Zwischen Allershausen und KranzbergRadeln „light“ gemacht

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So stellen sich die Planer eine Radwegverbindung zwischen Allershausen und Kranzberg vor.
So stellen sich die Planer eine Radwegverbindung zwischen Allershausen und Kranzberg vor. (Foto: SZ-Grafik)

Mithilfe eines kostengünstigen Konzepts soll die Situation für Radfahrende langfristig sicherer werden. Damit sie nicht mehr auf den Hauptverkehrsstraßen fahren müssen, sollen Radwege neu gebaut und bestehende Strukturen erweitert werden.

Von Moritz Frimberger, Freising

„Es hat schon immer geheißen, entweder keine Planung oder kein Geld“, sagte Bürgermeister Hermann Hammerl wohl halb im Scherz. Jetzt aber ließ sich beides in kleinem Maßstab verbinden, zumindest was die Verbesserung der Fahrrad-Infrastruktur in seiner Gemeinde Kranzberg betrifft. Dasselbe gilt für seinen Amtskollegen Martin Vaas aus Allershausen. Weil Verkehrsmaßnahmen häufig einen hohen bürokratischen, fachlichen und finanziellen Aufwand verlangen und sich über Jahre ziehen, haben sich Kranzberg und Allershausen von der Berliner Verkehrsberatungsagentur „Team Red“ ein „Radverkehrskonzept light“ erarbeiten lassen.

Dieses wurde vor Kurzem in der Klosterbibliothek des Landratsamts und in den Gemeinderäten vorgestellt – und es könnte als Vorbild für andere Gemeinden in der Region dienen, so die Idee. Drei Monate, 5000 Euro. In diesem überschaubaren zeitlichen und finanziellen Rahmen bewegte sich die Konzeption durch das ausführende Fachbüro. Der Zusatz „light“, erklärte Team-Red-Beraterin Angela Zscheischler, habe den Grund, dass „es nicht so umfangreich ist wie Fahrradkonzepte, die wir normalerweise erstellen.“ Die Spar-Variante wurde speziell für Allershausen und Kranzberg erarbeitet.

Bei ihren sonstigen Fahrradkonzepten, sagt Angela Zscheischler, würden auch Fragen „zur Kommunikation – also die Aktivierung der Bevölkerung etwa durch Stadtradeln oder Sternfahrten – und der Serviceausbau in den Gemeinden“ behandelt. Im Fall von Allershausen und Kranzberg beschränkt man sich auf den Ausbau der Fahrrad-Infrastruktur. Nach einer Bestandsaufnahme mittels Datenerhebung, anschließender Analyse und Bewertung wurden mehrere Bereiche in beiden Gemeinden ausgemacht, wo neue Radwege gebaut werden sollen. Auch eine erste Kostenschätzung hat das Planungsbüro abgegeben. Mit einer Firma ist man für einen Teil der Konzeptumsetzung schon in Kontakt. Die Planung ist Teil des über das Leader-Programm der Europäischen Union geförderten Projektes „Interkommunales Mobilitätsmanagement für die MIA-Region“.

Ziel der Erweiterung des Radnetzes ist in erster Linie, die beiden Orte für Radfahrende sicherer zu verbinden. In Allershausen gibt es viele Einkaufsmöglichkeiten und Schulen, die auch Bürgerinnen und Bürger täglich anfahren müssen, die nicht im Ort selbst wohnen. Sondern etwa in Kranzberg, wo diese Einrichtungen nicht in ausreichender Zahl zur Verfügung stehen. Allerdings ist Kranzberg selbst aus einem anderen Grund attraktiv: Durch den Kranzberger See, erklärte Zscheischler, habe der Ort „einen hohen Freizeitwert.“

