Freisinger Bürgerprotest:Hartnäckigkeit zahlt sich aus

FREISING: Wohnungsbau - Baugebiet Neustifter Feld

Auch die geplante Bebauung des Neustifter Felds in Freising erhitzt weiterhin die Gemüter der Anwohner.

(Foto: Johannes Simon)

Mehrmals hat sich in diesem Jahr in Freising gezeigt, dass gegen Politik und Verwaltung gerne mal aufbegehrt wird, oft auch erfolgreich.

Von Thilo Schröder, Freising

Nicht immer sind die Freisingerinnen und Freisinger mit Maßnahmen und Entscheidungen in der Kommunalpolitik zufrieden. Gerne wird dann gemeckert, etwa bei Demonstrationen am Marienplatz oder in den Social-Media-Kommentarspalten. Oder es wird handfest gehandelt, in offenen Briefen an die Rathausverwaltung, den OB und die Stadträtinnen und Stadträte, oder gar entlang von Bürgerentscheiden.

In diesem Jahr, so wirkt es zumindest, haben einige Menschen sich besonders aktiv für ihre Anliegen eingesetzt. Man denke an den Radentscheid, die Debatte um das Neustifter Erdbeerfeld oder jüngst das Engagement von Vöttinger Eltern für eine Ampelanlage. 2021 - rückblickend womöglich ein Jahr, in dem braves Bürgertum zur Randerscheinung wurde.

Anfang 2020 initiiert, drohte der Radentscheid Freising mit Beginn der Corona-Pandemie fast schon im Keim zu versanden. Doch wann immer es die Regelungen fortan zuließen, sammelte das Aktionsbündnis um örtliche Parteien, Fridays for Future, Fahrradverbänden und Geschäften weiter Unterschriften. Im September dieses Jahres dann übergab man Oberbürgermeister Eschenbacher 4700 Unterschriften.

Freisinger Bürgerprotest: Die Initiatoren des Radentscheid Freising - hier bei der Unterschriftenübergabe - und die Stadt einigen sich auf einen Kompromiss.

Die Initiatoren des Radentscheid Freising - hier bei der Unterschriftenübergabe - und die Stadt einigen sich auf einen Kompromiss.

(Foto: Marco Einfeldt)

Wenig später erklärte der Stadtrat das Bürgerbegehren für zulässig, seit Mitte November laufen Verhandlungen zwischen Stadt und Bündnis über einen öffentlich-rechtlichen Vertrag. Der Radentscheid ist insoweit schon jetzt eine Erfolgsgeschichte und zeigt, dass zivilgesellschaftliches Engagement in der Lokalpolitik, dass Beharrlichkeit sich durchaus lohnt.

Weniger erfolgreich lief es zuletzt für die Bürgerinitiative, die sich im Frühsommer gegen die geplante Bebauung des Neustifter Felds formiert hat. Dem Ziel einer deutlich reduzierten Bebauung und einem umfassenden Verkehrskonzept für den Stadtteil ist man nach eigener Ansicht kaum nähergekommen - trotz diverser offener Briefe an Stadtverwaltung und Politik, in denen man dezidiert die eigenen Standpunkte erläutert hat.

In Neustift bleibt es spannend

Anders als beim Radentscheid, der sich am Mobilitätskonzept der Stadt orientiert, scheinen hier grundlegend andere Vorstellungen aufeinanderzutreffen. Die Stadt möchte möglichst vielen Menschen Wohnraum bieten, auch durch Sozialwohnungsbau, die Anwohner fordern hingegen kleinteilig bebaute Grundstücke. Aber womöglich kommt man sich am Ende doch noch näher? Entsprechende Verfahren haben jedenfalls erst begonnen, und auch in Neustift denkt man zumindest nach über ein Bürgerbegehren. Es bleibt also spannend.

Freisinger Bürgerprotest: Die Vöttinger haben ihre Ampelanlage an der Griesfeldstraße bekommen.

Die Vöttinger haben ihre Ampelanlage an der Griesfeldstraße bekommen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Mit einem zunächst deutlich überschaubarer wirkenden Anliegen hatten sich in Vötting Eltern von Grundschülerinnen und Grundschülern jahrelang an der Verwaltung abgearbeitet. Am Ende bekamen sie jetzt aber doch, was sie wollten: eine provisorische Ampelanlage an der Griesfeldstraße, um selbige sicher zu queren. Neben den anderen genannten Initiativen, hinter denen in einem Fall mehrere Organisationen sowie in beiden Fällen eine Vielzahl an wirkmächtigen Unterschriften stehen, ist diese dritte ein Paradebeispiel dafür, dass es für kleine Veränderungen manchmal nicht viel mehr braucht als ein paar Engagierte mit langem Atem.

Auf der anderen Seite stehen eine Verwaltung und lokalpolitische Gremien, die ihrerseits teilweise den Eindruck erwecken, nicht immer besonders zügig zu reagieren. Dass Bürgerinitiativen in Freising dennoch erfolgreich sind, zeigt wiederum: Mit viel Herzblut kann es mit den Anliegen am Ende eben doch klappen.

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