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Reden wir über Clowns:Grinsefratzen und echte Spaßmacher

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Ein richtiger Clown ist nie böse, betont Elisabeth Makepeace. Sie muss es wissen, sie ist Gründerin des Vereins Klinikclowns

Von Simon Bauer, Freising

Horrorclowns versetzen aktuell Menschen mit ihren grausigen Masken in Angst und Schrecken. Die Figur des Clowns ist bereits früher in Horrorfilmen dämonisiert worden, bekanntestes Beispiel ist Stephen Kings "Es". Panische Angst vor Clowns ist mittlerweile sogar eine anerkannte Krankheit. Doch eigentlich sollen die verkleideten Gestalten mit den roten Nasen und der bunten Schminke die Menschen durch ihre tollpatschigen Späße zum Lachen bringen. Auf dieses Grundprinzip beruft sich der 1997 gegründete Verein Klinikclowns. Diese sollen schwerkranken Kindern und Erwachsenen Momente der Freude bereiten. Die Freisingerin Elisabeth Makepeace (), Gründerin des Vereins, spricht mit der Freisinger SZ über das Bild des Clowns.

SZ: Ist der Begriff "Clown" für maskierten Horrorgestalten überhaupt zutreffend?

Elisabeth Makepeace: Nein, auf keinen Fall, das ist ein großer Fehler. Normalerweise ruft das Wort "Clown" eine gute Assoziation hervor. Es steht für Anarchie, für Frohsinn, für eine kräftigende Auszeit von der Realität und sollte nicht für Angst und Schrecken stehen. Der ursprüngliche Clown ist oft naiv, einfältig, will Spaß haben und Spaß bringen. Die Klinikclowns sind nur dezent geschminkt, mit roter Nase und buntem Kostüm und sollen schöne Momente schenken. Wenn man sich aber die Fotos dieser Horrorgestalten ansieht, dann hat das nichts mehr mit einem Clown zu tun. Das sind offensichtlich gestörte Menschen, die andere Menschen nur erschrecken und terrorisieren wollen. Wir würden sie lieber als "Grinsefratzen" bezeichnen.

Denken Sie, dass die Horrorclown-Situation an Halloween eskalieren wird?

Ich hoffe es nicht, befürchte es allerdings. Es gibt mittlerweile so viele Trittbrettfahrer, die Halloween wahrscheinlich dafür nutzen werden. Wenigstens verkaufen viele Geschäfte aus aktuellem Anlass keine Clownsartikel für Halloween. Das ist gut, man muss die Situation schließlich nicht zusätzlich anheizen. Doch wer die Menschen auf diese Art erschrecken will, findet seine Mittel und Wege.

Hat das Auftreten der Horrorclowns Auswirkungen auf Ihren Verein "Klinikclowns"?

Ich kann natürlich nicht in die Zukunft sehen, was noch passieren wird, doch bisher hat uns deswegen noch niemand angefeindet oder sich von uns distanziert. Wer uns kennt, weiß, wie wir arbeiten. Unsere Clowns sind bunte Figuren, empathisch, sensibel und emotional. Wir wollen die Menschen zum Lachen bringen, blicken ihnen in die Augen und zeigen ihnen, dass wir wie ein offenes Buch für sie sind. Wir verstecken uns nicht hinter schrecklichen Masken. Erst kürzlich hat mir ein Arzt in einem Münchner Krankenhaus gesagt, wie froh er über die Arbeit der Klinikclowns ist. Wir haben die Grinsefratzen kurz thematisiert, danach jedoch nicht mehr davon gesprochen.

Welche Folgen haben die jüngsten Ereignisse für das Image des Clowns im Allgemeinen?

Jeder gute Clown will nicht erschrecken, sondern unterhalten. Er ist lustig und tollpatschig, ab und zu vielleicht etwas anarchistisch und grob, doch niemals böse. Wenn diese schrecklichen Maskenträger Menschen bedrohen und ängstigen, grenzt das an Körperverletzung. Diese Menschen sind keine Clowns und sollten auch nicht als solche bezeichnet werden. Ich hoffe, das alte Bild des Spaßmachers wird dadurch in Zukunft nicht als etwas Schlechtes, Böses angesehen werden.

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Quelle:
SZ vom 28.10.2016
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