Rudelzhausen:Versorgungsengpass in Flüchtlingsunterkunft

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Ein Zaun um das Haus und ein Sicherheitsdienst sorgen dafür, dass die Quarantäne in der Asylbewerberunterkunft eingehalten wird. (Foto: Marco Einfeldt)

Ein Teil der Bewohner eines Asylbewerberheims steht unter Quarantäne. Das Landratsamt versichert: "Wir lassen niemand hungern."

Von Alexandra Vettori, Rudelzhausen

Unter Quarantäne steht seit Montag ein Teil der Bewohner in der Rudelzhausener Asylbewerberunterkunft, weil ein dort wohnendes Kind bei den Schultests Corona-positiv war. Für die 42 Leute im Heim, darunter viele alleinerziehende Frauen mit Kindern, bedeutet das einige Unbill, zumal die Verständigung mit dem Landratsamt Freising als Unterkunftsbetreiber wohl nicht ganz optimal gelaufen ist. Das jedenfalls sieht Petra Linseisen so, die als ehrenamtliche Helferin derzeit den Hauptteil der Einkäufe für die unter Quarantäne Stehenden erledigt.

Die mangelnde Kommunikation beginnt für sie schon mit dem Funkloch in der Unterkunft. "Da gibt es kein Netz, telefonieren kann man nur, wenn man außerhalb des Gebäudes ist", erzählt sie. Petra Linseisen stellt mit ihrem Mann und ihrer Mutter den Helferkreis in der kleinen Gemeinde im Norden des Landkreises, bei ihr laufen viele Probleme und Anfragen auf. Dennoch hat die Sache mit den Versorgungsengpässen nicht sie an die Öffentlichkeit gebracht, sondern der Flüchtlingsrat, den die Rechtsanwältin einer Bewohnerin über den Fall informierte.

Deren Mandantin ist Mutter von vier Kindern, die Familie darf nicht hinaus, und es fehlt inzwischen am Nötigsten. Das Mitbringen ist schwierig, denn in Rudelzhausen selbst gibt es keinen Supermarkt, alles muss mit dem Linienbus transportiert werden.

Schon der Beginn der Quarantäne war für Petra Linseisen seltsam. Am Sonntagabend habe sie von dem positiven PCR-Test des Kindes in der Unterkunft erfahren, der den schulischen Schnelltest bestätigte und am Montagmorgen gleich das Landratsamt angerufen. "Dann ist den ganzen Tag nichts passiert, aber am Abend gegen 19 Uhr sind Technisches Hilfswerk und Polizei angerückt, die ganze Straße war voll Blaulicht", erzählt Linseisen. Sie fand den Auftrieb befremdlich, "als ob die Leute nicht schon stigmatisiert genug wären". Ein Teil der Bewohner habe da noch gar nicht gewusst, was los ist und sei entsprechend geschockt gewesen. Man baute einen Zaun um die Unterkunft, der Sicherheitsdienst bezog Stellung.

Außer zwei Familien sind alle Bewohnerinnen geimpft, sie durften und dürfen zwar nach draußen, nicht aber ihre Kinder. "Die Frauen wollen ihre Kinder aber nicht allein im Haus lassen", erklärt Linseisen. So sei die Versorgung der Ungeimpften durch die Geimpften, wie vom Landratsamt angeraten, kaum machbar. "Wir haben über die Tafel Lebensmittel geholt, und ich habe für Einzelne eingekauft, aber ich sehe es nicht als meine Aufgabe an, 42 Menschen zu versorgen." Auch seien viele im Heim nicht ausreichend informiert.

Diesen Vorwurf weist Robert Stangl, Pressesprecher im Landratsamt, zurück. Ein Mitarbeiter habe alle per Mail angeschrieben oder per Telefon informiert. Dass der Mitarbeiter einer Familie, die, weil anerkannte Flüchtlinge, nicht mehr in den Zuständigkeitsbereich der Asylverwaltung fällt, eine Reihe von Links für die Online-Bestellung von Lebensmitteln geschickt habe, sei gut gemeint gewesen, betont Stangl. "Aber wir beobachten die Situation dort und werden natürlich niemanden hungern lassen", so Stangl.

Mittlerweile sind zwei Bewohner positiv auf Corona getestet. An diesem Samstag findet eine zweite Reihentestung vor Ort statt. Die verhängte Quarantäne dauert voraussichtlich bis einschließlich 27. November.

© SZ vom 20.11.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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