Regisseurin Sigi Hollik schwärmt von den Proben:Etwas andere Heimatgeschichten

Regisseurin Sigi Hollik schwärmt von den Proben: Drei ganz unterschiedliche "Heimatfetzen" zeigt die Echinger Theaterwerkstatt - Stücke von Karl Valentin, Oskar Maria Graf und Franz Xaver Kroetz.

Drei ganz unterschiedliche "Heimatfetzen" zeigt die Echinger Theaterwerkstatt - Stücke von Karl Valentin, Oskar Maria Graf und Franz Xaver Kroetz.

(Foto: Marco Einfeldt)

Neben Stücken von Oskar Maria Graf und Karl Valentin bringt die Echinger Theaterwerkstatt "Männersachen" von Franz Xaver Kroetz auf die Bühne, obwohl sich der Autor zunächst dagegen gesperrt hat

Von Klaus Bachhuber, Eching

Das könnten sie sich gleich abschminken, beschied Franz Xaver Kroetz der Echinger Theaterwerkstatt. Gern dürften sie Stücke aus seiner Feder aufführen - aber grad die "Männersachen", das sei nun wirklich eine Nummer zu groß für eine Laienbühne. Regisseurin Sigrid Hollik ließ nicht locker und skizzierte dem Dramatiker, wie die Echinger Truppe das Stück sehe und wie sie es anpacken und aufführen wolle. Und Kroetz stimmte zu. Mit ihrer 2015er Produktion, den "Heimatfetzen", hat sich die Theaterwerkstatt mal wieder einiges vorgenommen. Drei eigenständige Stücke stehen auf dem Spielplan. Das erste, "Schiefe Matratze" von Oskar Maria Graf, ist gar kein Theaterstück, sondern eine Geschichte, die vom Ensemble selbst dramatisiert wurde. Das zweite, "Der Firmling" von Karl Valentin, ist schwer zu spielen, weil jeder Zuschauer die Fassung von Valentin/Karlstadt im Hinterkopf hat. Und dann eben Kroetz' starker Tobak. "Wir liefern einen guten, dichten Abend", sagt Sigi Hollik und lacht. Seit elf Jahren führt sie nun Regie bei der Theaterwerkstatt, "aber so gut war es noch nie", schwärmt sie über die Proben zu den "Heimatfetzen".

Nach vier Jahren Zwangspause wegen der Sanierung ihres "Stammhauses", des Bürgerhauses, ist die Theaterwerkstatt vor Jahresfrist mit "Hannah und ihre Schwestern" zurückgekehrt, einem Stück mit ungewohnt großer Besetzung. Diesmal wird es wieder komprimierter, zehn Akteure stehen auf der Bühne, jeder ist in den drei Stücken mindestens zwei Mal besetzt. Und auch thematisch geht es dorthin zurück, wo die Theaterwerkstatt 2010 mit ihrem "HeimArtabend" angesetzt hatte. "Die meisten sind bei der Stückauswahl doch sehr heimatverbunden", schildert Hollik.

Für den Abend wurden drei Stücke von urbayerischen Autoren zusammengespannt, die auch "alle drei Punks sind", wie Hollik es formuliert: unangepasst, rebellisch, gegen den Strich bürstend, gerne auch laut, in jedem Fall "anspruchsvolle Autoren, anspruchsvolle Menschen". Einziger, allerdings sehr weit gefasster, roter Faden seien "tragische Beziehungen", um die es in allen drei Stücken geht. Die titelgebende Verbindung der "Fetzen" entstand erst nachträglich: Die Stücke beinhalteten, so steht es im Programmheft, "Kleiderfetzen, einen Fetzen Fleisch und nach einem Fetzen Rausch auch mal so viel Streit, dass die Fetzen fliegen - aber es sind halt keine Schmachtfetzen!"

Die "Schiefe Matratze" ist eine Kalendergeschichte von Oskar Maria Graf, von der Theaterwerkstatt in dramatische Bühnenform gebracht. Eine Tragikomödie ist daraus geworden. Kroetz' Stück ist eine Tragödie im archaischen Sinne mit Blut und Leichen, sexuellen Verirrungen. Es wird nach der Pause gespielt, damit zuvor Kinder heimgehen können. "Es ist wirklich erst ab 16", betont die Regisseurin.

Von Valentin dazwischen war sie zuerst nicht überzeugt. Aber damit der Abend nicht "zu schwer, zu frustrierend" werde, hat sie sich überzeugen lassen. Was Diana Leitner als Firmling, Oskar Weissthanner als Vater und Claudia Borst als Kellner daraus gemacht haben, sei begeisternd. Bernd Becker-Gebhard, Ulli Hafen, Angelika Harlander-Kohfeldt, Renate Jordan, Heidrun Spaedte, Martin Erhardt und Karlheinz Wolf stehen ebenfalls auf der Bühne, Oskar Weissthanner hat das Bühnenbild gestaltet, Angelika Harlander-Kohfeldt die Kostüme, Diana Leitner die Requisiten, Heidrun Spaedte engagierte sich als Regieassistentin.

Am Samstag, 25. April, ist um 20 Uhr Premiere im Kellertheater des Bürgerhauses, weitere Aufführungen sind am 7. und am 8. Mai. Die drei Stücke wurden bis Anfang dieser Woche getrennt entwickelt und geprobt, erst auf der Zielgeraden gab es nun die Durchläufe im Ganzen.

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