"Auf dem roten Teppich rollen" war das Motto der Kundgebung für bessere Fahrradwege in Freising. Die Initiatoren des Radentscheids forderten alle Bürgerinnen und Bürger dazu auf, am Donnerstag zwischen zehn und 13 Uhr zur Mainburger Straße/Ecke Kammergasse zu kommen und das am besten auf dem eigenen Fahrrad. Beginnend ab der Einmündung der Kammergasse wurde eine der Fahrspuren für Autofahrer gesperrt und in einen temporären Fahrradstreifen umgewandelt. Auf dem dort ausgelegten roten Teppich konnten die Freisinger Radfahrer ausprobieren, wie sich sicheres Fahren auf der Mainburgerstraße anfühlen kann.
"Gerechte Aufteilung der Straßenfläche !!!JETZT!!!", steht auf einem eigens für die Demonstration angebrachten Schild, darunter, passend für Freising, ein fahrradfahrender Bär. Ein Polizeiauto sperrt die Spur für Fahrradfahrer ab, welche sich immer wieder auf dem roten Teppich ansammeln. Es wird fleißig geklingelt und immer wieder ertönt durch ein Megafon: "Und jetzt noch eine Runde." Es läuft Musik und die Freisinger Radfahrer freuen sich sichtlich, Teil der Aktion zu sein.
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"Freising eine fahrradfreundliche Stadt? Da kann ich nur lachen", sagt Ursula Blum. Die Freisingerin fährt fast nur mit dem Fahrrad, daher ist es ihr besonders wichtig, dass in Freising etwas vorangeht. "Fahrradfahrer sollten ihre eigene Spur bekommen. In Freising wird man ständig ausgebremst oder muss sich den Platz mit den Fußgängern teilen", merkt Ursula Blum an. "Ich bin einmal in Holland Fahrrad gefahren, da gibt es in allen Städten Fahrradspuren und man ist gleichberechtigt mit den Autofahrern", erzählt sie. Das wünscht sich Ursula Blum nun auch für ihre Heimat. Auch vom Fahrradentscheid Freising sind viele engagierte Helfer vor Ort, die neben ihren blauen Westen eine passende Maske tragen, darauf abgebildet: ein Fahrradfahrer.
Eine der Ehrenamtlichen ist die Freisinger ÖDP-Stadträtin Emilia Kirner. "Wir wollen heute vor allem die Freisinger Fahrradfahrer erreichen und den Menschen zeigen, dass es auch anders geht, dass man sicherer vorankommen könnte." Sie selbst hat kein Auto und ist daher fast ausschließlich mit den Fahrrad unterwegs. Sie hofft, dass die geforderten Veränderungen andere Menschen motiviert, vermehrt das Fahrrad zu nutzen. "Man sieht hier, dass eine Pop-up-Bike-Lane schnell umsetzbar ist. Das Ziel wäre natürlich eine feste Fahrradspur an diesem Straßenabschnitt", erklärt Emilia Kirner.
Sie kann verstehen, dass viele Eltern ihre Kinder in Freising nicht mit dem Fahrrad losschicken wollen. "Für Radfahrer ist es hier wirklich gefährlich, denn die Straße ist stark befahren. Allgemein gibt es hier kaum Fahrradwege".
Auch Jürgen Maguhn hält den Straßenabschnitt für zu gefährlich. "Hier gab es schon viele Unfälle mit Fahrradfahrern und Fußgängern", sagt er. Auch er selbst ist beim Radentscheid Freising aktiv und fährt seit acht Jahren quasi nur noch mit dem Fahrrad. "Ein Auto braucht man hier im Stadtverkehr überhaupt nicht. Viele fahren nur Kurzstrecken, die man locker mit dem Rad bewältigen könnte", sagt Maguhn. "Trotzdem kann ich verstehen, dass sich viele dabei nicht sicher fühlen."
Der Radentscheid hat für den Sommer noch mehr Aktionen in Planung und hofft, dass den Interessen der Radfahrer durch solche Aktionen noch mehr Gehör verschafft wird. "Es muss sich etwas verändern, doch viel wird von der Stadtverwaltung und der Politik nicht umgesetzt. Das ist etwas, was wir stark kritisieren", sagt Maguhn. Es ertönt ein Pfeifen und Klingeln. Neue Demonstranten kommen auf den roten Teppich gefahren und werden fleißig von allen Seiten angefeuert.