Süddeutsche Zeitung

Reden wir über:Vermisstensuche auf vier Pfoten

Ella Hufnagel ist Einsatzleiterin der Rettungshundestaffel Isar

Interview von Laura Dahmer, Nandlstadt

Am Sonntagabend bekommt Ella Hufnagel eine SMS: "Vermisste Person in Nandlstadt. Kannst du ausrücken?" Schnell antwortet sie, ein Wort: "Ja". Fünf Minuten später folgt die nächste SMS vom Staffelleiter, mit Treffpunkt und Einsatzleitung. Hufnagel ist Ausbildungsleiterin der Rettungshundestaffel Isar, mit ihrem Team machte sie sich am vergangenen Wochenende auf die Suche nach einer 70-jährigen Rentnerin, die von einem Theaterbesuch nicht ins Seniorenheim zurückgekehrt war. Kurz nach Mitternacht konnten sie die unterkühlte Dame finden. Hufnagel war Einsatzleiterin der Suche.

SZ: Frau Hufnagel, wie läuft so eine Personensuche ab? Was müssen Sie als Einsatzleitung als Erstes tun?

Hufnagel: Ich hole mir nötige Informationen von der Polizei. Wo wurde die Person zuletzt gesehen, wie lange ist das her, was ist zu beachten? Dann, das Wichtigste: der Geruchsgegenstand für die Hunde.

Wie wählen Sie den aus?

Jeder Mensch hat einen individuellen Geruch, Gegenstände nehmen den auf. Essenziell ist: Der Geruch muss zu 100 Prozent der gesuchten Person zugeordnet werden. Das ist die einzige Chance, die wir haben. Wenn der Geruch für die Hunde nicht eindeutig ist, haben wir verloren. Ich war also zuerst im Seniorenheim und habe etwas gesucht, was außer der Dame sonst niemand in der Hand hatte.

Den halten Sie den Hunden dann unter die Nase, die gehen auf die Suche. Was ist da wichtig?

Wir sind immer zu zweit unterwegs. Für Hundeführer und Hund ist die Suche eine Stresssituation. Deshalb ist noch eine Begleitperson dabei, die beide entlastet. Auch für den Moment, in dem wir fündig werden: Dem Hund selbst gibt die Person nichts, er will bloß seine Belohnung. Es ist deshalb wichtig, dass sich der Hundeführer zuerst um seinen Hund kümmert, der Begleiter um die gefundene Person.

Normalerweise bilden Sie die Suchhunde aus. Wie war das, mal einen richtigen Einsatz zu leiten?

Es war nicht mein erstes Mal, ich funktioniere da auf Autopilot. Wichtig ist auch, dass ich mich zu 100 Prozent auf mein Team verlassen kann. Die Entscheidungen, die ich treffe, werden voll und ganz getragen und ausgeführt. Das muss auch sein, weil ich bei der Suche selbst nicht dabei bin. Ich bin Ansprechpartner für die Polizei, bin in Verbindung mit unserem Team und gebe Informationen weiter.

Ihr Team trainiert oft und viel. Lohnt sich das, haben Sie viele Einsätze?

Wir sind eine freie Staffel, werden also nicht ganz so oft dazu gerufen. Aber wir sind überzeugt, dass wir einen guten Beitrag leisten und unsere Hunde auf den Leistungsstand bringen wie große Staffeln. Und: Wir haben die Dame gefunden. Da haben wir uns alle angeschaut und gesagt: Das lohnt sich.

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Quelle:
SZ vom 24.11.2018
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