Renovierungsarbeiten im Pflegeheim:Blumen und Baulärm

Renovierungsarbeiten im Pflegeheim an der Rotkreuzstraße in Freising

Im kommenden Sommer soll der Umbau im Pflegebereich A fertig sein, danach folgt Pflegebereich B, "Hochhaus" genannt.

(Foto: Marco Einfeldt)

Der Alltag für die 150 Bewohner des Freisinger Seniorenheims an der Rotkreuzstraße steht Kopf. Dort herrscht seit über einem Jahr Ausnahmezustand, weil ein Teil des Hauses saniert wird.

Von Alexandra Vettori, Freising

Beim Eintritt in das Heiliggeistspital-Pflegeheim an der Rotkreuzstraße ist alles noch ganz normal: Bunte Blumenkästen, bequeme Sessel für Wartende, im Foyer im ersten Stock blasen die Föhne des Friseursalons, Gelächter dringt von den Tischen im Café Melange. Und doch herrscht zumindest für einen Teil der rund 150 Bewohner seit über einem Jahr Ausnahmezustand, so lange läuft die aktuelle Sanierung in Freisings größtem Pflegeheim bereits.

Wenn Geschäftsführer Hermann Weiß die Treppe zum Keller hinunter steigt und eine schwere Verbindungstür öffnet, offenbart sich das ganze Ausmaß: Die Decken sind abgehängt, Wände aufgeschlagen, Fußböden abgefräst, aus den Wänden hängen letzte Kabel: "Das wird alles komplett erneuert, auch die Haustechnik, dazu kommen komplett neue Bäder und Möbel", sagt er und fügt zufrieden hinzu, "das Schlimmste, den ganzen Staub, haben wir überstanden." Im kommenden Sommer soll der Umbau im Pflegebereich A fertig sein, danach folgt Pflegebereich B, "Hochhaus" genannt.

Weg von den Zweibett- hin zu Einzelzimmern, dazu überall ein Bad. Zuvor gab es eins für vier Zimmer

Ein wenig schmerzlich dagegen mutet die Miene des Geschäftsführers an, wenn er die Baukosten für die Sanierung der 44 Heimplätze in den beiden Bereichen nennt: 6,3 Millionen Euro. "Allein der Brandschutz kommt auf 600 000 Euro, allein die technischen Sachen auf zwei Millionen", fügt Weiß erklärend hinzu. Nötig geworden ist die Sanierung des gut 30 Jahre alten Gebäudes, weil sich die Anforderungen an Pflegeheime verändert haben: weg von den Zweibett- hin zu Einzelzimmern, dazu überall ein Bad und nicht, wie teils im Altbestand, ein Bad für vier Zimmer. Dazu kommt die Geronto-Abteilung mit 20 Plätzen für weglaufgefährdete Demenzkranke, die in einer Art großer Wohngemeinschaft mit Einzelzimmern leben. 2011 ist sie eröffnet worden, derzeit ist sie aber eine einzige Baustelle. Die Bewohner sind für die Dauer der Bauarbeiten im Pflegebereich B untergebracht. "Der Umzug hat wunderbar funktioniert, auch dank vieler Angehöriger", erklärt Prokuristin Christine Holzmaier, Stellvertreterin der Geschäftsführung.

Ein richtiger Pflegekonzern sei man bei weitem nicht, sagt Geschäftsführer Hermann Weiß

Holzmaier und Weiß sind nicht nur für die 150 Menschen im Pflegeheim an der Rotkreuzstraße zuständig, sondern auch für die 53 Bewohner des Wohnstifts an der Heiliggeistgasse 17, wo es Pflegeplätze und betreutes Wohnen gibt. Die Anlage wurde 1987 erbaut und ist auf der Liste der noch ausstehenden Sanierungen der nächste Anwärter. Wann es los geht, das weiß auch Hermann Weiß noch nicht. Dazu kommen das Vinzentinum an der Südseite des Dombergs, wo es 35 betreute Ein- und Zweizimmerwohnungen gibt, die Altstadt-Residenz mit 17 barrierefreien Wohnungen und natürlich die knapp 70 Freisinger, die von den mobilen Diensten der Heiliggeistspital-Stiftung versorgt werden. Ein richtiger Pflegekonzern sei man damit bei weitem nicht, verneint Hermann Weiß die Frage mit einem Lächeln, "das ist überhaupt nicht groß, glauben Sie mir."

Gefragt nach den Sorgen, die drücken, kommen keine Klagen über Baulärm und Schmutz, sondern die Klage, die es so in allen sozialen Bereichen gibt: Personalmangel. 250 Menschen arbeiten im Pflegeheim, und damit steht man gar nicht schlecht da. Zumindest muss kein Aufnahmestopp verhängt werden, wie vergangenes Jahr in der Heiliggeistgasse. "Im Moment sind wir personell relativ gut ausgestattet", sagt Weiß und verweist darauf, dass die Stiftung aber auch viel für das Personal tue.

Bezahlt wird nach Tarifvertrag, es gibt seit Jahren ein Indianer-Zeltlager zur Betreuung der Grundschulkinder der Mitarbeiter in der ersten Augustwoche, regelmäßig unternimmt man Betriebsausflüge. Noch mehr zahlen könne man derzeit nicht, "sie müssen das ja alles refinanzieren", betont Weiß.

Und dann kommen ja noch die Sanierungen: Im ersten Schwung von 2005 bis 2011 wurden 21 Millionen ausgegeben, jetzt 6,3 Millionen, und wie viel es im Heiliggeist-Wohnstift sein wird, kann derzeit noch niemand sagen.

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