An der Kreisstraße FS 6 besteht erhöhter Handlungsbedarf

Entscheidende Verbindung ist die Kreisstraße FS 6, die von Allershausen entlang der A9 nach Süden führt. Bei Leonhardsbuch kreuzt die FS 6 die FS 24, die in östlicher Richtung über eine Autobahnbrücke nach Kranzberg verläuft. Entlang beider Straßen gibt es zwischen Allershausen und Kranzberger See bislang keinen Radweg – das soll sich ändern. Entstehen müsste er in mehreren Teilstücken: Vom Kreisverkehr in Allershausen westlich der A9 soll der Radweg zunächst östlich, dann westlich der FS 6 verlaufen. Wegen des hohen Verkehrsaufkommens sei die Kreisstraße derzeit für Radfahrende „ein Albtraum“ und „ein prioritärer Punkt, um hier was zu tun“, so Zscheischler. Auch Fußgänger ohne Licht seien nachts dort unterwegs und brächten sich selbst in Gefahr.

Nach Leonhardsbuch soll der Radweg direkt an der A9 auf einem Feldweg verlaufen – und damit in diesem Teilstück auf nicht asphaltiertem Grund. Aufgrund dessen könne der Bau nicht gefördert werden, erklärte Zscheischler. Zudem bereitet eine Lücke in der Lärmschutzwand den Beteiligten Kopfzerbrechen. Dort muss gegebenenfalls eine Schutzmaßnahme für die Radfahrenden wegen der Gefahr von der A9 her installiert werden. Derzeit werde geprüft, „ob das wirklich nötig ist, dass wir für 200 Meter einen Schutz aufbauen“, so Martin Vaas. Schließlich soll der Radweg ein kurzes Stück am Werkkanal entlanglaufen und weiter an der FS 24 durch Hagenau in Richtung Kranzberger See führen. Ein Radweg über die bestehende Autobahnbrücke sei wohl nur im Zuge einer Sanierung des Überwegs zu realisieren, wie Theresa Schmid von der Gemeinde-Geschäftsleitung in Kranzberg sagt.

Keinen Radweg gibt es derzeit von Allershausen nach Leonhardsbuch und weiter nach Kranzberg.
Keinen Radweg gibt es derzeit von Allershausen nach Leonhardsbuch und weiter nach Kranzberg. (Foto: Marco Einfeldt)

Schon seit Längerem sind die beiden Bürgermeister damit beschäftigt, Grundstücke zu erwerben, die für den Bau des Radwegs benötigt werden. „Da geht es peu à peu vorwärts, auch der öffentliche Druck auf mögliche Verkäufer wird damit größer“, sagte Martin Vaas. Beim Bau des Radwegs selbst wäre die Gemeinde Allershausen nur für das nicht asphaltierte Teilstück an der A9 verantwortlich. Der nördliche Abschnitt liege möglicherweise teils im Verantwortungsbereich der Firmen, an deren Gelände er entlangführt. Das ist aber noch unklar. Der Bau direkt entlang der Kreisstraßen FS 6 und FS 24 wäre Sache des Landkreises Freising.

Nördlich von Kranzberg in Eberspoint soll außerdem ein kurzes Stück entlang der St 2084 in den Fokus genommen werden. „Vom Ende der FS 24 bis zur Abzweigung Richtung Schönbichl wäre es sinnvoll, diesen Bereich zu entschärfen, indem man den Radverkehr auf einen Radweg bringt“, erklärte Hermann Hammerl. Von Kranzberg aus sind es mit dem Fahrrad ungefähr zehn Kilometer bis nach Freising. Ein Schotterweg führt auf dieser Route streckenweise durch den Kranzberger Forst. Dieser werde auch durch die Forstwirtschaft genutzt, sagte Hammerl, „und ist am Schluss deshalb in schlechterem Zustand“. Auch die mittlerweile häufigen Starkregen hätten dem Weg zugesetzt. „Wenn man etwas tun will für die Radfahrenden, muss man solche bestehenden Wege ausbauen und pflegen“, so Kranzbergs Bürgermeister dazu.

