Schäden im ganzen Landkreis:Scharf auf Rinde und Knospen

Schäden im ganzen Landkreis: Maschendraht schützt die Bäume am Landratsamt vor scharfen Biber-Zähnen.

Maschendraht schützt die Bäume am Landratsamt vor scharfen Biber-Zähnen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Im Winter wird das Nahrungsangebot kleiner, Biber nagen deshalb bevorzugt Bäume an

Spaziergang in den Isarauen, von Grüneck in Richtung München: An zahlreichen Bäumen ist knapp über dem Boden die Rinde entfernt, andere Stämme wurden ganz offensichtlich so stark bearbeitet, dass sie umgekippt sind, einige hängen über das Ufer in den Fluss. Es ist ein Bild, das in diesen Tagen für die Isarauen im ganzen Landkreis Freising - von Moosburg bis Dietersheim - typisch ist. "Die Biber steigern ihre Aktivitäten, was Gehölzarbeiten angeht", bestätigt der Biber-Beauftragte Klaus Tschampel vom Landratsamt Freising.

In dieser Jahreszeit ändere sich der Stoffwechsel der Tiere - und das verfügbare Nahrungsangebot. Bis vor kurzem konnten sie noch Mais, Weizen und Hülsenfrüchte fressen, "bis Mitte November hatten sie einen reich gedeckten Tisch", sagt Tschampel. Damit ist jetzt aber Schluss, und die Biber steigen von Feldfrüchten auf Rinden und Knospen um. Die Folgen fallen gerade an der Isar besonders auf, weil man dort jetzt weit in die Auen hineinschauen und die Arbeit des Bibers somit noch deutlicher sehen kann. Für die einen ist es ein weiterer Beleg für den oft beklagten schädlichen Fleiß der Nagetiere. Ein Abschuss ist aber nur mit Genehmigung erlaubt. Im Landkreis Freising zum Beispiel wurden im Jahr 2014 etwa 20 Biber erlegt.

Andere freuen sich über das erfolgreiche Wiederansiedlungsprogramm. Denn Ende des 19. Jahrhunderts war der Biber nahezu ausgerottet. In den 1970er Jahren setzte der Bund Naturschutz dann mit Genehmigung des Landwirtschaftsministeriums einige Exemplare aus, seitdem vermehrt sich Europas größtes Nagetier fleißig. An die 20 000 Exemplare soll es inzwischen im Freistaat geben.

Auf 400 Tiere wird die Population im Landkreis Freising geschätzt. Auch hier gibt es immer wieder heftige und kontroverse Diskussionen über die Biber und Beschwerden über Schäden - nicht nur an Fluss- und Bachufern. Auf Futtersuche "laufen sie bis zu einem Kilometer über Land", weiß Tschampel. Dabei überqueren sie auch viel befahrene Straßen. Wegen der Moosach-Biber schützt das Landratsamt die Bäume auf dem Behörden-Parkplatz inzwischen mit Maschendrahtzaun.

Wie viele Tiere es speziell an der Isar bei Grüneck sind, kann Tschampel nicht sagen. Einen Überblick zu gewinnen, ist auch deshalb nicht ganz einfach, weil sich die Biber nicht nur direkt an der Isar wohlfühlen, sondern auch an den Auenbächen im Wald. Fest steht aber: Der Platz reicht theoretisch für immer mehr Biber, denn die Reviere einer Familie werden immer kleiner, "wegen des guten Nahrungsangebotes", so Tschampel. Da könne inzwischen als Revier eine Uferlänge von 500 Metern ausreichen, während man früher von vier Kilometern ausgegangen sei.

Auf Spaziergänge im Wald muss man übrigens trotz angenagter Bäume nicht verzichten. Etwa zweimal pro Woche würden die Wege abgefahren und dabei der Zustand der Bäume kontrolliert, berichtet Klaus Tschampel. "Aber es bleibt natürlich ein gewisses Restrisiko", fügt er hinzu: "Wer bei Windstärke zwölf im Wald spazieren geht, sollte lieber den Stahlhelm aufsetzen."

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