Reitsport:Zwischen Genie und Wahnsinn

Reitsport: Simone Blum will sich nach ihrem Studium zunächst einmal ganz dem Pferdesport widmen.

Simone Blum will sich nach ihrem Studium zunächst einmal ganz dem Pferdesport widmen.

(Foto: Marco Einfeldt)

Für die Springreiterin Simone Blum ist ihre Stute "Alice" ein absolutes Ausnahmetalent. Mit ihr ist sie vor kurzem Deutsche Meisterin geworden und deshalb widmet sie sich vorerst ganz dem Sport

Von Clara Lipkowski, Zolling

Nur ein Studium zu absolvieren, hat Simone Blum nicht gereicht. Nebenher ist sie schon immer gerne geritten und das so professionell, dass es zu zahlreichen Titeln geführt hat. Ihr neuester Coup: Die Zollingerin ist im Juni Deutsche Meisterin im Springreiten geworden. In einem spannenden Stechen konnte sie mit der Stute "Alice" einen fehlerfreien Ritt präsentieren. Drei Sekunden machten den Unterschied: Dieser entscheidende Vorsprung zur Konkurrentin verschaffte ihr den Sieg. Und jetzt, nach Abschluss des Masters in Biologie und Chemie an der TU in München, ist die Entscheidung gefallen - sie widmet sich künftig ganz dem Reitsport.

"Dann fällt der Doppeldruck von Masterarbeit und Reiten weg", sagt die 27-Jährige, "der war ziemlich stressig." Zuvor hatte Blum einen Beruf neben dem Pferdesport angestrebt, sich dann aber doch umentschieden. Und das bedeutet, dass sich im Leben der Simone Blum nun wirklich alles um Pferde drehen wird. "Ich investiere zwölf Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche in den Reitsport", sagt die blonde, zierliche Frau. Gewöhnlich fährt sie mittwochs bis sonntags auf Turniere in ganz Deutschland oder auch mal Italien. Ihr Lebensmittelpunkt aber ist der Reiterhof in Zolling, Gut Eichenhof. Dort stehen immer etwa 40 Pferde, die allesamt der Familie gehören, denn das Reiten ist für die Blums nicht nur ein Familiensport, sondern auch Zuverdienst. Für Kunden trainiert die Familie Pferde und verkauft sie.

Der Vater, Jürgen, war 1996 als Vielseitigkeitsreiter bei Olympia angetreten, Simone Blums Cousinen sind ebenso reitbegeistert und Simone selbst ist beim Springreiten der vielversprechende Nachwuchs in der Familie. Auf dem Gut in Zolling reitet sie zurzeit zehn Pferde. Unter ihnen seien ein paar, die aufgebaut und auftrainiert werden müssen, berichtet Blum. "Wenn Pferde jung sind, also mit etwa fünf Jahren, schnuppern sie langsam in den Reitsport hinein." Ab sieben seien sie dann erwachsen. "Dann geht es Schlag auf Schlag", erklärt sie, denn dann sind die Tiere bereit für sportliche Bestleistungen. So wie "ihre" Alice. Die inzwischen neunjährige rotbraun schimmernde Stute war auch der Grund, das Reiten zum Beruf zu machen. Mit ihr hatte Blum den Meisterschaftstitel geholt. "Alice ist wie ein Sechser im Lotto", sagt sie, "irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn". Das Pferd sei manchmal nämlich ein wenig eigen, so die Reiterin, im Springen aber ein absolutes Ausnahmetalent. "So ein Talent wie Alice bekommt man selten, dass muss ich jetzt noch nutzen." Die Stute hatte Blum von einem befreundeten Pferdehändler empfohlen bekommen. Man kennt sich in den Kreisen des Reitsports. Die Bekannten hatten Alice für zwei Tage an die Blums ausgeliehen. "Ich habe Alice ausprobiert und sofort gewusst: Die ist es."

Beim Ritt achtet Blum auf die Harmonie zwischen Pferd und Reiter. "Wir trainieren jeden Tag, da ist es wichtig, dass wir zusammenwachsen. Das Pferd muss für den Reiter laufen, daher muss der es auf seine Seite bringen." Langweilig werde der Sport nie, sagt sie, weil die Pferde stets Abwechslung bräuchten. Mal trainiere sie Sprünge, mal Gymnastik. "Wie bei Menschen muss sich auch ein Pferd dehnen und stretchen." Längere Ausritte mit Bergsteigen sind genauso Teil des Trainingsprogramms wie das Reiten an der Longe und natürlich das Laufen und Springen im Parcours.

Als Kind hatte Blum einige Sportarten ausprobiert, bevor sie sich für das Reiten entschied. Ballett, Leichtathletik und Tennis waren ganz nett, aber eine echte Leidenschaft hatte sie eben für Pferde. Bereits als Kleinkind setzte ihr Vater sie auf alle möglichen Pferde. Mit zwölf Jahren wurde es ernster mit dem Reiten, Blum fing an, intensiver zu trainieren. Mit 15 nahm sie erstmals an der "Pony-Europameisterschaft" im Springreiten teil und wurde prompt Vierte. Dadurch bestärkt nahm sie an weiteren Turnieren teil, immer als Springreiterin und immer häufiger nahm sie Pokale und Medaillen mit nach Hause.

"Vielseitigkeitsreiten wie mein Vater es gemacht hat, war mir immer zu gefährlich, Dressur zu langweilig", sagt Blum und so kam sie zum Springreiten. Weil die Parcours in der Disziplin immer andere seien, sei auch das Reiten im Wettkampf immer wieder aufregend.

Nach ihrem größten Erfolg, der Goldmedaille der deutschen Meisterschaft, hat die junge Sportlerin schon das nächste Ziel vor Augen: Im bayerischen Nördlingen will sie noch im Juli das Scharlachrennen gewinnen. Gewinnt sie den Ritt, erhält sie zum dritten Mal in Folge die Goldene Daniel-Peitsche. Wer das schafft, darf die Auszeichnung endgültig mit nach Hause nehmen. Das wäre dann ein weiteres schimmerndes Schmuckstück in der Sammlung der Reiterfamilie Blum.

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