Präventivarbeit:Jetzt handeln

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Im Jahr 2022 soll die Grundschule Neustift in der neuen Schule am Steinpark aufgehen. Aber das dauert zu lange, deshalb bekommt sie schon vorher einen Sozialarbeiter. Das beschloss der Freisinger Kulturausschuss einstimmig. (Foto: Marco Einfeldt)

Die Zahl der Kinder mit Migrationshintergrund und aus prekären Verhältnissen an der Grundschule Neustift steigt. Deshalb bekommt diese jetzt, noch bevor sie in die Steinpark-Schule integriert wird, einen eigenen Sozialarbeiter.

Von Birgit Goormann-Prugger, Freising

Auch an der Grundschule Neustift soll künftig ein Jugendsozialarbeiter tätig sein. Das hat der Kulturausschuss des Freisinger Stadtrates in seiner Sitzung am Dienstag einstimmig so beschlossen. Die Stadt und der Landkreis werden sich die Kosten dafür teilen. Präventivarbeit soll der Jugendsozialarbeiter leisten, und die scheint auch schon in der Grundschule mehr als nötig zu sein, denn die Arbeit mit den Kindern wird für die Lehrer immer komplexer.

Ihren Antrag auf Schaffung einer Stelle für die Jugendsozialarbeit an der Grundschule Neustift hatte die Rektorin Renate Bruckmeier in einem Schreiben an das Amt für Jugend und Familie auch mit der Tatsache begründet, dass immer mehr Kinder mit Migrationshintergrund und mangelnden Sprachkenntnissen die Schule besuchten. Derzeit liege der bei 35 Prozent, die Tendenz sei steigend. Im Schuljahr 2018/19 würden allein 30 Kinder aus 15 verschiedenen Nationen eingeschult. Bedingt durch die Arbeitsmarktsituation in der Region mit dem Flughafen als großem Arbeitgeber, steige die Zahl der Arbeitnehmer aus dem EU-Ausland, heißt es in dem Schreiben weiter. Es kämen zunehmend Kinder ohne Deutschkenntnisse an die Schule mit Eltern aus prekären Arbeitsverhältnissen im Niedriglohnsektor, die Schichtarbeit leisten müssten und ebenfalls sprachliche Defizite hätten. Die Zahl der Schüler mit sonderpädagogischem Förderbedarf, vor allem im sozialemotionalen Bereich, steige ebenso wie der Bedarf bei der Einzelfallbetreuung. Klassische Familienstrukturen würden wegbrechen, der Bedarf an Hort- und Ganztagsplätzen steige.

Eine Klasse wird als Kooperationsklasse geführt, für Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf

Die dreizügige Grundschule Neustift wird aktuell von 238 Schülern aus 25 verschieden Nationen besucht, im neuen Schuljahr werden es 279 Kinder sein, 101 davon mit Migrationshintergrund. Eine Klasse wird als Kooperationsklasse geführt, in der Kinder mit und ohne besonderen Förderbedarf zusammen unterrichtet werden. Eine weitere soll voraussichtlich im kommenden Jahr hinzukommen. An der früheren Volksschule Neustift ist bereits 2002 eine Stelle für Jugendsozialarbeit eingerichtet worden, allerdings liegt dessen Schwerpunkt bei der Betreuung der Hauptschüler. Mit der Einführung der Mittelschule wurden dann Grundschule und Mittelschule rechtlich getrennt. Seitdem gibt es an der Grundschule keine Jugendsozialarbeit. 2022 soll dann die Neustifter Grundschule in der neuen Schule am Steinpark aufgehen.

Aktuell stelle sich die Situation an der Grundschule in Neustift aber so dar, dass nicht bis zur Fertigstellung des Neubaus auf einen eigenen Jugendsozialarbeiter verzichtet werden könne, betonte Rektorin Renate Bruckmeier. Im Kulturausschuss der Stadt ging der Antrag am Dienstag ohne jeden Widerspruch und ohne Diskussion durch. Birgit Mooser-Niefanger (Freisinger Mitte) betonte die immense Bedeutung von Präventivarbeit bei Kindern aus schwierigen Verhältnissen, wenn sie möglichst früh beginne. Der Jugendsozialarbeiter fungiert gewissermaßen als "Filiale des Jugendamtes". Er betreut Schüler und Eltern der Grundschule, er soll aber auch die Lehrkräfte in schwierige Erziehungssituationen unterstützen und Projekte arbeiten, die in den Unterricht einfließen, auch, um die soziale Entwicklung der Schüler im Umgang miteinander zu fördern.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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