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Silvia Madhavi ist überzeugt:Mantras bringen Frieden

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Kindergärtnerin aus Moosburg trägt überlieferte Texte in indischem Sanskrit vor, um zur Ruhe zu kommen und die bösen Nachrichten dieser Tage zu bewältigen.

Interview von Clara Lipkowski, Moosburg

Vor fünf Jahren hat die 40- jährige Silvia Madhavi durch ihren Mann das Mantrasingen entdeckt und tritt seitdem regelmäßig im Landkreis auf. Dafür hat sie sich den Künstlernamen Madhavi zugelegt, der übersetzt so viel bedeutet wie "die Freude Bringende".

SZ: Was genau sind Mantras?

Silvia Madhavi: Mantras sind indische Lieder, deren Texte in Sanskrit über lange Zeit überliefert worden sind. Meist handeln sie von indischen Göttern in Tiergestalt, die etwas Bestimmtes symbolisieren, wie der Elefantengott, der Hindernisse überwindet. "Mana" umfasst alle Anliegen oder Gebrechen, die man haben kann, "Tra" bedeutet, dass man beschützt wird. Den Texten geben mein Mann und ich unsere eigenen Melodien, die meistens aufheitern, statt melancholisch stimmen sollen.

Was wollen Sie mit Mantras bewirken?

In unserer Musik geht es darum, Frieden zu finden, und das in erster Linie mit sich selbst. Denn reden kann man über Frieden viel, aber um ihn zu finden, muss man bei sich selbst anfangen. Wie will man die schlimmen Dinge in der Welt bewältigen, wenn man nicht mit sich selbst im Reinen ist? Es geht darum, bewusst den Kopf auszuschalten, nicht nachzudenken und sich ganz auf das Spüren zu konzentrieren.

Ihre Konzerte sind Mitmachkonzerte, wie genau läuft das ab?

Meistens wird die Melodie mit Begleitung von Instrumenten angesungen und in anderen Tonlagen wiederholt. Die Zuhörer singen dann mit und konzentrieren sich ganz auf die Mantras. Nach den Stücken wird auch nicht geklatscht, denn damit würde man die Stille zerstören, die dann alle spüren und auch hören. Es geht darum, diesen Moment zu teilen und mit sich Frieden zu machen.

Welche Wirkung hat das Mantrasingen auf Sie?

Ich habe gemerkt, dass mir das Singen von Mantras einfach gut tut. Manchmal möchte ich gar nicht die Nachrichten einschalten, weil wieder so viel Schlimmes passiert ist, da hilft es mir, zur Ruhe zu kommen.

Haben Sie Sanskrit gelernt?

Nein, das nicht, aber wir bereiten jedes Stück intensiv vor, weil wir die Bedeutung des Liedtexts kennen wollen. Nächstes Jahr reisen wir nach Indien, um die Kultur noch besser zu verstehen.

Wollen Sie das Mantrasingen zum Hauptberuf machen?

Am liebsten ja, aber in meinem Beruf als Kindergärtnerin kann ich das Singen auch einbringen. Zum Beispiel hatten wir einen Jungen, der nicht aufgehört hat zu weinen. Mein Mantragesang hat ihn dann beruhigt. Da habe ich gesehen: Es wirkt einfach.

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Quelle:
SZ vom 11.08.2016
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