Süddeutsche Zeitung

Protestaktion in Zolling:Tierwohl gibt es nicht umsonst

Bauern aus dem Landkreis Freising demonstrieren vor Aldi-Filiale.

Von Katharina Aurich, Zolling

Mehr Tierwohl in der Landwirtschaft gibt es nicht umsonst. Mehr Platz für ein Nutztier bedeute auch mehr Kosten für den Landwirt und das sollte sich auch in höheren Erzeugerpreisen niederschlagen. Das haben Bauernverbandsvertreter aus dem Landkreis am Samstag bei einer Demonstration vor der Aldi-Filiale in Zolling gefordert. Auch vor anderen Filialen des Discounters in Bayern haben in den vergangenen Tagen Bauernproteste stattgefunden. Ihre Kritik: Aldi fordere mehr Tierwohl, sei gleichzeitig aber nicht bereit, dafür genug zu zahlen.

Die Preise, welche Bauern für ihre Produkte erzielen könnten, würden stattdessen stagnieren oder sogar sinken, kritisierte Gerhard Stock, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Freising des Bayerischen Bauernverbands.

Mit einem Traktor und Plakaten waren Vertreter des Bauernverbandes aus dem Landkreis Freising auf den Parkplatz des Supermarktes gekommen, die zahlreichen Supermarktkunden nahmen die kleine Versammlung eher uninteressiert zur Kenntnis. Ein Zollinger Landwirt bemängelte später, dass er von der Aktion nichts gewusst habe, man hätte doch besser mit mehreren Traktoren vor Ort sein müssen, um eine noch größere Aufmerksamkeit zu erzielen.

Stock beklagte, dass Aldi viel Geld in Werbekampagnen für mehr Tierwohl stecke, aber bei den Landwirten, welche die Haltungsbedingungen ändern müssten, nicht mehr Geld ankomme. Der Landwirte bekämen zum Beispiel für ein Kilogramm Schlachtgewicht eines Schweines lediglich drei Euro. Der Verbraucher müsse sieben Euro für ein Kilo Schweineschnitzel zahlen. Stock forderte, den Landwirten einen größeren Anteil des Produktpreises zu überlassen.

Auch in der Milcherzeugung verlange Aldi, dass sich die Haltung für die Kühe verbessern solle, sonst werde die Milch nicht mehr abgenommen. Davon wären besonders kleinere Betriebe in Süddeutschland betroffen, so Stock. Die meisten von ihnen halten ihre Milchkühe noch in ganzjähriger Anbindehaltung. "Die Existenz Dutzender Höfe im Landkreis Freising steht auf dem Spiel", erklärten Kreisobmann Georg Radlmaier und Kreisbäuerin Elisabeth Mayerhofer. Tierwohl hänge von der Umsetzbarkeit ab. Zu einem Haltungswechsel gehöre auch ein Ende der Niedrigpreise, so Radlmaier. Es sollte jedem Verbraucher bewusst sein, dass man für sieben Euro pro Kilogramm Schweineschnitzel nicht artgerecht erzeugen könne.

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Quelle:
SZ vom 07.02.2022
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