Prima leben und Stereo:Festival mit besonderem Charme

Seit Freitag laufen die Aufbauarbeiten für das Open Air am Vöttinger Weiher - fast nur mit ehrenamtlichen Helfern.

Sophia Dollsack

"Das süßeste, tollste, schönste Festival gleich nach dem Immergut", schrieb die Zeitschrift Neon einmal über das "Prima leben und Stereo"-Open Air am Vöttinger Weiher. Für die solcherart gelobte Veranstaltung wird das Gelände rund um den Badesee alljährlich am ersten Wochenende im August in eine Location für ein Musikfestival verwandelt, das inzwischen weit über den Landkreis hinaus bekannt ist: "Die Leute kommen teilweise schon donnerstags mit Bussen und Zelten von weit her", erzählt Reinhard Fiedler, Mitbegründer des Vereins Prima leben und Stereo (Plus) und Veranstalter des Festivals. Am vergangenen Freitag haben die zahlreichen Helfer wieder mit dem Aufbau für das Spektakel begonnen.

Wegen des Werktags sind heute nur sieben Helfer da, ab Samstag werden es dann schon um die zwanzig sein", schätzte Fiedler am Freitag. Am Festivalwochenende selbst seien dann 315 Helfer im Einsatz. "Im Grunde arbeiten jedes Jahr dieselben Leute mit", hat er festgestellt. Das sei von Vorteil, da sie den Ablauf kennen würden. "Trotzdem packen auch jedes Jahr wieder neue Leute mit an, meistens Freunde von Helfern." Fiedler wertet das als Beweis für die Beliebtheit des Festivals. Helfer und Organisationsteam stemmen den Aufbau zum größten Teil selbst: "Andere Festivalveranstalter buchen eine Firma und lassen aufbauen. Wir helfen eine Woche zusammen", erzählt Fiedler und weist damit auf den besonderen Charme des Festivals hin.

Wenn die Helfer selbst nicht nur den Aufbau, sondern auch Einlass, Kasse und sogar die Security übernehmen würden, herrsche eine ganz andere Grundstimmung auf dem Gelände und das, so Fiedler, "merken natürlich auch die Besucher". Für ihn erklärt das auch, weshalb es in 19 Jahren noch keine Schlägerei oder ähnlichen Ärger gab, bei dem ernsthaft hätte eingegriffen werden müssen.

Natürlich gebe es auch Dinge, die nur eine Firma aufbauen dürfe - wie zum Beispiel das Bühnenhaus. "Denn das muss fachgerecht geprüft sein", erklärt Fiedler. Und selbstverständlich sei neben den Helfern auch professionelle Security auf dem Gelände im Einsatz. In diesem Jahr werde es erstmals auch einen eigenen Campingplatz nur für die Helfer geben, antwortet Fiedler auf die Frage nach Neuerungen. Zudem sei im Vorfeld ein rund 80 Seiten langes Sicherheitskonzept ausgearbeitet und mit sämtlichen Behörden abgestimmt worden. "Aufgrund der Ereignisse bei der Loveparade 2010 in Duisburg ist man in Bezug auf das Thema Sicherheit natürlich sensibilisiert", so Fiedler. Im Grunde beinhalte der Plan Vorschriften "wie man die Leute im Evakuierungsfall wegbekommt".

Die Notmaßnahmen sehen Fluchtwege und Sammelpunkte vor sowie Aufstellzonen entlang der Vöttinger Straße für die Rettungskräfte: "Bei einem Notfall würden so viele Rettungswagen und Sanitäter kommen, dass deren Vorgehen genau koordiniert sein muss", erklärt Fiedler. Deshalb werde vorab mit dem Roten Kreuz abgeklärt, welche Flächen und Wege es brauche, um diese dann mieten zu können. Es seien sämtliche möglicherweise eintretenden Fälle samt der dann nötigen Maßnahmen im Detail ausgearbeitet worden, so Fiedler und konkretisiert: "Vom Glassplitter im Fuß bis hin zum Bombenanschlag ist alles berücksichtigt." Es gebe sogar einen Hubschrauberlandeplatz und Notfall-Busse. Mit einer solchen Detailschärfe im Konzept liege das Plus-Festival im bayernweiten Vergleich sehr weit vorne.

Der diesjährige Aufbau verlaufe bisher im Großen und Ganzen ohne Probleme oder größere Zwischenfälle, sagt Fiedler. Natürlich gebe es mal Verzögerungen, wie beispielsweise bei der Lieferung des Bauzaunes. Dieser sollte eigentlich bereits am vergangenen Mittwoch gebracht werden, kam jedoch erst am Freitag an. Das sei aber normal, betont der Veranstalter: "Der Bauzaun war davor bei einem anderen Festival, bei dem es wohl zum Verzug kam." Das einzige Problem in diesem Jahr sei die Hitze: "Bei solchen Temperaturen verlassen einen irgendwann einfach die Lust und die Kraft", findet Fiedler. Es sei jedoch immer noch besser als Regen, den es im Übrigen "beim Aufbau bisher noch nie gab".

Für Regen während des Festivals - dieser ist erfahrungsgemäß nicht auszuschließen - "sind wir gewappnet", betont Fiedler. Die Elektronik sei so aufgebaut, dass ihr der Regen nichts ausmachen würde. Der Vorverkauf laufe in diesem Jahr so gut wie noch nie zuvor: "Die 5000 Karten werden wahrscheinlich schon Montag ausverkauft sein", freut sich Fiedler. Eine Abendkasse gibt es nicht.

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