Prozess:Handschuh führt zu Verdächtigem

Beim Fesseln der Opfer auf Marzlinger Anwesen verfängt sich ein Plastikrest im Knoten

Von Alexander Kappen, Landshut/Marzling

Der Prozess gegen einen 41-jährigen Mann, der im Mai 2005 mit drei Komplizen drei Bewohner eines landwirtschaftlichen Anwesens in Marzling überfallen und ausgeraubt haben soll, geht in die Verlängerung. Eigentlich hätte am Landshuter Landgericht am Mittwoch das Urteil gesprochen werden sollen. Der Angeklagte sehe bei sich eine Drogenproblematik und zeige Therapiewillen, sagte der Verteidiger. Er beantragte deshalb eine Untersuchung seines Mandanten durch den Landgerichtsarzt. Dessen Gutachten soll dann Aufschluss über die Schuldfähigkeit und eine mögliche Unterbringung in einer Entziehungsanstalt geben. Für das Gutachten wurde am 31. Mai ein weiterer Verhandlungstag angesetzt.

Bei der Fortsetzung des Prozesses am Mittwoch wurde unter anderem eine Sachverständige des Landeskriminalamtes gehört. Sie hatte die DNA-Analyse vorgenommen, die den Angeklagten überführte. Dieser hatte bei der Tat Einweghandschuhe getragen. Beim Fesseln der Opfer mit einem Seil riss am Handschuh eine Fingerkuppe ab und verfing sich im Knoten. Dort wurden die Spuren des heute 41-Jährigen sichergestellt. Nachdem die Polizei mit diesen Spuren zunächst nicht weitergekommen war, "ist es im Jahr 2018 dann zu einem Treffer gekommen", so die Sachverständige. Als der Angeklagte wegen einer anderen Sache festgenommen wurde, führte seine Spur auch zum Marzlinger Raubüberfall im Jahr 2005.

Dabei erbeuteten die Täter damals 2500 Euro - übersahen aber einen Tresor mit mehr als 80 000 Euro sowie einen Waschbeutel mit mehreren Goldbarren. Die drei Opfer von damals, ein älteres Ehepaar und ein Mitbewohner, sind inzwischen gestorben. Deshalb ist die dritte Strafkammer des Landgerichts unter dem Vorsitz von Richterin Inken Bouabe auf die Aussagen von Verwandten angewiesen.

Am Mittwoch sagte die Schwiegertochter des Landwirtsehepaars als Zeugin in der Verhandlung aus. Von dem Überfall selbst habe sie nichts mitbekommen, "ich war ja in der Arbeit", berichtete die 55-Jährige. Sie habe von einem Mitarbeiter ihres Manns davon erfahren, der zum Hof wollte, aber nicht hineinkam, weil die Polizei alles abgesperrt hatte. "Wir sind dann später zu ihnen rausgefahren, aber erzählt haben sie nichts", so die Zeugin. Ihre Schwiegermutter habe nur über Kreuzschmerzen geklagt und berichtet, dass sie geschlagen worden seien. "Beide waren massiv angeschlagen", sagte die Zeugin.

Vor der Tat seien ihre Schwiegereltern "nicht gebrechlich" gewesen und hätten mit dem Mitbewohner den Hof bewirtschaftet. "Mein Schwiegervater war vorher immer lustig, er hat gerne gelacht", erzählte sie. "Aber nach der Sache waren sie seelisch angeschlagen, sie sind immer trauriger geworden." Der Schwiegervater habe nach und nach seinen Tierbestand reduziert und aufgehört, Eier zu verkaufen: "Er hat irgendwann gar nichts mehr gemacht." Beide Schwiegereltern seien später auch im Bezirkskrankenhaus gewesen. Ein früherer Mitbewohner habe jedoch berichtet, "die Schwiegereltern hätten den Vorfall ganz gut weggesteckt", sagte dagegen der Verteidiger.

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