Probefahrt in der Innenstadt: Leise und leistungsfähig

Im Test: In Deutschland wächst das Interesse an Elektrofahrzeugen nur zögerlich. Mit Präsentationen und Probefahrten wie bei den Freisinger Umwelttagen soll sich das ändern.

(Foto: Marco Einfeldt)

Interessierte können bei den Freisinger Umwelttagen einen E-Transporter testen, der bei der Deutschen Post bereits im Einsatz ist. Auch einige städtische Abteilungen sehen sich das Fahrzeug genau an

Ein leises Summen ist das Einzige, was der weiße Kastenwagen von sich gibt, wenn man den Fuß auf das Gaspedal stellt. Deswegen ist bei der Fahrt durch die Untere und Obere Hauptstraße in der Freisinger Innenstadt auch besondere Vorsicht geboten. Denn die vielen Radler und Fußgänger rechnen nicht damit, dass hinter ihnen ein Transporter mit immerhin 1,3 Tonnen Leergewicht anrollt. Anlässlich der Freisinger Umwelttage konnten Interessierte den Transporter am Dienstagnachmittag am Marienplatz genauer unter die Lupe nehmen und zu einer kurzen Probefahrt ausleihen.

Mithilfe des Best-Practice-Programms werden während der Umwelttage verschiedene Aktivitäten aus dem Energiewendebereich in und um Freising vorgestellt. Dabei geht es laut Marie Hüneke, der Klimaschutzbeauftragten der Stadt Freising, um Orientierungsbeispiele, die heute schon gelebt werden. Dazu zählt der Transporter von Streetscooter, das Unternehmen wurde 2010 als Forschungsprojekt im Umfeld der RWTH Aachen gegründet und ist inzwischen eine Tochter der Deutschen Post.

Ursprünglich sei ein Kompaktwagen geplant gewesen, erzählt Michael Fauser aus dem Bereich Marketing und Vertrieb, dann habe aber die Deutsche Post angeklopft. Entstanden ist aus der Zusammenarbeit das Modell "Work", ein modulares Nutzfahrzeug mit einem Kofferaufbau - optimiert für die Bedürfnisse des Paket-Zustellers. Der legt laut Fauser im Schnitt täglich 39 Kilometer zurück und müsse dabei 300 Mal halten. Der Akku des Transporters schafft derzeit eine Reichweite von 80 Kilometern, die Türen seien auf eine Million Öffnungszyklen ausgelegt.

"Wir bauen keinen Pkw, wir bauen ein Werkzeug", sagt Michael Fauser. Mit 4,3 Kubikmeter habe der "Work" ein deutlich größeres Ladevolumen als viele Fahrzeuge der Konkurrenz. Um die Batterie von null auf 80 Prozent aufzuladen, benötigt der Transporter 4,5 Stunden, für eine volle Ladung sind es sieben Stunden. Dies stelle aber kein Probleme dar, weil die Fahrzeuge über Nacht in der Regel zehn bis zwölf Stunden nicht bewegt würden. Die Ladung erfolgt über eine gewöhnliche Steckdose.

Derzeit seien 4000 "Work"-Modelle bei der Deutschen Post im Einsatz, in den kommenden drei bis vier Jahren sollen es bis zu 50 000 werden. Die Flotte besteht aus rund 92 000 Fahrzeugen. Um der steigenden Nachfrage nachzukommen, wird derzeit eine zweite Produktionsstätte in Aachen gebaut, bis Ende des Jahres soll die Produktion von 10 000 auf bis zu 20 000 gesteigert werden. Außerdem werden die E-Fahrzeuge seit fünf Wochen auch an dritte verkauft, an städtische Unternehmen etwa.

Bei der Stadt Freising sind bisher drei E-Bikes und ein elektrisch betriebener Kompaktwagen im Einsatz. Die E-Bikes würden schon von vielen Ämtern genutzt, besonders die Tiefbauplanung greife häufig auf sie zurück. "Es ist aber geplant", sagt Marie Hüneke, "die Flotte langfristig umzustellen". Ein individualisierter Transporter sei super, etwa für die Stadtgärtnerei.

Daher hat auch schon am Dienstagmorgen eine Vorstellung des Transporters stattgefunden, bei dem neben der Stadtgärtnerei der Bauhof, die Stadtwerke, die Stadtentwässerung und die Tiefbauplanung und -vermessung anwesend waren. Bei der Stadtentwässerung sei auch in diesem Haushalt schon ein Elektrofahrzeug im Budget eingeplant. Das Interesse von Seiten der Bürger war am Dienstag eher gering, weniger als ein Dutzend kamen zu der Vorstellung.