Auch innerhalb von Kranzberg und Allershausen soll die Situation für Radfahrende verbessert werden. Beide Orte lägen jeweils innerhalb eines Radius von vier Kilometern, wie Angela Zscheischler aufzeigte. Damit seien alle Punkte von den jeweiligen Anwohnerinnen und Anwohnern per Rad zu erreichen. Vor allem Allershausen ist durch die A9, die den Ort zerschneidet, und die entsprechende Ausfahrt im Ort „irrem Verkehr“ ausgesetzt, wie Zscheischler es nennt. Der Radverkehr müsse vom Hauptverkehrsweg durch den Ort – dem Autobahnzubringer St 2054, der zunächst in die Münchener und dann in die Freisinger Straße übergeht – ferngehalten werden. Das ist durch die Nutzung mehrerer Nebenstraßen auch jetzt schon möglich.

Eine Brücke über die Glonn als „Nadelöhr“ für den Radverkehr soll neu gebaut werden

Um diese in vollem Umfang nutzen zu können, spielt eine Brücke eine tragende Rolle. Sie verbindet unmittelbar an der A9-Unterführung die Albert-Schweitzer-Straße mit einem Feldweg jenseits der Glonn – und ist völlig marode. „Das letzte Hochwasser hat ihr den Rest gegeben, sie ist zwar nicht zusammengebrochen, sieht aber übel aus“, sagte Vaas. Die Planung für einen Neubau dauere bereits drei Jahre, der Bürgermeister sprach von einer „Never-ending story“.

Generell sei das Thema Fahrradnetz in beiden Kommunen schon länger eines, um das man sich kümmere, stellte Zscheischler fest. Der ursprüngliche Plan war, die Brücke auch für Autos befahrbar zu machen. Nun soll sie als reine Fahrrad- und Fußwegbrücke an derselben Stelle neu gebaut werden. Allerdings ist fraglich, ob für die Kosten von rund 800 000 Euro eine Förderung zur Verfügung gestellt wird. Nach aktuellem Stand sei dies nicht der Fall, so Bürgermeister Vaas, „weil ich nachweisen müsste, dass die Brücke ein wichtiger überörtlicher Radverbindungsweg ist“. Genau das versuche man darzustellen, sagte Angela Zscheischler und betonte die Bedeutung des Überwegs: „Die Brücke ist das Nadelöhr für den kompletten Radverkehr in der Gegend. Wenn man sie sich wegdenkt, geht da überhaupt nichts mehr.“ Zusammen mit den Grundstückskäufen mache der Neubau der Brücke den größten Teil der Kosten aus.

Eine weitere Verbesserung für den Radverkehr in Allershausen wären zusätzliche Abstellanlagen für Fahrräder. Angela Zscheischler hat in diesem Zusammenhang vorrangig die Buslinien im Blick, die Kinder und Jugendliche für die Fahrt in weiter entfernte Schulen nutzen. Nach der Fahrt mit dem Rad zum Bus, „gibt es bis jetzt nichts Schönes, um Fahrräder abzustellen“, so die Beraterin des Planungsbüros. Wenn man sich für den Bau von Fahrradständern entscheide, sei es wichtig, dass man die Räder gut am Rahmen befestigen könne. Von Abstellanlagen, in denen Fahrräder vorn festgemacht werden, hält sie wenig: „Es findet kein E-Biker toll, wenn das Vorderrad verbogen wird.“ Auch hinsichtlich Überdachungen müsse man sich Gedanken machen.

Allershausen und Kranzberg sollten auch als Vorbilder für andere Gemeinden in der Region dienen, erklärte die Beraterin: „Wir versuchen eine Möglichkeit zu finden, von der beispielhaft alle Kommunen etwas haben.“ Ob und wann sich alle Bestandteile des Konzepts in dieser Form umsetzen lassen, stehe aber noch nicht fest, sagte Theresa Schmid von der Kranzberger Gemeinde-Geschäftsleitung.

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