Süddeutsche Zeitung

Neuer Film aus Freising:Der Inbegriff des idealen Priesters

Lesezeit: 3 min

Sebastian Grießl erinnert an Prälat Michael Höck, den "Vater des Dombergs". Für das Porträt hat er viele Zeitzeugen kontaktiert, darunter auch Papst Benedikt.

Von Hannah Braun, Freising

Vor drei Monaten ist der Film über den "Vater des Dombergs" endlich fertig geworden. Zwei Jahre lang hat Sebastian Grießl mit Zeitzeugen wie Papst Benedikt geredet und Archive durchforstet, um ein Porträt des Freisinger Prälaten Michael Höck (1903-1996) zu produzieren. Dieser war seinerzeit Rektor der Domkirche und des Bildungszentrums im Kardinal-Döpfner-Haus. In der NS-Zeit war er vier Jahre lang im ehemaligen Konzentrationslager in Dachau inhaftiert. Mit dem Film "Dr. Michael Höck - Sein Leben und Wirken" möchte Grießl an den Prälat erinnern und seine faszinierende Geschichte erzählen.

Hauptanlass dafür, dass er diesen Film habe machen wollen, erzählt Grießl, sei der persönliche Bezug zu Höck gewesen, den er kennenlernte, als er selber zehn Jahre alt war. Während seiner Rimstinger Priesterjahre war Grießl Ministrant bei ihm und unglaublich fasziniert von seiner Arbeit. "Bei ihm war alles feierlich, höchst feierlich", erzählt er noch immer begeistert. Dies sei für einen Ministranten wie ihn damals ein tolles Erlebnis gewesen.

Beeindruckende Karriere

Viele Jahre später sei er Höck während seiner Arbeit bei der Caritas wieder begegnet, der schließlich auch seine Kinder getauft habe. "Als Filmemacher reizen einen Personen, die viel gemacht haben", sagt Grießl. Höcks Karriere in der Kirche sei so beeindruckend gewesen, dass er mehr über den Freisinger Priester habe wissen wollen, was sich durch die Produktion schließlich auch erfüllte.

"Ein Film über jemanden, der verstorben ist, lebt über Zeitzeugen", erklärt Grießl zu seinen Vorbereitungen. Erst einmal habe er in Erfahrung bringen müssen, welche von Höcks ehemaligen Studenten und Freunden noch lebten und gesundheitlich fit seien. Ein sehr besonderer Mensch sei für ihn Papst Benedikt XVI., der von Michael Höck zum Priester geweiht worden war. Aufgrund seines gesundheitlichen Zustands konnte er Grießl allerdings nicht in Rom empfangen, weshalb sie sich Briefe schrieben, einer des Papstes war fast zwölf Seiten lang.

Einige Antworten des Papstes sind vertont worden

Einige Antworten ließ der Filmemacher später vertonen. Die gemeinsame Freisinger Priesterseminarzeit mit Höck sei vom geteilten Hunger nach Erkenntnis, aber auch von der Atmosphäre familiärer Gemeinsamkeit durchzogen worden. "Viel dazu beigetragen hat unser damaliger Regens Höck, der vier Jahre im Konzentrationslager Dachau gesessen hatte und sich durch seine gemütvolle und herzliche Art, bald den Zunamen ,Vater` erwarb", schreibt der emeritierte Papst in seinen Briefen an Grießl . Er habe versucht, seine "tiefe innere Sympathie für Prälat Höck" auch in den weiteren Erzählungen deutlich zu machen.

Grießl sprach auch mit Verwandten und weiteren Bekannten, die ihm ebenfalls vermittelten, dass Höck als der Inbegriff eines idealen Priesters gegolten habe. Seine Arbeit sei seine Berufung gewesen und obwohl es ja nicht unproblematisch sei, heutzutage einen Film über einen Priester zu machen, sei er davon überzeugt worden, dass der Prälat mit sehr gutem Beispiel vorangegangen sei, sagt Grießl. Auch zu Zeiten des Nationalsozialismus sei Höck für die Versöhnung von Christen und Juden eingetreten und "hat Nazis öffentlich angeprangert", weshalb er schließlich ins KZ in Dachau gebracht worden sei. Das habe ihn stark geprägt und ökumenisch werden lassen.

Nachdem Grießl bei verschiedenen Zeitzeugen über Höck nachgeforscht hatte, besuchte er außerdem das Archiv des Germanicums in Rom, um etwas über sein Priesterstudium zu erfahren. Der Prälat habe wenig Schriftliches hinterlassen, aber es gebe Filmsequenzen unter anderem von seinen Priesterweihen, die ebenfalls in den Film eingebaut wurden.

"All das macht den Film so lang", sagt Grießl, "aber er hätte auch doppelt so lang sein können". Es gebe viel zu erzählen, weshalb der Film schließlich fast zweieinhalb Stunden umfasse. Der Filmemacher will mit seinem ausführlichen Filmportrait Prälat Michael Höck "in den Köpfen und Herzen wieder oder erstmals lebendig werden lassen" und zeigen, was für eine bedeutende Persönlichkeit dieser für die Menschen in seinem Umfeld war, nicht nur geistig, sondern auch kulturell. Der Film kann über sebastian.griessl@googlemail.com als DVD erworben werden.

Sebastian Grießl ist Sozialpädagoge und war über 36 Jahre bei der Caritas beschäftigt, einen Teil davon als Geschäftsführer des Caritaszentrums in Freising. In seiner Freizeit widmet er sich nicht nur gerne seinen vier Kindern und Enkelkindern, sondern auch seiner Leidenschaft, der Kunst beziehungsweise Malerei. Dabei verfolgt er ein ähnliches Ziel wie beim Produzieren von Filmen, nämlich Portraits von interessanten Persönlichkeiten zu zeichnen. Seine nachberuflichen Jahre verbringt er damit, Filme zu machen, Medien zu erstellen und Ehrenämter zu unterstützen. Diese Zeit sieht er als fast genauso abwechslungsreich an wie seine Berufsjahre.

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