim Gastronomen Irfan Ünlü, der orientalische Mezze anbietet. Etwa zehn Kunden am Tag bezahlten per Handy, sagt er, das laufe glatt, aber nicht gut finde er, dass er nach der Zahlung jeden Namen seiner Kunden auf seinem Display lesen könne, Stichwort Datenschutz. Das nimmt der Vimpay-Geschäftsführer Peter Schönweitz zum Anlass klarzustellen, dass die Daten der Nutzer nicht in einer Cloud "irgendwo in Amerika" lägen. "Sie bleiben mehrfach verschlüsselt auf dem eigenen Smartphone." Die Namen der Kunden kennt der Verkäufer dennoch, wie bei Kartenzahlungen. Reibungslos funktioniert das Online-Bezahlen nicht immer. "An unserem bisher stärksten Tag, dem vergangenen Samstag, konnte die App ein paar Mal nicht heruntergeladen werden", sagt Veranstalter Sedlmeier. Grund dafür ist das Mobilfunknetz, das wegen der vielen Besucher überlastet war - obwohl es vor ein paar Jahren für das Volksfest verstärkt wurde - aus Sicherheitsgründen, Menschen müssen telefonieren können, sollte etwas passieren. Dass Beträge durch den Internetausfall falsch oder doppelt abgebucht wurden, sei aber bisher nicht passiert, meint Sedlmeier.

Die App funktioniert auf Guthabenbasis - man kann nur mit dem Betrag zahlen, den man auch aufgeladen hat

Nutzer, die die Bezahl-App herunterladen, müssen einige Daten preisgeben: ein Konto, den Namen, das Alter, die Adresse. Und sie müssen ein Passwort mit Buchstaben und eines mit Ziffern hinterlegen. Dann lädt der Nutzer Geld auf - am Infostand auf dem Festival in bar, per Karte oder iTan-Verfahren am Handy. Mit "unkompliziert und schnell" wird das Konzept beworben, man sollte aber 15 Minuten einplanen, um alles einzurichten.

Dann aber soll man auch in Supermärkten mit der App bezahlen können, per Mini-Mastercard, sagt der Vimpay-Geschäftsführer. Er ist geradezu euphorisch, was die Resonanz auf dem Festival angeht. Das ist wenig verwunderlich, bekommt das Unternehmen doch in kurzer Zeit mehrere Hundert neue Kunden, täglich laden laut Schönweitz rund 100 Nutzer die App herunter, zur Bezahlmethode angemeldet haben sich seit der Uferlos-Eröffnung etwa 150. Schönweitz jedenfalls ist so begeistert, dass für ihn schon feststeht, dass er auch 2019 beim Uferlos dabei sein wird.

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