Projekttag am OMG Neufahrn:Mädchenkram mal nur für Buben

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Buben dürfen Rosen beschnuppern und Mädchen beschäftigen sich mit technischen Dingen. Im Neufahrner Gymnasium tauchen die Schülerinnen und Schüler in die Welt des anderen Geschlechts ein.

Von Alexandra Vettori

In die Welt des jeweils anderen Geschlechts tauchten 75 Sechstklässler des Oskar-Maria-Graf-Gymnasiums beim jüngsten Projekttag ein. Die Mädchen widmeten sich Technik-Themen, die Buben beschäftigten sich mit Düften, gesunder Ernährung und der Natur, jede Gruppe ganz ungestört für sich. Angekommen ist der Rollentausch gut, auch beim männlichen Geschlecht. Das war die Absicht der Projekttag-Organisatoren, neben Studiendirektorin Petra Pflästerer auch Mensa-Coach Brigitte Hepting. Dass man sich sowohl für die Mädchen, als auch die Burschen externe Projektpartner gesucht hat, machte die Sache besonders authentisch. Sieben junge Burschen, Durchschnittsalter zwölf Jahre, drückten sich die Nasen platt an einem gläsernen Schaukasten. Das ganze Klassenzimmer duftete nach Bienenwachs. Hinter den Scheiben des Kastens krabbelten Bienen über ihre Waben, Imker Alexander Frenzel vom Imkerverein Massenhausen hatte das Volk mit in die Schule gebracht. "Da ist sie!", gerade hat die Gruppe die Bienenkönigin entdeckt. "Die ist ja end-chillig, die Königin, die tut ja gar nichts", kommentierte ein Bursche die Szene im Stock. Frenzel hat noch weiteres Material dabei, Wachsplatten für Kerzen und Wabenhonig, zum Probieren. "Den könnt ihr einfach auskauen", erklärt er, die Buben lassen es sich nicht zweimal sagen, auch wenn es für die meisten ein ungewohnter Genuss ist.

Ungewohnt war vieles beim Projekttag. "Wir haben so an Pappdeckeln geschnüffelt, die unterschiedlich geduftet haben, nach Zitrone oder Rose, oder so was und wir haben einen Labello gemacht", erzählte Daniel. Der Zwölfjährige fand den Projekttag "cool, weil man so viel selber machen kann." Den Lippenstift hätte es vielleicht nicht gleich gebraucht, meinte ein anderer Bursche, "aber den verschenke ich jetzt halt."

Auch mit gesunder Ernährung haben sie sich beschäftigt, an einer weiteren Station, wo die Buben Müsliriegel herstellten und Obstsalat schnippelten. Ob Kochen jetzt so das Wahre sei, da schieden sich die Geister bei den künftigen Herren der Schöpfung: "Kochen macht immer Spaß", sagt Lucas, "geht schon", schwächte sein Nachbar ab. Generell aber fanden es die meisten der Burschen gut, sich mal mit "Mädchenkram" zu beschäftigen. Nur vereinzelt gab es Stimmen, die lieber das Thema Technik gehabt hätten. Düfte, Ernährung und so was, sei schon auch mal interessant, fand Lucas, während Konstantin abschwächte: "Aber übertreiben muss man nicht."

Das hier, meinte Lucas dazu, sei ja sowieso eher nichts für Mädchen, da kamen die Geschlechterstereotypen dann doch wieder durch, und er zeigte auf den Apfelbaum hinter sich. An dem machten sich vier Buben mit Sägen, Astschere und Leiter zu schaffen. Unter kundiger Anleitung eines Mitglieds des benachbarten Gartenbauvereins schnitten sie Äste ab. "Alles, was über Kreuz wächst und Schatten auf die Äste darunter wirft, kommt weg", erklärte er.

Der Vorsitzende des Vereins, Horst Berger, war recht angetan von den Sechstklässlern: "Die sind sehr willig, die Kinder. Die einen haben Erfahrung, die anderen nicht." Tatkräftig mitgeholfen hätten aber alle, nicht nur beim Obstbaumschnitt, sondern auch beim Schneiden einer Hecke sowie beim Ausholzen des verwilderten Schulgartens. Der soll schon bald wieder aufblühen, auch ein Bienenstock ist in Planung. Da kann sich Berger gut eine künftige Kooperation zwischen Gartenbauverein und Schule vorstellen.

© SZ vom 23.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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