Schattenschlag und Lärm:Ungeliebte Windkraft

In Hohenbercha wächst der Widerstand gegen die Ausweisung von Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen in der Nachbargemeinde Fahrenzhausen. Gastwirt Andreas Hörger fürchtet um die Ruhe in seinem Bio-Hotel.

Petra Schnirch

- Die Bürgerversammlung in Kranzberg am Dienstagabend ist sehr ruhig verlaufen, einen Tag zuvor in Hohenbercha aber gab es einen großen Aufreger. Dass die Nachbargemeinde Fahrenzhausen direkt an der Gemeindegrenze zwei Konzentrationsflächen für Windkraftanlagen ausweisen will, behagt vielen in der 400 Einwohner zählenden Ortschaft gar nicht. Auch in der Gemeinde Fahrenzhausen selbst formiert sich Widerstand: Aus Lauterbach sind 100 Einwendungen gegen die Ausweisung der Zonen eingegangen.

Die Bewohner von Hohenbercha können nicht einmal das. Zwar hat sich der Gemeinderat in Kranzberg gegen das Vorhaben auf Fahrenzhauser Flur ausgesprochen, auf die Planung dürfte das aber keinen Einfluss haben. Mit insgesamt drei Vorrangflächen für Windräder wollen die Kommunalpolitiker in Fahrenzhausen verhindern, dass Investoren an anderen Stellen in der Gemeinde Anlagen errichten und noch näher an Siedlungen heranrücken. Dennoch wären die Windräder nur etwa einen Kilometer von Lauterbach und auch von Hohenbercha entfernt. Gastwirt Andreas Hörger befürchtet, dass der Lärm die Gäste seines Bio-Hotels stören könnte, zumal auch Autobahn und Flughafen schon eine gewisse Belastung darstellen. "Wir haben sehr sensible Gäste, die es ruhig haben wollen." Außerdem hätten sie "jeden Tag, wenn die Sonne untergeht", genau das Windrad und dessen Schlagschatten im Blick. Man müsse schon überlegen, ob Windkraftanlagen in so dicht besiedelten Gebieten sinnvoll sind, meint Hörger. Auch Gemeinderat Hermann Hammerl (FWG) würde die freie Landschaft dort gern erhalten. Vor vielen Jahren wäre in diesem Bereich beinahe die Münchner Mülldeponie errichtet worden, erinnert sich Hammerl. Es gibt aber auch Anwohner, die es gut fänden, wenn der Strom ganz in der Nähe produziert wird.

Wie geht es nun weiter? Hammerl glaubt, dass der Widerstand in Hohenbercha gegen das Projekt in der Nachbarschaft erst richtig wächst, wenn ein konkreter Bauantrag eingeht. Die einzige Chance, ein solches Vorhaben zu verhindern, sieht Hörger in Gesprächen mit den Grundbesitzern. Allerdings weiß er auch, dass die finanzielle Verlockung groß ist. Gerüchte aus Hohenbercha, dass die Investoren bereits vor der Tür stehen und mehrere Windräder errichten wollen, weist der Fahrenzhausener Bürgermeister Rudi Jengkofer (CSU) zurück. Vor zwei Jahren habe ein Grundbesitzer aus diesem Bereich allerdings schon einmal wegen einer Windkraftanlage bei der Gemeinde vorgefühlt, sagt Jengkofer. Ein konkretes Vorhaben, nur 650 Meter von Großnöbach entfernt, konnte mit der Ausweisung der Vorrangflächen jedoch verhindert werden - der Antrag ruht derzeit. Die geplante Regelung sei deshalb als "Schutz für die Bürger" zu verstehen, sagt der Bürgermeister. Die Lauterbacher kritisieren jedoch die Konzentration potenzieller Windkraftanlagen in ihrem Bereich. "Das ist das Kernproblem", sagt Christian Esterl. Er setzt weiter auf einen Dialog mit der Gemeinde.

In seiner nächsten Sitzung, Anfang Dezember, will der Gemeinderat die Einwendungen gegen die Vorrangflächen "emotionslos abarbeiten". In einem halben Jahr könnte das Verfahren abgeschlossen sein, glaubt Jengkofer. Dass es noch zu einem großen Meinungsumschwung kommt, kann er sich nicht vorstellen.

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